Zwischen Osten und Westen

ein Blog für Geschichten aus dem geteilten Deutschland

Felix: 8. Mai

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Heute ist der 8. Mai, und meine Gastmutter hat zu mir gesagt, dass der Krieg eigentlich vorbei ist. Ich bin sehr erleichtert, dass die Alliierten Mächte gewonnen haben, aber ich weiß nicht, was ich fühlen sollte. Als ein Jude war ich und meine Familie in den letzten sechs oder sieben Jahren. Und der Krieg hat für fast eine halb meines Lebens gedauert. Ich weiß nicht, was mein Platz in der Welt ist, oder ob es gibt eine noch.

Deutschland schaut sehr anders, als wenn ich ein Kind war, und ich weiß, dass viele Juden nach anderen Ländern geflohen haben. Meine Gast-Eltern sagten immer, dass Deutschland eurer Heimat ist, aber nach allem, was geschehen ist, frage ich mich, ob das für mich noch stimmt. Die Straßen, die ich als Kind kannte, sind zerstört, und die Menschen, die ich einst als Nachbarn ansah, sind entweder verschwunden oder schauen mich jetzt mit leeren Augen an. Meine Gastmutter ist freundlich, aber manchmal sehe ich der Krieg in ihrem Gesicht. Sie sagt, dass die Zukunft besser wird, aber wie kann ich das glauben? Alles fühlt sich so zerbrechlich an, als ob jede falsche Bewegung uns wieder ins Chaos stürzen könnte.

In mir tobt ein Sturm der Gefühle: Erleichterung, Angst, Trauer. Ich habe überlebt, aber was jetzt? Der Gedanke, Deutschland zu verlassen, wie so viele andere, scheint immer häufiger in meinen Kopf zu kommen. Vielleicht wäre es einfacher, irgendwo neu anzufangen, wo die Vergangenheit nicht so schwer auf den Schultern lastet. Aber wohin? Die Welt fühlt sich so groß und fremd an. Vielleicht muss ich nur warten, bis die Zeit heilt. Aber wie heilt man etwas, das so tief verwundet wurde?

 

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