24. Oktober, 1955
Hallo hier ist wieder der Rudi. Es gibt im Westen viele Neuigkeiten. Viel ändert sich. Es fühlt als ob es jeden Tag wäre, dass Änderungen in wirtschaftlichen, politischen, alltäglichen Kreisen gemacht werden. Manchmal finde ich es schwer, mit der Nachricht Schritt zu halten. Jedoch versuche ich trotzdem.
Ich befinde mich wieder im Raum des Studiums. Ich wollte mit meiner Ausbildung weiter machen, doch nicht wieder in München studieren. Es gefällt mir hier in Franken. Nachdem ich mich für eine Stelle bewarb, wurde ich an der Universität Würzburg akzeptiert. Ich beschäftige mich jetzt mit meiner Masterarbeit für Philosophie und miete eine nicht-allzukleine Wohnung innerhalb der Stadt. Die Wohnung gefällt mir, was ein Glück ist, weil andere Möglichkeiten verdammt schwer zu finden sind. Trotz der riesigen Geldsumme, die der Marshallplan zu unserem neuen Staat leistet, dauern die Wiederaufbauprojekte eine Weile (die Neubauprojekte, die wir dringend brauchen, ganz zu schweigen).
Ich schreibe ab und zu Zeitungsartikeln für verschiedene lokale Publikationen. Häufig schreibe ich über die politische Entwicklung unseres Staates, die öfter als nicht eine zufriedene Meinung teilen. Obwohl unsere wirtschaftliche Lage eine unerwartet gute Schwung gerade erlebt, ich denke viel über die fragwürdigen Quellen des Geldes und was es bedeutet, Geld von Länder, die hauptsächlich für sich selbst interessieren. Es gibt mir schlechte Gewissen, so nah mit dem westlichen Supermacht zu verbinden. Währenddessen fühle ich, dass die Trennung zwischen Ost und West immer starker wird.