Die 1950er Jahre waren für mich eine Zeit des Stillstands. Während im Westen vom „Wirtschaftswunder“ gesprochen wurde, war hier im Osten alles knapp. Die Mangelwirtschaft bestimmte das Leben. Ich hatte in Dresden einen Job und eine kleine Wohnung, aber oft reichte es gerade so zum Überleben. Ich hörte von Menschen, die in den Westen gingen, wo das Leben angeblich besser war, aber ich konnte mich nie dazu durchringen. Vielleicht aus Angst, vielleicht weil ich nicht wusste, wohin.
Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, existiert nicht mehr so, wie ich sie kannte. Ich dachte oft darüber nach, ob ich hier noch richtig bin. Nach dem Verlust meiner Familie während des Krieges fühlte ich mich nirgendwo richtig zu Hause – weder in der jüdischen noch in der christlichen Welt.
Die Jahre nach dem Krieg waren schwierig. Ich versuchte, ein Leben aufzubauen, aber die Erinnerungen an die Vergangenheit blieben immer präsent. Ich überlegte oft, ob ich in den Westen gehen sollte, um neu anzufangen, aber letztlich blieb ich. Vielleicht war es einfach die Angst vor dem Unbekannten, oder vielleicht die Hoffnung, dass die Dinge sich irgendwann bessern würden.
Felix in den 1950er Jahren
October 22, 2024 | 0 comments