Jun 2014
Utz Rachowski
ANDALUSIEN,
Zwei Gedichte Stampfenden Fußes
für Nadja und Jorge
Am Nachmittag war noch Sommer
im Dezember kein Wölkchen
die Berge landeinwärts kahl
Olivenhaine und weiße Städte
was sonst noch zu sagen ist
über Andalusien
für Nadja und Jorge
von einem deutschen Poeten
Am Morgen dozierte Francisco
der Professor den Studenten
meine Poesie sei völlig
untypisch für deutsche Lyrik
keine Erklärung zuviel
die Details zum Weiterdenken
aber sehr nahe
der andalusischen Poesie
Ich war glücklich
wir fuhren nach Ronda
zum 6-Gänge-Menü
Ragout vom Stier für mich
für Nadja Huhn Jorge aß Wild
darüber vergaßen wir Rilke
in Ronda sämtliche Kathedralen
sahen die Brücke über den Fluss
die „Vagina Andalusiens“
Schlucht die ich offenbar kannte
und alle andalusischen Hunde
liebten mich heiß
vielleicht um deinetwillen
Suki, letzte Liebe, Hündchen
Dein pennsylvanisches Grün
dein schönes Indian Summer Braun
ich weiß wo du zu Hause bist aber
nicht wo meine Worte herkommen
wenig Erklärungen die Details
zum Weiterdenken irgendetwas
zwischen Hund und Stier
Salzstreuer und einer für Pfeffer
ein schwarzer Bulle und ein Torero
in roter Mantilla gekauft in Ronda
Auf der Rückfahrt nach Malaga
der Mond purpurn am Himmel
holte sich einen Weihnachtsstern
in seine Schüssel suchte ich gleich
ein zweites Paar Gewürzstreuer
aber es gab nur noch diese Kühe
schwarz und weiß denen man nicht
trauen kann wie deutsche Poesie
geben sie nur Pfeffer und Salz
Von den Küssen und den Seufzern,
von den Tränen und den Klagen
weiß man, woher sie kommen,
doch niemand weiß, wohin sie gehen
(Cantares, Zigeuner-Flamenco)
DER FRIEDLICHE KAMPF
Wie der Stier bin ich
zur Trauer geboren
(Miguel Hernandez)
Im kleinen Gehege aus Holz
eine Arena
auf meinem Küchentisch
schwarz und schwarz-rot
die Hörner die rote Mantilla
stehen sich gegenüber
Torero und Stier:
Salz- und Pfefferstreuer
friedlich in meiner Küche
nur die Sonne Andalusiens
vermissen sie ein wenig
das Meer wie ich euch
die ihr in Malaga lebt
Berlin, Samstag, 7. Dezember 2013
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