15. August 1949
Hier ist wieder der Rudi. Es ist schon eine Weile her, seit ich einen Eintritt schrieb. Viel änderte sich in der Zwischenzeit, jedoch bleibt viel genauso wie es war direkt nach dem Krieg. Eine merkwürdige Mischung aus neu und alt. Wir versuchen jeden Tag uns immer wieder an einem Rhythmus zu gewöhnen, das ist aber kaum zu finden in diesem immer noch weit von heilten Land.
Gestern half ich das Land heilen. Gestern wählte ich für das erste Mal. Es ist ein unmessbar-gutes Gefühl, Teil in einer Demokratie zu nehmen. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die ich nicht mehr als selbstverständlich betrachte, meine freie Wahl zu geben. Ich werde ungern sagen, für welche Partei ich meine Stimme geben, aber ich werde so viel teilen, als zu sagen, dass ich mit den Ergebnissen zufrieden bin.
Ich schließ vor einem Jahr mit dem Studium ab. Ich zog mich von München einen Monat danach. Ich wohne jetzt immer noch in Bayern, nur etwas nördlicher, nicht weit außerhalb der Stadt Würzburg. Ich brauch nach dem Studium etwas Zeit, bevor ich mich wieder für die geistliche Arbeit interessiere. Die Landwirtschaft ruft mich wieder. Ich arbeite jetzt auf einer Farm. Die Einwohner der Gemeinde haben nicht viel, also wir auf der Farm versuchen unser Möglichstes die Gemüse und andere Produkte günstig zu halten. Ich erwarte viel von unserer neuen Republik, aber ich sage heute mit Sicherheit, dass ich Stolz auf meinem Land bin. Wir tun wieder das Gute.