16. August 1961
Hallo hier ist der Rudi. Die Ereignisse der vergangenen paar Tagen brachten mich zum schreiben.
Ja, es ist wahr. Eine Mauer entstand tatsächlich in Berlin. In der Nacht zwischen der 12. und der 13. gingen die Truppen sowie manche Betriebskampfgruppe-Mitglieder auf die Straßen. Vor einigen Monaten es waren nur Gerüchte von einer Mauer zu hören. Vielleicht sollten wir dann nicht allzu überrascht sein. Das Verrückte ist, ist, dass ich teilweise die Entscheidung verstehen kann. Die DDR stirbt von einer immer-größeren Abwanderung ihrer Bürgern, jedoch mit solchen Entscheidungen wie jene, ist es bloß keine Überraschung, dass die entrechteten Menschen weg von der verfluchten “Republik” wollen (wenn Sie es überhaupt eine Republik nennen wollen). Obwohl mein persönliches Wesen sowie meine Grundrechten nicht durch diese Entscheidung direkt beschränkt wurden, ich finde es unerträglich, eine solche Aktion in einem Nachkriegsdeutschland zuzuschauen.
Deshalb finde ich mich derzeit in Berlin. Gestern nachmittags flog ich von Frankfurt nach Berlin. Seit ich meine Masterarbeit fertigte, befinde ich mich immer öfter in Berlin. Mein Zuhause ist und bleibt in Bayern aber die Großstadt bietet viele Gelegenheiten zum schreiben. Es entwickelte in mich auf irgendeiner meinen Reisen eine gewisse Zuneigung dieser Stadt. Ich musste hierher kommen, das wusste sofort als ich die Nachricht hörte. Für diejenige, die von Teilen ihrer Familie getrennt wurden, für diejenige, die kein beschränktes Leben wollen. Ich protestierte an verschiedenen Stellen durch die Stadt, ich und viele Anderen. Viele Anderen, die nichts anderes haben, weil für sie, es nichts anderes in der Welt gibt außer das Leben und die Liebe, die jetzt im Osten eingemauert liegen.