Mondlandung oder Elefantenstoßzähne

Matthias Brandts Geschichten von seiner Kindheit im Kanzlerhaus kreisen sich um seine jugendliche Begeisterung für den Mondlandung und seine Abenteuer mit seinem Hund. Die Leser*innen tauchen in der Welt eines sieben Jährigen. Die geschichtlichen Details erscheinen anhand von materiellen Objekten, Liedern und Fernsehsendungen (Saba Kasettenrekorder, Zigarettendosen wie Attaché, Wega-Fernsehen, James Last oder „Bewitched“), die auch einen sieben Jährigen interessieren würde. Sogar den historischen Ereignissen wie die Mondlandung passen zu der Vorstellungskraft eines Kindes. Die Erinnerung wird kaum aus der Jetztzeit kommentiert. Diese historischen Umrisse spiegeln auch die Erinnerungen an seinem Vater. Kaum wird von ihm direkt geschrieben. Als historisch politische Figur bleibt er Kulisse oder Figur in M. Brandts Leben und nur hier und da bekommen die Leser*innen eine Ahnung vom Leben als Sohn des Kanzlers. Es weisen hauptsächlich die emotionalen Bemerkungen zur Familienkultur daraufhin, wie z.B. „Ich behandelte das Problem so, wie es bei uns zu Hause üblich war, und vertagte es.“ (M. Brandt 90)

Lars Brandt schreibt keine Geschichten. Er betrachtet seinen Vater aus der Gegenwart und schreibt auch von seinen Überlegungen zur Arbeit an Erinnerung auf. Er betont, dass diese Betrachtung seines Vaters keine fotographische ist, sondern dass sie ein künstlerisches Model folgt. Ellsworth Kelly oder die Kunstwerke seiner Frau Renate lassen ihm seine Erinnerungen als Ornament darstellen – bei jeder Betrachtung sieht er, und sehen wir als Leser*innen, eine andere Facette seines Vaters. So stehen historischen Ereignisse nicht im Mittelpunkt, sondern Details der Haltung seines Vaters – seine Unterschrift V., sein Umgang mit den Menschen in seinem Alltag, die Vermittlung Termine mit seinem Sohn durch seine Sekretärin usw. Hier sind materielle Objekte Symbole einer Zeit aber auch immer seiner Beziehung zu seinem Vater – wie die Elefantenstoßzähne, die sein Andenken beginnen.

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