Die 1960er Jahre in Deutschland sind für mich eine Zeit der Verwirrung und Unsicherheit. Junge Menschen protestieren gegen die Regierung, gegen die Autorität, gegen alles, was unser Leben in Ordnung bringt. Ich verstehe es nicht. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der Disziplin und Respekt für die Älteren an erster Stelle standen. Wo ist dieser Respekt geblieben? Die Bilder aus Berlin, Hamburg und Frankfurt schockieren mich. Studenten marschieren auf den Straßen und halten Schilder in der Hand, als ob sie besser wüssten, was richtig und falsch ist. Und dann gibt es Frauen, die verlangen, so viel zu arbeiten und zu verdienen wie Männer! Meine Rolle als Mutter und Ehefrau hat mich immer erfüllt: warum können sie das nicht sehen? Diese jungen Leute wissen nicht, wie viel wir geopfert haben, um dieses Land in Ordnung zu bringen: ihre “Revolution” ist nichts als Undankbarkeit für mich.
Ich weiß, dass mein Schwiegersohn an den Protesten beteiligt ist. Der Mann, der meine Tochter Anna geheiratet hat, steht an der Seite dieser jungen Radikalen. Es ist eine Sache, diese Proteste in den Nachrichten zu sehen, aber zu wissen, dass jemand so nah an meiner Familie aktiv teilnimmt, ist fast unerträglich. Ich kann nicht verstehen, wie Anna ihn dabei unterstützen kann. Ich hatte immer gehofft, dass sie jemanden heiraten würde, der unsere Überzeugungen teilte.