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Paul Michael Lützeler
Zur Geschichte des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch
St. Louis, 31.Dezember 2023
Der hundertste Geburtstag Hermann Broch am 1. November 1986 veränderte vieles in der akademischen Rezeption des Autors. Aus Anlass dieses Gedenktags fand vom 30. Oktober bis 2. November 1986 ein interdisziplinäres Symposium in Stuttgart statt, das 1987 bzw. 1988 in zwei Bänden erschien: der interpretatorische Teil in der Reihe Stauffenburg Colloquium (1987 unter dem Titel „Hermann Broch: Das dichterische Werk“) und der Theorieteil in einem Band der Reihe Suhrkamp Taschenbuch (1988 unter dem Titel „Brochs theoretisches Werk“); in beiden Fällen herausgegeben von mir und Michael Kessler, dem Veranstalter der Stuttgarter Tagung. Michael Kessler hatte das gemeinsam mit mir erarbeitete Programm als leitender Angestellter der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart durchführen können. Es sollte in unserer Planung das erste große, tatsächlich interdisziplinäre und wirklich internationale Broch-Symposium werden und somit vorbildlichen Charakter für weitere Broch-Tagungen erhalten. Angereist waren Vertreter:innen der Germanistik, Philosophie, Religionswissenschaft, Geschichte und Politologie aus Deutschland, Österreich, Frankreich, England, Norwegen, Kroatien, der Türkei, Israel, Neuseeland, Japan und den U.S.A. Eine kleine Rede dort hielt auch Brochs Sohn H.F. (Armand) Broch de Rothermann (1910-1994), der damals in New York lebende Übersetzer und Dolmetscher. Das Symposium fand in der Presse ein positives Echo, besonders in der FAZ.
Diesem Stuttgarter Symposium waren in den 1970er Jahren drei kleine Tagungen vorausgegangen, in denen nur selten der germanistische Horizont verlassen wurde. Die erste Tagung zum Werk Hermann Brochs fand zur Erinnerung an den 25. Todestag des Autors am 30. Mai 1976 in Wien statt, und zwar im Palais Palffy am Josefsplatz im Ersten Bezirk. Das war ein ganzes Jahrzehnt vor dem Stuttgarter Symposium von 1986. Einberufen wurde die Veranstaltung durch den Schriftsteller und Rundfunkredakteur Ernst Schönwiese, der damals Präsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs war. Er kannte Broch seit der Veröffentlichung der Schlafwandler-Trilogie zu Anfang der 1930er Jahre, vermittelte ihm Vorträge in Wiener Volkshochschulen und veröffentlichte einige Dichtungen und Essays von Broch in der Zeitschrift das silberboot. In den Jahren von 1938 bis 1945 hatte Schönwiese sich dem unmittelbaren Einfluss des sogenannten Großdeutschen Reiches entzogen, indem er als Vertreter einer Presseagentur in Ungarn lebte. Er lud zum Symposium nicht nur einige Germanisten der jüngeren Generation ein, sondern auch drei Zeitgenossen, die mit Broch zwischen 1938 und 1945 das Exilschicksal geteilt hatten: den Komparatisten Werner Vordtriede und die beiden österreichischen Schriftsteller Friedrich Torberg und Albert Drach. Zur Gruppe der ehemals Exilierten gehörte auch Annemarie Meier-Graefe Broch, die Witwe des Autors, die in Südfrankreich lebte und als Gast anwesend war. Torberg erinnerte sich an Broch, und Vordtriede sprach über die Bedeutung der Erinnerung im „Tod des Vergil“. Teil dieser Tagung war auch eine Festveranstaltung in Teesdorf bei Wien, wo Broch von 1907 bis 1927 kaufmännischer Leiter einer der Familie gehörenden Spinnfabrik gewesen war. Dort gab es 1976 schon ein Broch-Museum. Bei dieser Gelegenheit hielt Albert Drach eine Rede über Hermann Broch. Drach war ein Jurist und Schriftsteller jüdischer Herkunft. Er bewunderte den Autor und meinte, dass seine zeitgenössischen Kollegen und Kolleginnen in Österreich sich wie die Bremer Stadtmusikanten übereinanderstellen und gleichzeitig ihre Stimmen erheben könnten, ohne doch die Kraft der dichterischen Stimme des poeta doctus Hermann Broch zu erreichen. Albert Drach hatte wie Broch nach der Hitler-Besetzung Österreichs 1938 das Land fluchtartig verlassen und überlebte – nach einer Reihe von Internierungen – in einem Versteck in Südfrankreich. 1947 kehrte er nach Wien zurück, um dort erneut seine Anwaltskanzlei zu eröffnen und sich als Schriftsteller zu etablieren. Von seinen dichterischen Arbeiten konnte er zwar nicht leben, aber wegen seiner Romane wie „Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum“ von 1939 und „Unsentimentale Reise“ von 1966 erhielt er 1988 den Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, also die höchste Auszeichnung im Bereich der deutschsprachigen Literatur. Zwei Jahre später – 1978 – erschienen die Tagungsbeiträge dieses Broch-Symposiums (leider ohne die Rede von Albert Drach) in einem von Joseph P. Strelka edierten Sammelband unter dem Titel „Broch heute“ bei Francke in Bern.
Offenbar angeregt durch den Erfolg dieser Symposiums-Premiere fanden drei Jahre später kurz hintereinander im Frühjahr 1979 zwei – wiederum primär germanistische – Broch-Tagungen an der Yale University in New Haven, Connecticut und an der Universität in Nizza in Südfrankreich statt: in New Haven vom 6. bis 8. April 1979 und in Nizza vom 29. April bis zum 1. Mai des gleichen Jahres. Zur Yale University Library gehört die Beinecke Memorial Library mit dem Hermann-Broch-Archiv. Die Leiterin des Archivs, Christa Sammons, war die Organisatorin des Symposiums in New Haven. Erwähnt werden sollte, dass beim Yale-Symposium Alice L. Kahler, die Witwe des Princetoner Broch-Freundes Erich Kahler, Anekdotisches über Broch als Übersetzer zum Besten gab. Zudem war der Maler und Bildhauer Peter Lipman-Wulf anwesend, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 nach Frankreich und 1942 in die Schweiz geflohen war, damals aber in Sag Harbor, New York lebte. Lipman-Wulf sprach über seine grafische Interpretation von Brochs Roman „Der Tod des Vergil“. Diese Illustrationen erwarb einige Jahre später das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Später stiftete Lipman-Wulf einen weiteren Set der gleichen Illustrationen dem Hermann Broch Museum in Teesdorf bei Wien. Auch der Verleger Brochs, Siegfried Unseld, nahm an der Konferenz als Zuhörer teil. Christa Sammons überließ die Publikation der Referate der Zeitschrift „Modern Austrian Literature“, die 1980 ein Broch-Themenheft brachte.
Die Tagung in Nizza ging auf die Initiative von Richard Thieberger zurück. Thieberger war seiner Herkunft nach jüdischer Österreicher und promovierte 1935 als Germanist an der Universität Wien. 1938 unterrichtete er als Lektor der deutschen Sprache an der Universität Caen in der Normandie. Er kehrte wegen des „Anschlusses“ nicht mehr nach Österreich zurück und erlangte schon bald die französische Staatsbürgerschaft. Nach der Besetzung Frankreichs durch das nationalsozialistische Deutschland überlebte er im Untergrund und wurde nach Kriegsende Kulturoffizier in der französischen Besatzungszone Deutschlands. Von 1951 an konnte er seine akademische Laufbahn als Germanist in Frankreich fortsetzen und lehrte seit 1967 an der Universität Nizza. Er hatte sich einen Namen gemacht sowohl als Georg-Büchner-Forscher wie auch als Kenner des Werks von Thomas Mann. Richard Thieberger veröffentlichte seine Tagung 1980 unter dem Titel „Hermann Broch und seine Zeit“ im Broch-Themenband des „Jahrbuchs für Internationale Germanistik“ (Reihe A, Band 6). Was diese Broch-Symposien der 1970er Jahre gemeinsam haben, war die aktive Präsenz von Autoren und Germanisten, die selbst die Erfahrung des Exils gemacht haben. Diese Symposien, die noch viel von der Exil-Atmosphäre des Autors Broch vermitteln konnten, unterscheiden sich von denen seit der Mitte der 1980er Jahre, in der die jüngeren Generationen von Literatur- bzw. Geistes- und Sozialwissenschaftler zu dominieren beginnen.
1986, als man des hundertsten Geburtstags von Broch gedachte, fand neben dem erwähnten großen Stuttgarter Symposium auch am Österreichischen Kulturinstitut in Warschau eine internationale Tagung statt, die von Karol Sauerland vom 26. bis 30. April 1986 geleitet wurde und deren Vorträge ein Jahr später als Broch-Themenheft in der britischen Fachzeitschrift „German Life and Letters“ zugänglich gemacht wurden. Die dort versammelten Germanist:innen (die meisten kamen aus Polen und Österreich) griffen nicht nur literarische Themen auf. Das Romanwerk stand zwar im Mittelpunkt, doch wurden dabei auch Fragen der Theorie, des Mythos, des Symbolverständnisses, des Massenwahns und der Politik angeschnitten. Auch am Österreichischen Kulturinstitut in Budapest, liess man es sich nicht nehmen, eine Tagung über Hermann Broch zu veranstalten. Die Hälfte der Referent:innen waren Germanist:innen an ungarischen Hochschulen, die anderen aus Österreich, aus Deutschland und den USA. Die zentrale Thematik war die Beziehung zwischen Dichtung und Erkenntnis, über die Broch in seinen Essays aus den frühen 1930er Jahren nachgedacht hatte, und die auch in den Romanen selbst thematisiert wird. Zwei der Referenten – Hartmut Steinecke und Joseph Strelka – fungierten als Herausgeber, als die Tagung in Form eines Sammelbandes unter dem Titel „Romanstruktur und Menschenrecht“ 1990 bei Peter Lang erschien.
Die Reihe der nationalen Broch-Symposien setzte sich im Mai des gleichen Jahres in Paris fort, veranstaltet im Centre Pompidou. Es wurde knapp zwei Jahre später (im März 1988) fortgesetzt in Lyon, und zwar an der Université Lumière Lyon 2. Die Referate der beiden Tagungen erschienen 1989 zusammen unter dem Titel „Broch“, herausgegeben von Jean-Charles Margotton in Aix-en-Provence. Fast alle Vorträge stammten von französischen Germanist:innen und wurden in französischer Sprache vorgetragen. Auch hier interessierte vor allem das dichterische Werk, wenn auch Seitenblicke auf Geschichtsphilosophie, auf Heidegger und auf den Zusammenhang von Dichtung und Mythos geworfen wurden. Dem Stuttgarter interdisziplinären Symposium von 1986 am ehesten vergleichbar war die Broch-Tagung der Yale University, die vom 20.-22. November 1986 stattfand. Neben Germanisten wurden auch Vertreter der Philosophie und Politischen Wissenschaft eingeladen. Das Ganze spielte sich auf Englisch ab, und die meisten Referent:innen kamen aus Nordamerika. Organisator war Stephen D. Dowden, der damals am German Department der Yale University unterrichtete. Das Symposium hatte ein hohes Niveau und gewann auch dadurch, dass jedem Vortrag ein discussant zugeordnet wurde, der oder die auf das jeweilige Referat kritisch einging. Sowohl die Vorträge wie die Stellungnahmen wurden von Stephen D. Dowden in einem umfangreichen Band unter dem Titel „Hermann Broch: Literature, Philosophy, Politics“ 1988 beim Verlag Camden House veröffentlicht.
1986 also fanden fünf teils national, teils international, teils primär germanistisch, teils gezielt interdisziplinär ausgerichtete Tagungen statt: vier davon in europäischen Metropolen wie Stuttgart, Paris, Warschau und Budapest, eines davon an der Yale University in New Haven, Connecticut. Diese Dichte an Broch-Veranstaltungen hatte es vorher nicht gegeben und ist vor allem mit dem Datum des 100. Geburtstags zu erklären. Allerdings lag damals auch die neue, von mir edierte Kommentierte Werkausgabe Hermann Broch des Suhrkamp Verlags vollständig vor, was die Erschließung des essayistischen Werks Hermann Brochs ermöglichte. Zudem war im Jahr zuvor meine Broch-Biografie (ebenfalls bei Suhrkamp) erschienen.
In den 1990er Jahren gab es keine Broch-Gedenktage, und so wurden nur drei Tagungen zu seinem Werk organisiert: eine in London, eine in Wien und eine in Szeged/Ungarn. Adrian Stevens, Fred Wagner und Sigurd Paul Scheichl veröffentlichten 1994 das Londoner Symposium von 1991 in Innsbruck unter dem Titel „Modernismus, Kulturkrise und Hitlerzeit“. In Wien veranstalteten Anfang 1992 Wilhelm Patrasch und John Pattillo-Hess, die beide in der Erwachsenenbildung der Stadt tätig waren, das Symposium „Hermann Broch oder die Angst vor der Anarchie“, das unter dem gleichen Titel ein Jahr später bei der Wiener Urania erschien. Ihm folgte Mitte September 1996 die Tagung „Hermann Broch. Perspektiven interdisziplinärer Forschung“ an der Universität von Szeged, die als Band – herausgegeben von Árpád Bernáth, Michael Kessler und Endre Kiss – beim Stauffenburg Verlag in Tübingen veröffentlicht wurde. Ein Symposion, das Ende der 1990er Jahre geplant wurde, um dann im Mai 2002 stattfinden zu können und 2004 veröffentlicht wurde, war jenes der Österreichischen Liga für Menschenrechte: „Hermann Broch – ein Engagierter zwischen Literatur und Politik (StudienVerlag Innsbruck, Wien, Bozen).
In der Zeit der Jahrhundertwende von 1999 und 2000 überlegten Michael Kessler und ich, wie wir durch weitere wissenschaftliche interdisziplinäre Forschungen das literarische Werk Brochs im wissenschaftlichen Gespräch halten könnten, ohne lediglich auf den Kalender wegen möglicher Gedenktage zu starren. Dabei hatten wir zum einen die weitere Erforschung des avantgardistischen literarischen Werks im Auge, zum anderen aber wollten wir die nicht-literarische Essayistik des Autors verbreiten und die von ihm in seinen Essays und Briefen angeschnittenen Fragen der Gefährdung der Demokratie, des Friedens und der Menschenrechte in die Diskussion bringen. Uns schien dazu die regelmäßige, die kontinuierliche Veranstaltung wissenschaftlicher Symposien der richtige Weg zu sein. Zusammen mit Michael Kessler gründete ich 2001 den Internationalen Arbeitskreis Hermann Broch, und seitdem hat diese Organisation fast jedes Jahr eine Brochtagung veranstaltet. Viele Mitglieder des Arbeitskreises haben in den beiden letzten Jahrzehnten bei diesen Symposien Vorträge gehalten und eine ganze Reihe die Tagungsleitungen übernommen. Das Jahr 2001 schien uns die richtigen Startbedingungen zu geben, denn zufällig war es wiederum ein Jubiläumsjahr: man gedachte im Frühjahr des 50. Todestages von Hermann Broch. Aus dem Anlass fanden gleich drei Symposien statt. Das begann mit dem dritten Symposium an der Yale University. Es fand vom 27. bis 29. April 2001 statt. Wir gaben der Tagung und der Buchfassung den Titel „Hermann Broch, Visionary in Exile“. Der Sammelband wurde von mir in Zusammenarbeit mit Matthias Konzett, Willy Riemer und Christa Sammons herausgegeben. Christa Sammons hatte keine Mühe gescheut, das Symposium in den Räumlichkeiten der Beinecke Rare Book Library zu veranstalten. Es ging dabei um das Gesamtwerk des Autors im amerikanischen Exil: von der Theorie der Demokratie und der Massenpsychologie bis zu den Romanen „Der Tod des Vergil“ und „Die Schuldlosen“, wobei auch Rückblicke auf frühere Phasen der Werkentwicklung geworfen wurden. Mir selbst ist dabei der Aufsatz zum Thema Kitsch von Ruth Klüger in lebhafter Erinnerung geblieben.
Die Städte New Haven/Connecticut und Wien kommen als Tagungsorte immer wieder in Frage: New Haven wegen des großen Broch-Archivs, Wien, weil Broch hier die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat. Vom 2. bis 4. Juni 2003 leitete Marianne Gruber, die Direktorin der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, im Palais Wilczek eine Tagung, an der sich vor allem österreichische Kollegen und Kolleginnen beteiligten. Drei Wochen später folgte (21.-24. Juni 2003) ein von Michael Kessler in Stuttgart-Hohenheim (wieder in den Räumlichkeiten seiner Akademie) eingerufenes Symposium. Marianne Gruber und Michael Kessler vereinbarten, die beiden Symposien in einem gemeinsamen Band zu publizieren, an dessen Herausgabe sich auch Barbara Mahlmann-Bauer, Christine Mondon und Friedrich Vollhardt beteiligten. Der umfangreiche Band erhielt den Titel „Hermann Broch. Neue Studien“ und erschien noch im gleichen Jahr bei Stauffenburg in Tübingen, mir zum 60. Geburtstag gewidmet. Zu den 33 Beiträgen gehören auch Erinnerungen des Sohnes (H.F. Broch de Rothermann) wie auch von Volkmar von Zühlsdorff, mit dem Broch im Exil praktisch in der Hilfe für Hitler-Flüchtlinge zusammenarbeitete und zwischen 1945 und 1949 eine längere Korrespondenz über das Nachkriegs-Deutschland führte.
Nach den drei Symposien von 2001 benötigte der Arbeitskreis 2002 eine Pause, und so wurde – wiederum unter dem Dach der Österreichischen Gesellschaft für Literatur – eine Tagung anberaumt, die sich vergleichend mit dem Werk von Hermann Broch und Elias Canetti auseinandersetzte. Marianne Gruber gewann für die Programmzusammenstellung Penka Angelova als Canetti-Kennerin und mich als Broch-Spezialisten. Die Buchfassung der Symposiumsbeiträge erschien erst 2009 im Röhrig-Universitätsverlag in St. Ingbert. Es ist der bisher einzige Tagungsband, der die Unterschiede sowohl in der Romankonzeption wie auch im Hinblick auf die Massenpsychologie beider Autoren herausarbeitet. 2004 folgte die Tagung in Dortmund, die ich gemeinsam mit Thomas Eicher von der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen und Hartmut Steinecke von der Universität Paderborn plante. Wir hatten uns vorgenommen, vor allem Nachwuchswissenschaftler:innen zum Thema dieser Konferenz (Politik, Menschenrechte, Literatur) einzuladen (veröffentlicht 2005 beim Athena Verlag in Oberhausen), und so tauchen hier Namen von jungen Leuten auf, die in den folgenden zwei Jahrzehnten immer wieder mit neuen Studien auf Broch-Symposien glänzten: Thomas Borgard, Gesa von Esssen, Jürgen Heizmann, Gunther Martens, Barbara Picht und Alice Staškova. Da ergab sich eine gute wissenschaftliche Gruppendynamik, die sich bis heute erhalten hat. Zum Gelingen des Symposiums trug auch die Anwesenheit der Autorin Barbara Frischmuth bei, die in Altaussee aufwuchs, einem jener Wohnorte Brochs in den 1930er Jahren, wo so vieles an den Autor erinnert.
Für den Herbst 2006 regte Endre Kiss, der Philosophieprofessor aus Budapest, der bei den meisten Broch-Symposien referierte, eine Tagung zum Thema der „literarischen Freundschaften“ an. Gerade als Biograf Brochs hat mich diese Konferenz besonders fasziniert. In der Einleitung schrieb ich: „Es war ein sonniges Herbstwochenende, als Broch-ForscherInnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Norwegen, Polen, den Vereinigten Staaten, aus Österreich und Ungarn sich vom 13. bis 15. Oktober 2006 an der dortigen Pannonischen Universität zu einem Symposium trafen (…). Es war eine Tagung mit besonders freundschaftlicher Atmosphäre; offenbar wirkte sich etwas vom beschworenen Freundschaftsgeist des Autors Brochs auf den Umgang der ReferentInnen miteinander aus.“ Wieder war es der von Brigitte Narr geleitete Stauffenburg Verlag, der den schönen Band 2008 publizierte. Man ist ja versucht, bei all den Tagungen etwas über die Veranstaltungsorte, über die Geselligkeit etwas zu sagen, über das Sightseeing und die Gespräche. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich in einer amerikanischen Universitätsstadt wie New Haven trifft, an der Vorzeige-Universität eines noch als Imperium agierenden Staates, oder ob wir in der Nähe des Cafe Centrals leicht nostalgisch die renovierte Schönheit einer Hauptstadt bewundern, die bis vor etwas mehr als hundert Jahren Zentrum einer europäischen Großmacht war; ob wir ungarischer Geschichte auf Schritt und Tritt in Szeged oder Veszprem begegnen, oder ob wir in Dortmund Schwierigkeiten haben, uns an den Charme stillgelegter Bergwerke zu erfreuen; ob wir in Altaussee auf den Spuren Brochs, Hofmannsthals oder Torbergs wandern, oder ob wir in Straßburg einer deutsch-französischen Mischkultur des Elsass, von der Broch durchaus etwas verstand, begegnen.
Ja, Strasbourg, 1. bis 3. Juni 2007, da ging es vor allem um das Thema Religion. Eingeladen hatte Christine Maillard von der Universität, und die Tagungsreferate erschienen ein Jahr später in der von ihr herausgegebenen ausgezeichneten Fachzeitschrift „recherche germaniques“. Dann das Broch-Symposium von 2008. Wieder sind es vor allem die jungen Brochforscher:innen, die dazu beitrugen: diesmal auch Bernhard Fetz, Doren Wohlleben, Sarah McGaughey und Helga Mitterbauer. Es ging um das Symposium „Hermann Broch und die Künste“, das Alice Stašková vom 26. bis 28. Juni 2008 in Prag, dieser Perle unter den europäischen Städten, einberufen hatte. Das Goethe-Institut der Stadt stellte dabei seine Räumlichkeiten zur Verfügung. Der Band erschien 2009 beim De Gruyter Verlag in Berlin. Im Jahr 2009 (vom 3. bis 5. Juli) hatte der Internationale Arbeitskreis eine Tagung speziell zu Brochs „Schlafwandlern“ in Lancaster anberaumt. Mein ältester Brochgefährte überhaupt, der mit mir gleichaltrige Graham Bartram von der dortigen Universität, war Gastgeber. Ich hatte ihn 1968, als ich an der Freien Universität Berlin ein Broch-Joyce Tutorium angeboten hatte, kennengelernt, und dann trafen wir uns wieder bei den Forschungen zu unseren Broch-Dissertationen im Archiv der Beinecke Rare Book Library in New Haven. Auch das war eine ergiebige, nur auf ein Werk konzentrierte Tagung, die 2012 bei Stauffenburg erschien.
Kevin Repp, Curator for Modern European Books and Manuscripts an der Beinecke Rare Book Librarary in New Haven und damit gleichzeitig Leiter des Hermann Broch Archivs, hatte für die beiden Tage des 15. und 16. April 2011 zu einer Brochtagung an der Beinecke eingeladen. Es war eine geistesgeschichtlich und literarisch ausgerichtetes Symposium, bei dem poststrukturalistische Ansätze dominierten. Eingeladen waren Literaturwissenschaftler aus den USA, Frankreich, Deutschland, Österreich und Dänemark. Der Titel lautete mit der Anspielung auf den jungen Georg Lukács „The Soul and its Forms in Modern Times“. Es waren an sich jeweils intelligente Vorträge, die aber keinen Zusammenhang erkennen ließen, und so war es nicht überraschend, dass sich niemand fand, dieses eigenartige Potpourri zu publizieren. Es war eine Brochtagung, an der zwar einige Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises referierten, die aber nicht durch den IAB angeregt worden war.
Vom 27. bis 29. Mai 2011 traf sich der Internationale Arbeitskreis im schwäbischen Weingarten im Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Gastgeber war erneut Michael Kessler. Diesmal ging es um einen Zwischenbericht zum Stand des Hermann-Broch-Handbuchs und um die Planung des letzten Arbeitsstadiums. Es war eine jener großen Tagungen, bei denen jedem Mitarbeiter eine bestimmte Aufgabe zugeteilt ist und man durch die Diskussionen einen entscheidenden Schritt weiter hin zur Konzeptionsbildung kommt. Ohne diese Arbeitstagung hätte das umfangreiche Handbuch, herausgegeben von Michael Kessler und mir, Ende 2016 nicht bei De Gruyter erscheinen können. Der Verlag, der eine eigene Reihe für Handbücher eingerichtet hat, war mit dem Endprodukt zufrieden, und die durchweg positiven Rezensionen haben die Beiträger:innen zum Handbuch gefreut.
Dass man zwei Symposien mit vergleichbaren Themen zusammen in einem Band publiziert, geschah im Fall zweier Tagungen zum Thema „Hermann Broch und die Ökonomie“. Zuerst fand – angeregt durch Bernhard Fetz – eine solche Tagung am 4. und 5. November 2011 in der Österreichischen Nationalbibliothek (Literaturarchiv) statt. Dort referierten zu wenig Tagungsteilnehmer als dass man aus den Vorträgen einen Sammelband hätte zusammenstellen können. Auf den Tag drei Jahre später – also 2014 – arrangierten wir mit Hilfe von Jürgen Heizmann eine Fortsetzung dieses Symposiums an der University of Montreal. Die Tagungsbeiträge wurden fusioniert und so erschien nach weiteren vier Jahren 2018 dieser Symposiumsband beim Arco Verlag in Wuppertal. Es ging in dem Band zum einen um die ökonomischen Lebsensbedingungen des freien Schriftstellers Hermann Broch, zum anderen um Brochs Wirtschaftsvorstellungen wie er sie in den Krisenjahren nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dann zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zu entwickeln begann. Da spielen zentrale Vorstellungen von Demokratie und Menschenrecht eine wichtige Rolle.
Zwischen dem 27. und 29. Juni 2012 leitete Doren Wohlleben die Tagung „Hermann Broch und die Romantik“. Sie fand im Nymphenburger Schloss, d.h. in den schönen Räumen der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München statt. Untersucht wurden Einflüsse von Romantikkonzepten sowohl der historischen Epoche wie die seiner eigenen Zeit auf Brochs Ästhetik und damit auch auf seine Romane. Die überarbeiteten Vorträge erschienen im Sammelband mit dem gleichen Titel 2014 bei De Gruyter, herausgegeben von Doren Wohlleben und mir.
Erwähnt werden soll auch ein kleines Symposium zu Brochs „Masssenwahntheorie“, das Daniel Weidner und Birgit Erdle am Fritz Bauer Institut der Universität Frankfurt am Main am 28. Juni 2013 veranstalteten. Es waren zu wenig Vortragende gewonnen worden, als dass man aus den verlesenen Aufsätzen einen Band hätte machen können. So wurde es eine Art Probe für die 2021 am Zfl Berlin von Daniel Weidner einberufene Tagung zum Thema der Demokratievorstellungen und der Massenpsychologie Hermann Brochs.
Zum zweiten Mal (nach sechs Jahren) trafen wir uns zu einer Brochtagung an der Pannonischen Universität Veszprém in Ungarn vom 8.-10. Mai 2014. Veranstalter waren Gabriella Rácz und Endre Kiss. Die Tagungsbeiträge erschienen noch im gleichen Jahr in der „Zeitschrift für Mitteleuropäische Germanistik“, die damals ihre Redaktion in Veszprém hatte und von Csaba Földes, Attila Németh und Gabriella Rácz herausgegeben wurde.
Nach Bergamo hatte Elena Agazzi eingeladen. Dort, in dieser einzigartig schoenen Altstadt, fand ein Symposium über den „Tod des Vergil“ am 25. und 26. September 2014 an der dortigen Universität statt. Solche auf ein Hauptwerk sich konzentrierenden Tagungen haben sich bewährt, und auch dieses Symposium hat viele Aspekte des Exilromans (Todeserfahrung, Zukunftserwartung, politische Kritik, religiöse Perspektiven) auf neuartige Weise erhellt. Daraus ging ein stattlicher Band mit dem Titel „Hermann Brochs Vergil-Roman“ hervor, der 2016 bei Stauffenburg in Tübingen erschien.
Die Broch-Tagung an der Universität Antwerpen, die vom 21. bis 23. Oktober 2015 stattfand, behandelte ds Thema „Aspekte jüdischen Denkens im Werk Hermann Brochs“. Ich hatte es mit Vivian Liska und Arvi Sepp vorbereitet, konnte aber wegen eines Augenleidens nicht am Symposion teilnehmen. Die Beiträge, in denen es um Ostjudentum, Chassidismus, Menschenrechtstheorie, Messianismus und um die Dialogik von jüdischem und christlichem Denken bei Broch geht, wurden im „Jahrbuch für europäisch-jüdische Literaturstudien“ von 2017 veröffentlicht.
Tomislav Zelic, ein kroatischer Kollege aus Zadar, regte an, eine Tagung an seiner Universität zum Thema „Broch im Kontext der Donaumonarchie“ zu organisieren. Das Symposium fand am 1. und 2. September 2016 statt. Da ging es um Kaiserbilder, Zerfallsmodelle, Kulturdiagnostik (besonders im Essasy „Hofmannsthal und seine Zeit“) und um verwandte Themen. Als Sammelband erschien die Tagung ein Jahr später im Stauffenburg Verlag in Tübingen. Das Umschlagbild des Bandes zeigt ein Foto des jungen Broch während seiner Zeit der Militärausbildung in Agram/Zagreb. An einen Ort wie Zadar, direkt an dem schönsten Teil der östlichen Adria gelegen, wird man gerne wieder einmal wegen einer Brochtagung zurückkehren.
Was die Schönheit der Landschaft betrifft, können nur wenige Orte in Europa mit dem schweizerischen Ascona am Lago Maggiore mithalten. Auf dem zauberhaften Monte Verità fand vom 15. bis 18. August 2008 die Tagung „Aussteigen um 1900“ statt. Barbara Mahlmann-Bauer hatte das Symposium dorthin einberufen. Es war allerdings keine bloße Brochtagung, denn die Referate zum Werk dieses Autors machen nur ein Drittel aller Beiträge aus, bei denen es auch um Studien zu Aussteiger-Autor:innen im engeren Sinne, also zu Hermann Hesse, Emmy Hennings, Karl Wilhelm Diefenbach oder August Engelhardt ging. Publiziert wurde der umfangreiche Band 2021im Wallstein Verlag, Göttingen.
Aber auch Innsbruck ist als Tagungsstadt nicht zu verachten. Wer an dem Symposium „Hermann Broch und Der Brenner“ vom 3. bis 5. Juni 2019 an der Universität Innsbruck teilnahm, der weiß die Gastfreundschaft der Direktorin des Brenner-Archivs, Ulrike Tanzer, zu schätzen. Die Leitung der Tagung hatte der junge Germanist Markus Ender übernommen. Nicht nur, dass alle Aspekte der Beziehung Brochs zu Ludwig von Ficker (u. a. auch im Hinblick auf Karl Kraus und Theodor Haecker) neu gesehen wurden, hinzu kam auch am denkbar schönsten Junitag ein Ausflug nach Mösern, wo wir auf Brochs Spuren den Ort erkundeten, an dem er den „Bergroman“ geschrieben hat. Wie es sich gehört, erschien der Band in der Edition Brenner-Forum des StudienVerlags in Innsbruck.
Das Broch-Symposium „Hermann Broch und die österreichische Moderne“ bereitete ich – unterstützt durch Thomas Borgard – im Fruehjahr 2021 vor und leitete es als Fellow des IFK am 1. und 2. Juni 2021 in Wien und zwar in den Räumen der Gesellschaft für österreichische Literatur (Leitung: Manfred Müller), maßgeblich unterstützt durch das IFK (Leitung: Thomas Macho). Der Band erschien zwei Jahre später bei Brill/Fink in Paderborn. Vorgestellt wurde Broch mit seinem Romanwerk und im Kontakt der österreichischen Künstler der Jahre zwischen 1930 und 1938 sowie in seiner Beziehung zum Wiener Kreis seit den 1920er Jahren. Wir erlebten im Frühjahr 2021, wie Wien sich aus der Lähmung durch die Covid-Pandemie löste. Drei Wochen später – vorbereitet durch Daniel Weidner und mich – fand die Tagung „Verteidigung der Demokratie. Hermann Brochs amerikanische Exilerfahrung und die Aktualität seines politischen Denkens“ am Zfl (Leitung: Eva Geulen) in Berlin statt. In Wien hatte man eine Präsenztagung durchgefuehrt, bei der allerdings einige Referent:innen vorzogen, sich bei der noch nicht ganz abgeklungenen Pandemie über Zoom zuzuschalten. Bei der Zfl-Tagung in Berlin handelte es sich um eine bloße Zoom-Veranstaltung. Wegen der erschwerten Arbeitsbedingungen zur Pandemiezeit hatten bei der Berliner Tagung einige Kolleg:Innen absagen müssen. Das war ein Jahr später ähnlich, als vom 4.-6. Mai 2022 das Symposium „Friedenspoetik Hermann Brochs“ unter der Leitung von Doren Wohlleben an der Universität Marburg stattfand. Die Pandemie hat alles, auch die Brochtagungen, durcheinander gebracht. Da die Berliner Demokratietagung und die Marburger Friedenstagung thematisch verwandt waren, wurden die beiden Tagungsergebnisse fusioniert, und es ergab sich der von Sarah McGaughey, Elisa Risi, Daniel Weidner und Doren Wohlleben edierte Band „Massenwahntheorie und Friedenspoetik“, der 2023 – mir dankenswerterweise gewidmet – bei De Gruyter erschienen ist.
Wie schon bei der Marburger Tagung im vorigen Jahr angekündigt, werde ich die Leitung des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch zum 1. Januar 2024 (wenige Wochen nach meinem 80. Geburtstag) abgeben. Die beiden bisherigen Vize-Präsidentinnen werden das Präsidium bilden, und wir sind sicher, dass sie weiterhin dafür Sorge tragen, dass ausgezeichnete Brochtagungen auch in Zukunft stattfinden und weitere Sammelbände als Ergebnisse solcher Symposien erscheinen werden. Die Pandemie hat, wie gesagt, Dinge verzögert. Zudem sind finanzielle Mittel für Tagungen nicht mehr ganz so leicht wie früher mit Erfolg zu beantragen, und so wird es sich wahrscheinlich ergeben, dass man nicht jedes Jahr (aber hoffentlich jedes zweite Jahr) eine wissenschaftliche Tagung zum Werk Hermann Brochs veranstalten kann. Das Interesse an dem Autor ist – international gesehen – nach wie vor groß. Ich selbst habe die kollegiale Zusammenarbeit mit allen aktiven Mitgliedern des Arbeitskreises sehr genossen. Mein besonderer Dank gilt meinem alten Mitstreiter Michael Kessler, den ich 1980 während einer Gastprofessur an der Universität Tübingen kennenlernte; meiner ehemaligen Doktorandin Sarah McGaughey, die bei mir über Broch promovierte und seit Bestehen des Arbeitskreises unsere IAB-Website betreut hat und (last but not least) Doren Wohlleben, die zwei ausgezeichnete Brochtagungen veranstaltet hat und nun – zusammen mit Sarah McGaughey – die Zukunft unseres Arbeitskreises bestimmen wird. Unser Dank gehört aber auch den beiden Verlagen, die die meisten Broch-Tagungsbände des IAB veröffentlicht haben: Stauffenburg und De Gruyter. Ich werde ganz sentimental, wenn ich an all die schönen Symposien denke, die wir zustande gebracht haben. Sie gehören bestimmt zu jenem Teil unserer Akademikerbiografie, die wir nicht missen möchten.
Subject: Jahresrückblick auf 2022 vom IAB-Präsidenten
Date: 1 Jan 2023
Liebe Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch:
Der Jahresrückblick ist fällig. Nur wenige Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine veranstalteten Doren Wohlleben und Sarah McGaughey – unsere beiden Vizepräsidentinnen – das Symposium zur Friedenspoetik Hermann Brochs vom 4.-6. Mai 2022 an der Universität Marburg, also dort, wo Doren Wohlleben als Professorin neuere deutsche Literatur lehrt. Als Mitarbeiterin bei der Tagung ist auch die Studentin Elisa Risi zu nennen. Es ist immer wieder überraschend zu sehen, wie Brochs Themen und Poetik an Aktualität nichts einbüßen. Es war schon fast eine post-Covid Tagung, denn nur einer der eingeladenen Sprecher, der Kollege Xijiang Liang aus Shanghai, war über Zoom zugeschaltet. Er arbeitet an der Übersetzung von Brochs „Tod des Vergil“ ins Chinesische und konnte mit einem Werkstattbericht aufwarten. Diese Übersetzung wird – angesichts der Größe des chinesischen Buchmarktes – besonders wichtig sein. Sie kennen ja das Programm des Symposiums, und so möchte ich nur eine Besonderheit erwähnen, nämlich die Gruppenarbeit bei der Marburger Tagung. Die Studierenden-Projektgruppe referierte über „Broch intermedial“ und die Podiumsdiskussion „Friedenspoetik interdisziplinär“ erweiterte interdisziplinär den Horizont über Brochs Beiträge hinaus. Ganz ohne Covid-Nachteile ging es auch hier nicht ab, denn einige Kolleg:innen kamen wegen der Überlastungen, die die Pandemie mit sich brachte, nicht dazu, ihre Vorträge rechtzeitig fertigzustellen. So war es im Jahr zuvor auch bei der Tagung zu den demokratie-theoretischen Aspekten von Brochs Werk gewesen, die in Berlin am ZfL über Zoom stattgefunden hatte. Wir einigten uns darauf, dass die Ergebnisse der beiden (thematisch ohnehin verwandten) Symposien in einem Band erscheinen werden. Dafür sei den Initiatoren der zwei Tagungen – besonders Doren Wohlleben und Daniel Weidner – gedankt. Die Publikation wird Anfang 2023 beim De Gruyter Verlag erscheinen. Etwa zur gleichen Zeit dürfte auch der Band der Wiener Tagung (Hermann Broch und die österreichische Moderne) erscheinen, die im vorigen Jahr am IFK und an der Gesellschaft für österreichische Literatur (beide in Wien) stattfand. Die Herausgeber sind Paul Michael Lützeler und Thomas Borgard, und der Verlag ist Brill/Fink. Beide Bücher werden nach Erscheinen auf der Website des IAB angezeigt werden. Auch in diesem Jahr sind wieder eine Reihe von neuen Mitgliedern aufgenommen worden. Das Interesse an Broch und seinem Werk bleibt konstant, und wir achten darauf, dass die Verfasser:innen neuer wichtiger Forschungsliteratur zu Broch in den Arbeitskreis aufgenommen werden. Gespräche über weitere Broch-Symposien sind im Gange. Auch hier ist zu bedauern, dass einige geplante Aktivitäten wegen der Pandemie nicht durchgeführt werden konnten oder verschoben werden mussten. Die Pandemie-Expertinnen können noch nicht sagen, dass die Seuche eine Sache der Vergangenheit ist, wenn wir auch hoffen, dass eine zuverlässige Planung bald wieder einsetzen kann. Melden Sie sich auf jeden Fall bei mir, wenn Sie absehen, dass sich die Möglichkeit der Durchführung eines Broch-Symposiums an Ihrer Unviersität abzeichnet. Wir besprechen die Sache dann im Vorstand. Abschließend nochmals ein spezieller Dank für die gute Zusammenarbeit mit unseren beiden Vizi-Präsidentinnen Sarah McGaughey und Doren Wohlleben aber auch für Ideen und Anregungen durch die Mitglieder des Vorstands. Ich wünsche Ihnen allen das Beste fürs kommende Jahr, besonders Gesundheit und Wohlergehen, Freude an der Forschung, Erfolg im Beruf: dem Nachwuchs gute und aussichtsreiche Stellen im Hinblick auf die Karriere, den Etablierten (wegen der galoppierenden Inflation) eine Gehaltserhöhung und den bereits Emeritierten (zu denen ich selbst seit einem halben Jahr gehöre) ein Auskommen mit dem, was man hat – uns allen aber besonders den Beginn einer neuen Friedensphase und das Ende des Kriegs in der Ukraine, Ihr/Euer Paul Michael Lützeler.
Subject: Jahresrückblick auf 2021 vom IAB-Präsidenten
Date: 4 Jan 2022
Auch in diesem Jahr (wie nun schon seit 20 Jahren) eine kurze Erinnerung an das, was in Sachen Internationaler Arbeitskreis Hermann Broch geschehen ist. Die Hauptaufgabe bestand ja von Anfang an in der Veranstaltung von internationalen Broch-Symposien, und diejenigen, die an ihrer Organisation mitarbeiteten, wurden Mitglieder des Vorstands. So wächst der Vorstand weiterhin. In Wien fand am IFK und an der Oesterreichen Gesellschaft für Literatur (OGL) am 1. und 2. Juni 2021 (im Gedenken an Hermann Brochs 70. Todestag) ein Symposium zum Thema „Hermann Broch und die österreichische Moderne seiner Zeit“ statt, das von Thomas Borgard, Friedrich Vollhardt und mir veranstaltet worden war. Es war gut besucht, fand in den Räumlichkeiten der OGL statt. Etwa die Hälfte der Referent*innen waren angereist, die andere Hälfte hatte sich (pandiemiebedingt) zugeschaltet. Zum Abschluss führte uns Manfred Müller, der Direktor der OGL, auf den Spuren Brochs und seiner Bekannten durch Alt-Wien. Thomas Macho hatte die anwesenden Referent*innen tags zuvor zu einem Dinner in einem schönen Lokal in der Naehe des IFK eingeladen. Für die Gastfreundschaft sei hier Thomas Macho und Manfred Müller nochmals herzlich gedankt. Sehr informativ war auch ein Besuch der Referent*innen im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek, in dem die Wiener Literaturmoderne zwischen 1888 und 1938 besonders gut vertreten ist. Die Führung hatte der Direktor des Museums, Bernhard Fetz, übernommen, der uns allen als Broch-Forscher bekannt ist. Angemerkt sei, dass zum Zeitpunkt des Symposiums Covid-19 sich zurückgezogen hatte. Es war ein schönes Erlebnis, Wien bei seiner Rückkehr zum gewohnten Lebens-Rhythmus zu beobachten. Und wo, wenn nicht in Wien, kann man besonders gut Broch-Symposien veranstalten? Inzwischen ist der Sammelband, der das Symposium dokumentiert, in Arbeit und soll 2022 beim Wilhelm Fink Verlag erscheinen.
Ende des gleichen Monats fand auch die (wegen Covid von 2020 auf 2021 verschobene) Tagung zu Brochs demokratie-theoretischen Arbeiten am Zentrum für Literaturwissenschaft (ZfL) in Berlin statt, wo die Direktorin des Zfl, Eva Geulen, Gastgeberin war. Dafür sei ihr herzlich gedankt. Leider mussten wir aus einer Reihe von Gründen dieses Symposium ganz auf zoom-Teilnahme umstellen. Nichtsdestoweniger wurde es eine spannende Tagung. Veranstalter waren Daniel Weidner und ich, und wir bereiten gerade die Veröffentlichung vor. Sie soll beim Walter de Gruyter Verlag erscheinen.
Zudem bereiten Doren Wohlleben und Sarah McGaughey ein Broch-Symposium vor, das vom 4.-5. Mai 2022 an der Universität Marburg stattfinden wird. Titel: „Friedenspoetik Hermann Brochs: Transatlantische Perspektiven“. Das Programm wird bald auf dieser IAB website angekündigt werden. Wir freuen uns sehr, dass unsere beiden Vize-Präsidentinnen die Tagung veranstalten, und zudem hoffen wir sehr, dass wir anreisen können und nicht erneut (wie am ZfL in Berlin) uns nur elektronisch zuschalten können. Für ihre Arbeit danke ich an dieser Stelle unseren beiden Vize-Präsident*innen ausdrücklich.
Zeigen Sie uns immer an, wenn Sie neue Buchpublikationen (seien es Monografien oder Sammelbände) veröffentlicht haben. 2021 erschien im Wallstein Verlag der umfangreiche Band zum Thema „Aussteigen um 1900“, den Barbara Mahlmann-Bauer und ich vor drei Jahren in Ascona auf dem Monte Verità veranstaltet hatten. Es war, wie Sie sich erinnern, eine auch atmosphärisch wunderbare Zusammenkunft, und von Covid 19 hatte damals noch niemand etwas gehört. Wir hoffen sehr, dass der Band viele Rezensent*innen finden wird.
Ich selbst möchte noch kurz auf mein Buch „Hermann Broch und die Menschenrechte: Anti-Versklavung als Ethos der Welt“ hinweisen, das vor einem halben Jahr beim Walter de Gruyter Verlag erschienen ist.
International gesehen ist Broch weiterhin stark im Gespräch, denn jedes Jahr erscheinen in allen Teilen der Welt neue Übersetzungen seiner Werke. Der Suhrkamp Verlag pflegt das Werk des Autors und hat nicht nur die von mir zwischen 1974 und 1981 erschienene Kommentierte Werkausgabe schon vor zehn Jahren als eBook zugänglich gemacht, sondern veröffentlicht zudem alle Bände der Ausgabe, aber auch die zusätzlich von mir edierten Briefbände Broch (etwa mit Hannah Arendt, Paul Federn, Ruth Norden etc.), die bei Suhrkamp erschienen sind, im Verfahren „printing on demand“ (POD). Wenn Sie also einen Band der Kommentierten Werkausgabe als vergriffen angezeigt sehen, können Sie ihn in jeder Buchhandlung mit dem Hinweis POD besetellen. Ansonsten gibt es inzwischen – wie Sie alle wissen – viele elektronische Wege, um an Bücher heranzukommen, die ich hier nicht im Einzelnen beschreiben muss.
Ich wünsche allen Mitgliedern unseres Arbeitskreises Gesundheit und Wohlergehen im neuen Jahr, auch Freude an der Forschung, und zudem hoffe ich auf ein Wiedersehen in Marburg. Mit herzlichen Grüßen, Ihr Paul Michael Lützeler.
Subject: Bericht des Präsidenten über das Jahr 2020
Date: 25 Jan 2021
Über das vergangene Jahr gibt es in Sachen des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch (IAB) nicht ganz so viel wie sonst zu berichten. Eigentlich hätte im Mai 2020 die Tagung über Brochs politisches Denken im amerikanischen Exil an dem von Eva Geulen geleiteten Zentrum für Literaturforschung (Zfl) – in Zusammenarbeit mit Daniel Weidner und mir – in Berlin stattfinden sollen. Diese Tagung musste wegen Covid-19 ausfallen, wird aber vom 23.-25. Juni 2021 nachgeholt. Drei Wochen zuvor wird in Wien das Symposion „Hermann Broch und die österreichische Moderne“ in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (OGL: Leitung Manfred Müller) und dem Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK: Leitung Thomas Macho) stattfinden, geleitet von Thomas Borgard, Friedrich Vollhardt und mir. Im Herbst 2020 erschien der Sammelband als Ergebnis der Tagung „Hermann Broch und Der Brenner“, die am Brenner Archiv (Leitung Ulrike Tanzer) Anfang Juni 2019 stattgefunden hatte. Dieser Band mit dem gleichen Titel wurde von Markus Ender und mir herausgegeben (Innsbruck und Wien: StudienVerlag). Wir danken Ulrike Tanzer und ihren Mitarbeiter*innen nochmals für die Organisation des Symposiums und für die Aufnahme des Sammelbandes in ihre Reihe Edition Brenner-Forum. Mit Barbara Mahlmann-Bauer habe ich bis Anfang dieses Jahres den Sammelband der Brochtagung von Mitte August 2018 in Ascona zum Thema über Brochs Werk im Kontext der Aussteiger vom Monte Verità vorbereitet. Er wird bald bei Wallstein in Göttingen erscheinen, und wir werden ihn dann auf dieser Website anzeigen.
Im Vorstand des Internationalen Arbeitskreises fand eine Veränderung statt. Michael Kessler aus Tübingen, vor zwanzig Jahren Mitbegründer des Arbeitskreises, wurde wegen seiner vielen Verdienste zum Ehrenmitglied des IAB ernannt. Er hat schon vor Gründung des Arbeitskreises die bisher größte Broch-Tagung überhaupt 1986 zum 100. Geburtstag Hermann Brochs als Gastgeber in Stuttgart organisiert. Als Auftakt zur Arbeit des IAB vor zwei Jahrzehnten fand auf seine Anregung hin erneut am gleichen Ort eine Brochkonferenz statt, deren Beiträge 2003 veröffentlicht werden konnten. Und ohne das von ihm organisierte Broch-Symposium in Weingarten hätte unser Hermann-Broch-Handbuch nicht vor fünf Jahren erscheinen können. Da er inzwischen das Pensionsalter erreicht hat und an seiner Akademie in Stuttgart keine Veranstaltungen mehr leiten kann, bat er darum, als Vizepraesident des IAB zurücktreten zu können. Daraufhin haben mit seinem Einverständnis zwei Nachfolgerinnen das Amt angetreten: das bisherige Vorstandsmitglied und Webmaster des IAB Sarah McGaughey vom Dickinson College und das bisherige Vorstandsmitglied Doren Wohlleben von der Universität Marburg.
Nun besteht der IAB seit 20 Jahren und wir können auf eine ganze Reihe von Tagungen und deren Dokumentationen in Sammelbänden zurückblicken. Sie haben die internationale Brochforschung entscheidend belebt, und wir sollten sehen dass wir in dem Jahres- oder Zweijahres-Rhythmus der Broch-Symposie bleiben. Für 2022 ist bereits eine weitere Brochtagung in Planung, über die bei Gelegenheit berichtet wird. Wer in den Jahren 2023 oder 2024 gerne an der Heimat-Universität oder an einem Forschungszentrum eine Brochtagung vorbereiten möchte, möge mir bitte schreiben, damit wir Details diskutieren können.
Euch allen ein gutes neues Jahr, in der sich Covid-19 hoffentlich sehr bald zurückziehen wird, Paul Michael Lützeler (St. Louis im Januar 2021).
Subject: Broch-Rundschreiben 2019
Date: 06 Jan 2020
Wie immer Ende Dezember: die besten Wünsche zum neuen Jahr – diesmal 2020 – für alle Mitglieder unseres Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch. Die beiden Höhepunkte in der Brochforschung waren in diesem Jahr ein Sammelband und eine Tagung: Zum einen der Band „A Companion to the Works of Hermann Broch“, herausgegeben von Graham Bartram, Sarah McGaughey und Galin Tihanov, erschienenen bei Camden House in Rochester, N.Y., zum anderen die internationale Tagung „Broch und der ‚Brenner‘“ in Innsbruck Anfang Juni, die von Paul Michael Lützeler zusammen mit den Innsbrucker Kolleg*innen Ulrike Tanzer und Markus Ender vorbereitet wurde. Zu dem „Companion“-Band trugen elf der führenden Broch-Forscher*innen bei, und bei dem Symposium referierten ebenfalls elf Wissenschaftler*innen. „A Companion to the Works of Hermann Broch“ bedeutet – vergleichbar dem vor drei Jahren erschienenen „Hermann Broch Handbuch“ – einen Schub innerhalb der Brochforschung, enthält er doch Beiträge von bewährten wie jungen Referent*innen. Dominierte im Handbuch die deutschsprachige Forschung, so im Companion die angelsächsische Kritik. Es ist wichtig, dass die Stimmen zu Broch sowohl auf Deutsch wie auf Englisch gehört werden. In der internationalen Germanistik ist die lingua franca zwar nach wie vor das Deutsche (das zeigen auch die alle fünf Jahre stattfindenden IVG-Kongresse), aber das Englische garantiert eine globale Wahrnehmung des Autors auch bei literarisch und kulturkritisch Interessierten, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Sicher wird über Broch auch in einer ganzen Reihe von anderen Sprachen publiziert, aber keine dieser Publikationen gewinnt so viel Aufmerksamkeit wie jene, die auf Deutsch und auf Englisch erscheinen. Die Tagung in Innsbruck beschäftigte sich vor allem mit dem Frühwerk Broch, das ohne den Kontakt zu Ludwig von Ficker als Herausgeber der Zeitschrift „Der Brenner“ nicht denkbar ist. Die ersten Essays Brochs erschienen dort, und die Spurensuche der frühen Wirkungen auf das spätere Werk war sehr ergiebig. Markus Ender und ich bereiten gerade die Dokumentation des Symposiums in der Reihe „Brenner-Studien“ vor, die vom Brenner-Archiv, deren Direktorin Ulrike Tanzer ist, herausgegeben wird. Wir hoffen, dass der Band dort 2020 erscheinen kann. Symposien sind mehr als aneinandergereihte Vorträge. Das Schöne an ihnen sind die Diskussionen im Plenum und die Gespräche am Rand, die sich auch bei dem wunderbaren Ausflug nach Mösern in Tirol ergaben, zu jenem Dorf, in dem Broch 1935/36 im Klotz-Hof seinen Roman „Die Verzauberung“ schrieb. Die Klotz-Familie bewirtschaftet in der Enkelgeneration den Hof immer noch, und man freute sich über unseren Besuch. Seit den 1960er Jahren erinnert eine Gedenktafel am Klotz-Hof an die Zeit Brochs in Mösern. Die Wanderungen auf den Spuren Brochs, bei denen wir auch einen als „Broch-Weg“ ausgewiesenen Pfad entdeckten, mit den Blicken in die „verzaubernde“ Tiroler Bergwelt ist uns in bester Erinnerung, wie auch die Besichtigung der dortigen Friedensglocke und das Abendessen in einem ausgezeichneten Restaurant des Ortes. Unser Dank gilt vor allem Ulrike Tanzer, die das Symposium und den Ausflug ermöglichte.
Und im Jahr 2019 haben wir auch weitere Broch-Symposien in Berlin und Wien vorbereitet, doch darüber wird dann in Zukunft zu berichten sein. Im Augenblick arbeiten Barbara Mahlmann und ich noch an der Edition der Beiträge zum Ascona-Symposium von 2018. Ermüdungserscheinungen zeigt der Internationale Arbeitskreis Hermann Broch nicht. Wir sind immer dankbar für neue Anregungen, und das gilt auch für Übersetzungen von Brochs Werken in andere Sprachen. Gefreut haben wir uns sehr darüber, dass in diesem Jahr ein Mitglied unseres Vorstands, Doren Wohlleben, eine reguläre Professur an der Universität Marburg antreten konnte. Herzlichen Glückwunsch! Viele von Euch werden sich an die von ihr organisierte Tagung über Broch und die Romantik in München (Siemens-Stiftung) erinnern. Hinweisen möchte ich auch noch einmal auf den Band, der vor längerer Zeit das Ergebnis von Broch-Tagungen in Wien und Montreal gewesen ist, der zwar schon 2018 erschien aber erst 2019 die interessierten Leser*innen erreichte: „Hermann Broch und die Ökonomie“, hg. von Bernhard Fetz, Jürgen Heizmann und Paul Michael Lützeler (Wuppertal: Arco, 2018, 290 pp.). Wiederholter Dank gilt Sarah McGaughey, die als Webmaster eine der wichtigsten Aufgaben in unserem Arbeitskreis wahrnimmt. Für heute nochmals die besten Wünsche zum 2020er Jahr, besonders was Gesundheit und Wohlergehen betrifft, Mike
Subject: Rundbrief zum Jahresende von 2018
Date: 31 Dez. 2018
Schon wieder ein Jahr vorbei, und es gilt einiges Wichtige zu berichten. Wir organisieren ja (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) jedes Jahr ein internationales Broch-Symposium, und diesmal konnten wir es in Ascona auf dem Monte Verità veranstalten. Das verdanken wir Barbara Mahlmann von der Universität Bern, die mit ihren guten Schweizer Verbindungen und ihrem administrativen Geschick für die Tagung Unterstützung der Stiftung Congressi Stefano Franscini und der ETH Zürich erhalten konnte. Sie fand in der südlichsten (italienischsprachigen) Ecke der Schweiz statt – in einer der schönsten Landschaften Europas. Die Tagung plante ich zusammen mit Barbara Mahlmann. Wir enschieden uns, einmal etwas Neues auszuprobieren. Brochs Dichtungen wimmeln ja nur so von Aussteiger-Figuren jeder Art, und ein Symposium zu dem Thema war überfällig. Da aber Broch – nach allem, was wir wissen – nie in Askona gewesen ist und er keinen direkten Kontakt zu den Aussteigern (Lebensreformern) auf dem Monte Verità hatte, luden wir zehn ReferentInnen zu Broch und zehn allgemein zur Reformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts ein. Das war ein gutes Arrangement. Wir arbeiten gerade daran, den richtigen Verlag für die Veröffentlichung zu finden und sollten da bald zu einer Entscheidung kommen. Wir begrüßen Barbara Mahlmann nun auch als neues Mitglied des IAB Vorstands. Da wir auch immer wichtige neue Veröffentlichungen aus dem Werk Brochs erwähnen, sei die von mir edierte umfangreiche Korrespondenz genannt, die zur Buchmesse von 2018 beim Wallstein Verlag in Göttingen erschien: Hermann Broch und Frank Thiess: Briefwechsel 1929-1938 und 1948-1951. Wäre schön, wenn Ihr den wichtigen Band für Eure Uni-Bibliothek (oder auch für die eigene) bestellen könntet. In der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt gibt es eine eigene Exilliteratur-Abteilung. Sie lud den Verleger (Thedel v. Wallmoden) und mich im Dezember zu einer Vorstellung des Bandes ein. Das war eine gut besuchte Veranstaltung, und ich war überrascht, wie stark man an Broch und an dem (fast vergessenen) Thiess interessiert war. Das Besondere an der Korrespondenz ist ja, dass hier ein Vertreter des Exils und der inneren Emigration sich auch noch nach dem Krieg etwas zu sagen haben. Ganz abgesehen von den Einsichten, die die Briefe vermitteln: in die Zeit der Weimarer Republik, der beiden Diktaturen in Deutschland und Österreich und in die Nachkriegszeit Amerikas wie der jungen Bundesrepublik Deutschland. Im kommenden Jahr (vom 3.-5 Juni 2019) findet dann eine weitere Broch-Tagung statt, diesmal in Innsbruck: Ulrike Tanzer stellt dankenswerterweise das von ihr geleitete Brenner-Archiv für das Symposium zur Verfügung, denn es geht um Brochs Beziehungen zum „Brenner“, die es nicht nur kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab, sondern (mit Ludwig von Ficker) bis in die späten 1930er Jahre reichte. Wir werden das Programm bald in diese website aufnehmen. Wäre schön, wenn möglichst viele von Euch kommen könnten. Auch Innsbruck ist immer eine Reise wert. Ansonsten meine jährliche Bitte an alle Mitglieder: macht auch die jüngeren KollegInnen, die sich für Broch interessieren, auf den IAB aufmerksam, und wenn jemand wieder eine gute Idee für ein Broch-Symposium hat, lasst es mich bitte wissen. Wie jedes Jahr möchte ich daran erinnern, dass es an der Yale University (Beinecke Rare Book Library) und am Deutschen Literaturarchiv in Marbach die beiden großen Broch-Archive gibt, und dass beide Institutionen über Forschungs-Stipendien verfügen, um die man sich bewerben kann.
Einschließen in den Dank möchte ich auch unseren Vize-Präsidenten Michael Kessler und unsere webmaster Sarah McGaughey, die ich kürzlich bei einer Veranstaltung in Tübingen sprechen konnte, und die immer mitdenken und mithandeln, also unerlaesslich sind. Mit allen guten Wünschen für 2019 bin ich herzlich gruessend, Euer Mike aus St. Louis.
P.S. Ich bitte um Entschuldigung, denn ich vergaß im Rundbrief zu erwähnen, dass im letzten Jahr ein Sammelband über Broch erschienen ist, der das Ergebnis einer von Bernhard Fetz in Wien und einer von Juergen Heizmann in Montreal organisierten Tagung war, die ich mit beiden geplant hatte:
Hermann Broch und die Ökonomie. Hg. von Bernhard Fetz, Jürgen Heizmann und Paul Michael Lützeler (Wuppertal: Arco, 2018, 290 pp.)
An die Tagungen seinerzeit in der Österreichischen Nationalbibliothek und der University of Montreal denken wir besonders gerne zurück. Schön, dass der Band nun endlich erscheinen konnte (die Verzögerung lag nicht an den Herausgebern).
Gruß,
Mike
Subject: IAB-Rundschreiben 2017: Grußwort zum Jahresende
Date: 3 Jan. 2017
Wieder zur Jahreswende die besten Wünsche an alle Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch (IAB): Gesundheit und Wohlergehen, Freude am Unterrichten und an der Forschung. Für Ihre Mitarbeit und Ihr Mitdenken, für Ihre Vorschläge und Ideen zu den Broch-Symposien bin ich Ihnen sehr verbunden. Am Anfang gilt mein Dank wie immer unserem Vizepräsidenten Michael Kessler sowie unserem webmaster Sarah McGaughey, ohne deren kollegiale Kooperation es den Arbeitskreis nicht gäbe.
In diesem Jahr fand zwar kein Broch-Symposium statt, doch ist gerade die Dokumentation der Broch-Konferenz in Zadar vom September 2016 erschienen: Tomislav Zelic, Zaneta Sambunjak, Paul Michael Lützeler (Hg.): Hermann Broch im Kontext der Donaumonarchie (Tübingen: Stauffenburg, 2017), 260 Seiten, kart. EUR 44,– ISBN 978-3-95809-326-3. Anzuzeigen gilt es auch den vor einem Monat erschienenen Band 4 des Jahrbuchs für europäisch-jüdische Literaturstudien, eine Zeitschrift, die von Vivian Liska mitherausgegeben wird, die vor zwei Jahren das Symposium über jüdisches Denken bei Broch an ihrem Institut der Universität Antwerpen im Gedenken an ihren Lehrer Jean-Paul Bier veranstaltet hatte. Der Band enthält – von Arvi Sepp und mir herausgegeben und eingeleitet – die überarbeiteten Vorträge des Antwerpener Symposiums. Das Jahrbuch erscheint bei Walter de Gruyter in Berlin. Könnten Sie die beiden Bände für sich oder Ihre Uni-Bibliothek bestellen? Und auch für eine Zeitschrift besprechen? Das wäre bestimmt in unser aller Interesse. Über die Tagungen selbst habe ich schon bei früherer Gelegenheit berichtet.
Zu erwähnen ist, dass das von Michael Kessler und mir edierte Hermann Broch Handbuch, das 2016 erschienen ist, großen Zuspruch gefunden hat. Englischsprachige Rezensionen sind schon in Monatshefte und German Studies Review erschienen. Besonders beeindruckt hat uns die zwanzigseitige Besprechung von Elena Agazzi in einer italienischen Fachzeitschrift. Wenn man ihrem Beispiel folgen könnte (auch wenn die Rezension dann kürzer ausfiele), würde es uns freuen.
Im kommenden Jahr (vom 15.-18. August 2018) findet unter der Leitung von Barbara Mahlmann (Universität Bern) und in Zusammenarbeit mit dem IAB in Ascona/Schweiz eine Tagung statt zum Thema: Aussteigen und Aussteiger – eine Vision der Jahrhundertwende und im Schaffen Hermann Brochs, und zwar, was im wörtlichen Sinne naheliegt, auf dem Monte Verità in Ascona, der seit der Zeit um 1900 als Aussteiger-Reform-Visionär-Ort schlechthin fungierte. Es ist also eine Tagung über Broch, doch im Kontext der alternativen Bewegungen, die mit dem Monte Verità verbunden werden. Das heißt, dass nicht jeder der Beiträge sich direkt mit dem Werk Brochs beschäftigt. Wir würden uns freuen, wenn so viele BrochforscherInnen wie möglich zu dieser Tagung kommen könnten, die in einer der schönsten Gegenden Europas am Lago Maggiore stattfinden wird. Im Jahr darauf, vom 3.-5. Juni 2019, wird Ulrike Tanzer, die Direktorin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv an der Universität Innsbruck – ebenfalls in Kooperation mit dem IAB – das Symposium „Broch und der ‚Brenner‘“ veranstalten, d.h. eine Tagung, in der die vielfältigen Beziehungen Brochs zu der Innsbrucker Kulturzeitschirft ins Zentrum gerückt werden. Dazu dann in einem Jahr noch weitere Details. Auch Innsbruck ist immer eine Reise wert. Wir sind Barbara Mahlmann und Ulrike Tanzer sehr dankbar, dass Sie die Leitung dieser Symposien übernommen haben, denn ohne ein solches Engagement von Broch-Interessierten am Ort gäbe es solche Veranstaltungen nicht.
Gut wäre es, wenn zusätzlich zu solchen Tagungen – wie das früher öfters der Fall war – auch Broch-Sektionen organisiert würden bei Jahrestagungen etwa der German Studies Association oder der Modern Language Association. Wenn da erneut Initiativen ergriffen würden, wäre das sehr schön.
Erinnern möchte ich auch nochmals daran, dass es sowohl an der Beinecke Rare Book Library (Broch Archives) der Yale University wie auch beim Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach, das ebenfalls ein großes Broch-Archiv beherbergt, Stipendien gibt, um die sich Brochforscher bewerben können. An der Beinecke Library existiert seit mehr als einem Vierteljahrhundert ein eigenes Broch-Stipendium, um das sich schon viele Broch-ForscherInnen mit Erfolg beworben haben. Nach dem Tod von Sachiko Broch de Rothermann konnte das Broch-Stipendium in Marbach nicht erneuert werden, aber auch dort bewerben sich Broch-Forscher erfolgreich um allgemeine Stipendien, die auf der Website des DLA zu finden sind.
Da Sachiko Broch de Rothermann durch ihren Tod nicht mehr unser Ehrenmitglied sein kann, habe ich Wolfgang Kaußen gefragt, ob er Ehrenmitglied werden möchte, und er hat zugesagt. Er hat sich um das Werk Hermann Brochs verdient gemacht. Seit 15 Jahren betreut er als Lektor den Autor Hermann Broch im Suhrkamp Verlag. Ihm haben wir nicht nur die elektronische Ausgabe der Kommentierten Werkausgabe und meiner Broch-Biographie zu verdanken, sondern auch die Tatsache, dass es Broch-Bände auch als printing on demand gibt. Er gab mir beim letzten Besuch im Sommer die beiden Briefbände Brochs mit seiner Frau Annemarie Meier-Graefe und mit seiner Freundin Ruth Norden, die ich vor einer ganzen Reihe von Jahren ediert habe, in der printing on demand Fassung mit, und die sind völlig identisch mit den Originalausgaben.
An alle IAB-Mitglieder wie jedes Jahr die Bitte: Werben Sie neue Mitglieder an, ob Studierende oder Lehrende, und überlegen Sie, ob Sie in den kommenden Jahren in Zusammenarbeit mit dem IAB eine Tagung ausrichten möchten zu einem Thema, das Ihnen liegt und Ihnen wichtig ist.
Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören, und so verbleibe ich mit nochmals allen guten Wünschen für das neue Jahr,
Ihr Paul Michael Lützeler bzw. Euer Mike aus St. Louis.
Subject: IAB-Rundschreiben 2016
Date: 31 Dez. 2016
Rundschreiben: Grusswort zum Jahresende von 2016
Es hat inzwischen Tradition, dass ich als IAB Präsident noch einmal über die Aktivitäten des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch im zu Ende gehenden Jahr berichte. Am Anfang steht wieder der Dank an den Vizepräsidenten, Michael Kessler, an Sarah McGaughey als webmaster sowie an alle Mitglieder des Vorstands, der inzwischen recht gross geworden ist. Jeder, der eine Brochtagung veranstaltet hat, wird in den Vorstand aufgenommen. Das ist eine Regel, die sich bewährt hat. Ganz zu Anfang dieses Jahres erschien bei De Gruyter in Berlin das Hermann Broch Handbuch, über das wir bereits im Rundbrief von 2015 berichteten. Es ware schön, wenn sich aus dem Kreis der IAB-Mitglieder viele fänden, die den Band besprechen warden. Er ist zweifellos eine herausragende Publikation unter den vielen Broch-Bänden, die als Ergebnis von Broch-Symposien erschienen sind. In der Mitte des Jahres erschien (Resultat der von Elena Agazzi an der Universität Bergamo initiierten Tagung) der schöne Band zu “Hermann Brochs Vergil-Roman” beim Stauffenburg Verlag in Tübingen. Auch auf ihn möchte ich mit Nachdruck hinweisen, und auch hier wäre es angemessen, wenn viele Besprechungen über den Band in germanistischen Zeitschriften erscheinen würden. Die Ergebnisse der Antwerpener Tagung vom Herbst vorigen Jahres zu Brochs jüdischem Denken werden im kommenden Jahr in dem von Vivian Liska mitherausgegebenen “Jahrbuch für europäeisch-jüdische Literaturstudien” erscheinen, das beim De Gruyter Verlag publiziert wird. Vivian Liska – unterstützt durch Arvi Sepp – war die Gastgeberin der Tagung an dem von ihr geleiteten Institute for Jewish Studies der Universität Antwerpen. Diese Publikation füllt eine Lücke in der Brochforschung. Sie bildet keinen Abschluss, sondern ist gedacht als Anregung zu weiteren Studien zu diesem Thema, das in Brochs Leben von Anfang an bestimmend war.
Ein schöner Tagungsort war auch Zadar an der dalmatinischen Küste Kroatiens Ende August/Anfang September dieses Jahres. Tomislav Zelic und Zaneta Sambunjak waren umsichtige und freundliche Gastgeber, und das Ambiente dieser uralten Stadt, an deren Baudenkmälern man die römische Antike, das romanische Mittelalter, die Zeit der Venezianischen und der späteren alt-österreichischen Herrschaft ablesen konnte, trug mit dazu bei, dass wir die Habsburgische Zeit als Ergebnis vieler dialogisch angelegter europäischer Kulturssprachen verstanden. Welcher Ort wäre geeigneter gewesen, Brochs Werk im Kontext dieser Multikultur um 1900 zu lesen und zu verstehen. Tomislav Zelic sammelt gerade die zu Aufsätzen ausgearbeiteten Vorträge ein, und wir hoffen, dass der Tagungsband im Jahr 2017 erscheinen kann. Im Augenblick werden weitere Tagungen vorbereitet, eine von Barbara Mahlmann an der Universität Bern, eine weitere von Ulrike Tanzer, die das Brenner-Archiv an der Universität Klagenfurt leitet. Barbara Mahlmann ist fasziniert von den Aussteiger-Figuren in Brochs Romanen und sieht dieses dominante Thema im Kontext der Kulturkritik, wie sie sich mit dem Monte Verità verbindet. Ulrike Tanzer verwaltet jenes Archiv, in dem sich die frühesten von Brochs literarischen und kritischen Studien finden, die der Autor vor dem Ersten Weltkrieg an Ludwig von Ficker schickte, und die zum Teil in dessen Kulturzeitschrift “Der Brenner” publiziert wurden. Da Broch bis zur Emigration mit Ludwig von Ficker in Kontakt blieb, wird das gesamte Werk Brochs bis 1938 Thema dieser Tagung sein. Beide Symposien werden 2018 stattfinden, so dass sich voraussichtlich keine Broch-Konferenz im Jahr 2017 ergeben wird. Es ist aber angemessen, dass 2018 zwei Tagungen stattfinden warden, denn es ist dann 80 Jahre her, dass Broch wegen des “Anschlusses” nach England und von dort in die Vereinigten Staaten fliehen musste. Ich selbst bereite für den Herbst 2017 die Edition des Briefwechsels zwischen Hermann Broch und Frank Thiess vor, der zunächst von 1929 bis 1938, dann erneut von 1948 bis 1951 reicht und ein neues Licht auf das Neben- und Ineinander von Exil und Innerer Emigration wirft. Erwähnenswert ist auch, dass immer mehr Bände der Kommentierten Werkausgabe Broch, wie sie im Suhrkamp Verlag erschienen ist, nun durch “printing on demand” zugänglich werden. Wenn also in einer Buchhandlung ein Brochband, den Sie erwerben möchten, nicht greifbar ist, kann man ihn nichtsdestoweniger bestellen und erhält ihn dann mittels “printing on demand” innerhalb sehr kurzer Zeit. Und denken Sie auch daran, dass es an der Beinecke Rare Book Library der Yale University in New Haven ein Hermann Broch Fellowship gibt, um das man sich bewerben sollte, wenn man das Material benutzen möchte, das im dortigen Broch-Archiv greifbar ist. Auch das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, das das zweitgrößte Broch-Archiv beherbergt, vergibt Stipendien, die für Broch-Forscher von Interesse sind.
Lassen Sie uns immer wissen, wenn Sie Buchpublikationen über Broch abschließen bzw. publizieren, damit wir sie auf unserer website nennen können. Für das neue Jahr die besten Wünsche: vor allem Gesundheit und Erfolg. Auf weitere gute Zusammenarbeit hofft
Ihr Paul Michael Lützeler bzw. Euer Mike.
Subject: Rundbrief 2015
Date: 16 Dec 2015
Liebe Mitglieder des IAB,
Wieder ein Jahresende, wieder ein paar Grußworte vom Präsidenten. In diesem Jahr sind zwei positive Ereignisse zu vermelden: einmal die Tagung zum jüdischen Denken bei Broch an der Universität Antwerpen, zum anderen das Erscheinen des Hermann Broch Handbuchs. Die Tagung in Antwerpen ist von Vivian Liska und mir lange vorbereitet worden und war ein Erfolg. Ich selbst konnte wegen einer kurz vorher erfolgten Retina-Operation am linken Auge nicht hinfahren, denn mir wurde wegen der Art der Operation für über zwei Monate Flugverbot erteilt. Das Symposium fand vom 21.-23. Oktober d.J. am Institute for Jewish Studies der Universität Antwerpen statt. Dessen Direktor ist Vivian Liska. Sie ist inzwischen – wie alle Veranstalter von Broch-Symposien – Mitglied des IAB-Vorstands geworden. ReferentInnen waren (der Reihenfolge im Programm folgend): Daniel Weidner, Hartmut Steinecke, Martin Klebes, Ashraf Noor, Jana Schmidt, Barbara Picht, Helga Mitterbauer, Rosanne Ceuppens, Sebastian Wogenstein und Gunter Martens. Im Augenblick sammeln wir die Beiträge, die möglichst im Jahr 2016 als Band erscheinen sollen. Vivian Liska als Gastgeberin und Mitorganisatorin unseren herzlichen Dank. Dass ich die Tagung in dieser alten und so sehenswerten Stadt Antwerpen – die in meiner Kindheit und Jugend für uns ein Ausflugsziel war – verpassen musste, hat mich sehr geschmerzt. Der Dank gilt auch Arvi Sepp, dem Mitarbeiter von Vivian Liska, der als Redakteur des geplanten Bandes Mitherausgeber sein wird. Wir hatten das Symposium in Erinnerung an Jean-Paul Bier veranstaltet, einem der wichtigen europäischen Brochforscher der 1970er Jahre und ein Experte auf dem Gebiet der Exilliteratur. Er war der Doktorvater von Vivian Liska. Ich selbst lernte Jean-Paul Bier auf einer Tagung über österreichische Exilliteratur 1975 in Wien kennen, und er lud mich im Jahr darauf zu einem Broch-Vortrag nach Antwerpen ein. Ich weiß, dass die Tagung sehr in seinem Sinne ist.
Das Hermann Broch Handbuch ist zwar mit der Jahreszahl 2016 als Erscheinungsdatum versehen, doch ist es bereits erschienen, und die zahlreichen Beiträger werden inzwischen ihre Belegexemplare erhalten haben. Wir haben lange daran gearbeitet, doch hat sich die Zeitinvestition gelohnt. Michael Kessler war die treibende Kraft bei dem Unternehmen: ohne seine Anregung zum Projekt und ohne die von ihm geleitete Redaktions-Tagung in der Abtei Weingarten im Mai 2011 wäre aus dem Band nichts geworden. So gilt hier unserem Vize-Präsidenten unser besonderer Dank. Könnt Ihr so gut sein, das Handbuch für Euch selbst oder für Eure Seminar- oder Universitätsbibliothek zu bestellen? Die bibliografische Information: Hermann Broch Handbuch, hg. v. Michael Kessler und Paul Michael Lützeler (Berlin und Boston: De Gruyter, 2016) XV, 670 Seiten, ISBN 978-3-11-020071-3, EPUB ISBN 978-3-11-038905-0. Und wenn Ihr – abgesehen natürlich von den Beiträgern – eine Besprechung in einer Fachzeitschrift platzieren könntet, wären wir Euch natürlich sehr verbunden.
Dank gilt auch Sarah McGaughey. Aus irgendeiner neuen Regel meiner Universität heraus musste die Website des IAB eine neue akademische Heimat suchen. Sarah, unser webmaster, hat es geschafft, die IAB Website am Dickinson College, wo sie unterrichtet und die deutsche Abteilung leitet, unterzubringen. Es ist auch sinnvoll, dass die Website dort ist, wo der webmaster unterrichtet. Wir haben seit einigen Jahren über 200 Mitglieder, und wenn Ihr ab und zu neue KollegInnenn oder DoktorandInn trefft, die an Broch interessiert sind: seid so gut und weist sie auf den IAB hin. Die Mitgliedschaft ist ja kostenfrei.
Bis zum Jahr 2012 (bis zur Tagung über Broch und die Romantik in München) ist Sachiko Broch de Rothermann zu jedem Broch-Symposium angereist. Ihre Begrüßungsworte, Ihre Erinnerungen an Brochs Sohn, H.F. Broch de Rothermann, haben wir in bester Erinnerung. Vor einem halben Jahr musste sie aus gesundheitlichen Gründen von New York nach Tokyo, also in ihre Heimatstadt, umziehen. Ihr Bruder hat sie abgeholt. Und von ihm erhielt ich heute die traurige Nachricht, dass Sachi vor zwei Wochen, am 24. November, ihrer Lungenentzündung erlegen ist. Sie ist 84 Jahre alt geworden. Die Mitglieder ihrer Familie besuchten sie während dieses letzten halben Jahres im Pflegeheim und zuletzt im Hospital. Vor ihrer Abreise nach Tokyo habe ich noch oft mit ihr telefoniert, aber die Gespräche wurden wegen ihrer zunehmenden Schwäche immer kürzer. Wir behalten sie in bester Erinnerung; sie belebte die Tagungen, kümmerte sich rührend um den Nachlass Hermann Brochs, freute sich besonders darüber, dass es so viele junge Mitglieder im IAB gibt. Gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann hat sie vor mehr als zwei Jahrzehnten das Hermann Broch-Forschungsstipendium an der Yale University eingerichtet, das jährlich für einen Monat im Herbst vergeben werden kann, und worum sich alle, die im Broch-Archiv der Beinecke Library arbeiten wollen, bewerben können. 2011 hatte sie auch (auf fünf Jahre limitiert) ein Broch-Stipendium am Deutschen Literaturarchiv finanziert. Davon haben einige von Euch profitiert; inzwischen sind diese Mittel erschöpft. Wir werden Sachiko Broch de Rothermann sehr vermissen.
Fürs nächste Jahr (31. August bis 4. September 2016) plant Tomislav Zelic von der Universität Zadar in Kroatien eine Tagung über Broch und die alt-österreichische Kultur, die ja auch Teile Kroatiens umfasste. Broch selbst war während seiner (relativ kurzen) militärischen Ausbildung in Zagreb (damals Agram). Im Gebäude der heutigen Universität Zadar war ursprünglich eine kakanische Militärakademie untergebracht. Wir freuen uns sehr auf das Symposium. Natürlich schwimmt die Universität Zadar nicht im Geld, und so müssen die Teilnehmer und Gäste sicher einen Teil der entstehenden Kosten übernehmen. Dafür wird man aber dadurch entschädigt, dass man eine der ältesten Adria-Städte mit wunderbarer Umgebung kennenlernt. Wer einmal in Zadar war, kehrt gerne zurück, was ich aus eigener Erfahrung weiß.
Nun suchen wir schon nach weiteren aktiven Mitgliedern des IAB, die 2017 oder 2018 Broch-Tagungen organisieren wollen. Es soll ja kein Jahr vergehen, in dem wir nicht mindestens ein Broch-Symposium veranstalten. Lasst mich also wissen, falls Ihr Pläne dazu habt. Auch kann man an Broch-Sitzungen bei den großen Jahrestagungen der Berufsverbände (hier in Amerika GSA und MLA) denken. Würde mich sehr freuen, von Euch zu hören.
Die besten Wünsche für die Feiertage und zum neuen Jahr, Euer Mike.
Subject: Jahresbericht des IAB
Date: 29 Dec 2014
Liebe Mitglieder des IAB,
2014 war mit drei internationalen Broch-Tagungen ein aktives Jahr für den IAB: Bei allen drei Konferenzen war die schöne Gastfreundschaft die Voraussetzung fürs Gelingen. Die Veranstalter hatten die Symposien so gut vorbereitet, dass alles wunderbar leicht von der Hand ging, und dass auch genügend Zeit für kollegiale und freundschaftliche Gespräche am Rande, aber auch fürs Sightseeing blieb. Und zudem spielte das Wetter mit: auch das kam der guten Stimmung zugute. Jedesmal waren die lokalen Universitäten die Institutionen, die die Infrastruktur zur Verfügung stellten.
Die erste Konferenz im Frühjahr zu „Broch und die Krise“ wurde an der Pannonischen Universität von Endre Kiss und Gabriella Rácz veranstaltet. Dieses Symposium ist inzwischen in der Zeitschrift für Mitteleuropäische Germanistik erschienen. Veszprém ist eine der alten Bischofsstädte Ungarns: hier wurden die Königinnen des Landes gekrönt. Die zweite Konferenz, von Elena Agazzi und Guglielmo Gabbiadini an der Universität von Bergamo organisiert, hatte Brochs Roman „Der Tod des Vergil“ zum Thema. Sie fand mitten in der Altstadt von Bergamo mit ihren ehrwürdigen Kathedralen und herrschaftlichen Häusern statt. Das war im September. Zwei Monate später war Jürgen Heizmann der Gastgeber an der Universität von Montreal, diesmal ging es um die ökonomischen Aspekte, ums Geld, in Hermann Brochs theoretischem wie dichterischem Werk. Montreal ist eine der menschenfreundlichsten Städte des nordamerikanischen Kontinents, und so fühlten sich auch hier alle Teilnehmer wohl. Die Tagung von Bergamo soll als Band bei Stauffenburg in Tübingen, die von Montreal beim Arco Verlag in Wien erscheinen (letztere mitherausgegeben von Bernhard Fetz).
Bei allen drei Tagungen sprachen wir über die Situation des IAB, der etwa 200 Mitglieder hat, und wir diskutierten über mögliche weitere Broch-Tagungen, die ja (mit den daraus folgenden Publlikationen) der Sinn und Zweck unseres Arbeitskreises sind. Im kommenden Herbst 2015 ist eine relativ große Konferenz in Antwerpen geplant, wobei Vivian Liska und Arvi Sepp federführend sind. Da geht es um das jüdische Denken in Brochs Gesamtwerk. Sobald das fertige Programm vorliegt, werden wir es auf der IAB website veröffentlichen. Ansonsten bitten wir die Kolleginnen und Kollegen international, Vorschläge für Symposien zu machen. Erste Anregungen für 2016 kommen bereits von der Universität in Zadar. Und für weitere Initiativen wären wir dankbar. In den letzten Jahren sind viele neue Übersetzungen der Werke von Broch erschienen, besonders in der Türkei, in mittel- und osteuropäischen Ländern und in Staaten Lateinamerikas (auf Spanisch und Portugiesisch). Über die weltweite Rezeption von Brochs Werk könnte man vielleicht auch einmal ein Symposium veranstalten.
Die Kommentierte Werkausgabe Hermann Broch ist bekanntlich seit einiger Zeit in zwei Bänden als eBook vorhanden (darüber haben wir kürzlich auf der IAB website berichtet). Alle Hauptwerke (also die Romane) erscheinen nach wie vor auch in gedruckten Ausgaben. Gerade für die Forschung ist die eBook-Ausgabe sehr willkommen, weil sie eine Suchfunktion hat. Die beiden eBook-Bände sind erfreulich preiswert. Ebenfalls als eBook ist auch meine Broch-Biografie erschienen. Der Suhrkamp Verlag plant demnächst auch die verschiedenen Broch-Briefbände, die ich dort publiziert habe, ebenfalls als eBook folgen zu lassen.
Erfreulich auch, dass wir (also Michael Kessler und ich) vor einem Monat das Broch-Handbuch an den DeGruyter Verlag haben schicken können, und der hat es bereits akzeptiert, wobei noch etwas an redaktioneller Arbeit anfallen wird. Das Handbuch, das im Herbst 2015 erscheinen soll, dürfte eine belebende Wirkung auf die Brochforschung ausüben, und ich danke nochmals allen, die daran mitgearbeitet haben.
Wenn wir beim Danken sind: dann muss vor allem Sarah McGaughey bedacht werden, die von Anfang an, also seit vierzehn Jahren, als Webmaster des IAB so zuverlässig gearbeitet hat. Danken wollen wir auch Michael Kessler, unserem Vizepräsidenten, auf den immer Verlass ist. Und der Dank gehört auch Sachiko Broch de Rothermann, die das Broch-Stipendium am Deutschen Literaturarchiv in Marbach gestiftet hat. Für 2015 sind gerade die beiden neuen Stipendiatinnen benannt worden: Leena Einlittä und Ioana Vultur.
Ich wünsche Ihnen allen das Beste für 2015: Gesundheit, Wohlergehen, Freude an der Arbeit – auch bei der Brochforschung. Und ich hoffe auf ein Wiedersehen im neuen Jahr.
Herzlich Ihr Paul Michael Lützeler/Euer Mike.
Subject: Rundbrief an alle Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch
Date: 5 Jan 2014
2013 war, jedenfalls auf den ersten Blick, kein ganz so aktives Jahr in der Brochforschung wie 2012, aber es tat sich doch einiges. Erstens werden die beiden Handbücher zu Broch wohl im kommenden Jahr 2014 erscheinen: das deutschsprachige, hg. v. Michael Kessler (bei De Gruyter), ist so gut wie fertig, und das englischsprachige (bei Camden House), hg. v. Sarah McGaughey, macht sehr gute Fortschritte. Zudem fand der ausgezeichnete Workshop auf dem Campus der Goethe Universität Frankfurt (Fritz Bauer Institut)zu Brochs Massenwahntheorie Ende Juni 2013 statt, veranstaltet durch Birgit Erdle und Daniel Weidner. Und in diesem Monat hat die engagierte Regisseurin Lydia Spiekermann mit Erfolg im Hamburger Sprechwerk eine von ihr dramatisierte Fassung des „Tod des Vergil“ gebracht, die sich auf das Gespräch zwischen Vergil und Augustus konzentriert: mit Mathieu Carrière als Vergil und Hans-Jörg Frey als Augustus. Ferner wurden einige Symposien geplant, die 2014 stattfinden werden: Gabriella Racz und Endre Kiss veranstalten im Mai die Broch-Tagung in Veszprem zum Thema „Krise“; Elena Agazzi und Guglielmo Gabbiadini organisieren das Symposium in Bergamo zum „Tod des Vergil“ im kommenden September, Jürgen Heizmann und Bernhard Fetz stellen gerade die Tagung in Montreal zu Broch und die Ökonomie für November 2014 zusammen, und Vivian Liska und Sepp Arvi bereiten eine Tagung für den Herbst 2015 über jüdisches Denken im Werk Brochs in Antwerpen vor. Bei diesen Tagungen bin ich beratend tätig. Genauere Informationen finden Sie bereits oder in Zukunft auch unter den Rubriken „Symposien“ oder „Aktuelles“ auf unserer website hier.
Erfreulich ist, dass auch 2013 das von Sachiko Broch de Rothermann gestiftete Broch-Stipendium am Deutschen Literaturarchiv in Marbach wieder vergeben werden konnte: an Miriam Wray, Doktorandin an der Harvard University. Für 2014 konnte das Stipendium zwei Mal vergeben werden: an Florens Schwarzwälder, einem Doktoranden an der Universität Bern, und Iveta Leitane, Professorin an der Universität Riga in Lettland.
Wenn Ihr Mitteilungen über Pläne zu Broch-Symposien oder Broch-Sektionen bei professionellen Tagungen, über erfolgte Buch- und Editionspublikationen und Vergleichbares habt, bitten wir um Benachrichtigung. Am Jahresende wieder mein spezieller Dank an Sarah McGaughey, die sich als webmaster des IAB wieder grosse Verdienste erworben hat. Für heute die besten Wünsche für ein erfolgreiches Jahr 2014 mit Freude und Gesundheit, Euer
Paul Michael Lützeler
St. Louis, 29.XII.2013
Subject: Rundbrief an alle Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch
Date: 27 Dez 2012
Liebe Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch:
auch 2012 war ein gutes Jahr für unseren Arbeitskreis, und der Höhepunkt war die Tagung “Hermann Broch und die Romantik”, die Doren Wohlleben und ich im Juni in der Siemens Stiftung durchführten. Wir werden den Band dazu im kommenden Jahr bei De Gruyter publizieren. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr auch die Mitgliederzahl des Arbeiskreises über 200 angestiegen. Und ebenfalls zum ersten Mal wurde auch das von Sachiko Broch de Rothermann gestiftete Hermann Broch-Stipendium am Deutschen Literaturarchiv in Marbach vergeben. Victoria Weidemann von der Sorbonne in Paris und Sarah McGaughey von Dickinson College in Carlisle, PA erhielten es zugesprochen. Im nächsten Jahr wird es Miriam Wray von der Harvard University erhalten. Alle sind Mitglieder des IAB. Darauf möchte ich erneut hinweisen: die Bewerbungsfrist für das Stipendium im DLA ist immer Mitte September. Denken Sie daran, dass es auch ein Broch-Forschungsstipendium an der Beinecke Rare Book Library der Yale University gibt, das allerdings (im Gegensatz zum Stipendium in Marbach) nicht an Doktoranden/Doktorandinnen vergeben werden kann. Ende Juni 2013 findet eine Broch-Tagung speziell zur “Massenwahntheorie” in Frankfurt am Main statt. Wegen Einzelheiten bitte an Daniel Weidner schreiben, der ebenfalls Mitglied des IAB ist.
Heute noch ein wichtiger aktueller Hinweis: Nach vielen Jahren wird derzeit in einem Hamburger Theater, und zwar am “Hamburger Sprechwerk”, in der Inszenierung von Lydia Spiekermann Hermann Brochs Komödie “Aus der Luft gegriffen oder die Geschäfte des Baron Laborde” sehr erfolgreich aufgeführt. Die beiden letzten Vorstellungen finden am 9. und 10. Januar 2013 statt. Es ist sicher eine der besten deutschsprachigen Komödien des 20. Jahrhunderts, und wer die Zeit findet, sich eine der beiden Aufführungen anzuschauen, wird bestimmt nicht enttäuscht werden. Weitere Informationen auf der IAB Webseite und unter: http://lydia-spiekermann.com
Wenn Sie Mitteilungen über Pläne zu Broch-Tagungen, über erfolgte Buch-Publikationen zu Broch und anderes haben, so bitten wir immer um Benachrichtigung. Für heute die besten Wünsche für ein erfolgreiches 2013er Jahr mit Gesundheit und Freude an der Arbeit,
Ihr Paul Michael Lützeler.
Subject: Rundbrief an alle Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch
Date: 1. Januar 2012
Liebe Kolleginnen und Kollegen:
Im letzten Jahr wurde unser Internationaler Arbeitskreis Hermann Broch 10 Jahre alt, und gleichzeitig erreichten wir die Mitgleiderzahl 200. Für eine Organisation, in der nur Wissenschaftler/innen Mitglieder sind, und in der es um die Pflege des Werkes eines einzelnen Autors geht, ist das ein gutes Zeichen. Wir freuen uns sehr über die weitere Mitarbeit mit Ihnen. 2011 war auch insofern ein besonderes Jahr, als sich der Geburtstag Hermann Brochs zum 125. Mal und der Todestag zum 60. Mal jährte. Das war der Grund, warum gleich vier Veranstaltungen stattfanden, die an den Autor erinnerten: zunächst die Tagung in New Haven im April, dann das Symposium in Weingarten im Mai, weiterhin die Brochtage in Altaussee im August und schliesslich die Konferenz in Wien im November. Unser Dank geht dabei an folgende Mitglieder des IAB: Rüdiger Campe, Michael Kessler, Barbara Frischmuth (unser Ehrenmitglied) und Bernhard Fetz. Sie haben mit ihren Kolleginnen und Kollegen jeweils ganz ausgezeichnete Veranstaltungen geleitet. Im Jubiläumsjahr erschien auch mein Buch „Herman Broch und die Moderne. Roman, Menschenrecht, Biografie“ bei Fink in München, und eigentlich hatten wir 2011 auch das Lancaster-Symposium zu Brochs „Schlafwandlern“ publizieren wollen, doch verzögerte sich die Publikation. Der Band ist allerdings fertig und wird bald im neuen Jahr bei Stauffenburg herauskommen. Auch der Suhrkamp Verlag tat seinen Teil, um im Jubiläumsjahr eine Besonderheit herauszubringen: Das ist die Veröffentlichung meiner Broch-Biographie als eBook und vor allem der gesamten Kommentierten Werkausgabe in zwei eBook-Bänden. Die neue Publikation ist für die Forschung eine große Erleichterung, ist sie doch mit einem Sucher ausgestattet.
Erfreulich ist ferner, dass – zusätzlich zu dem seit langem bestehenden Stipendium an der Yale University – Sachiko Broch de Rothermann in diesem Jubiläumsjahr auch ein Broch-Stipendium am Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach eingerichtet hat, das die zweitgrößte und in Europa wichtigste Broch-Sammlung beherbergt. Die ersten beiden Broch-Stipendiatinnen, die am DLA im Jahr 2012 Forschungszeit verbringen werden, sind die IAB-Mitglieder Victoria Weidemann und Sarah McGaughey, die wir dazu beglückwünschen. Vincent Kling, ebenfalls IAB-Mitglied, war der Broch-Stipendiat an der Beinecke Rare Book Library in New Haven im Herbst 2011.
Die Broch-Tagung in Weingarten mit Michael Kessler als Gastgeber in den Räumen des alten Klosters war eine Redaktionssitzung der Beiträger zum Handbuch „Hermann Broch“, das für 2012 im deGruyter Verlag in Berlin geplant ist. Mir scheint, dass die Tagung gezeigt hat, dass es ein Handbuch werden wird, in dem nicht nur Bestehendes zusammengefasst und Neues beigetragen wird, sondern auch Möglichkeiten weiterer Forschungen perspektiviert werden.
Zu diesen neuen Perspektiven gehört auch die Tagung, die im Juli 2012 unter der Leitung von Doren Wohlleben (ebenfalls Mitglied des IAB) in München stattfinden wird. Da geht es um das Thema Hermann Broch und die Romantik. Das Programm des Symposiums steht fest und wird demnächst auf der Website des IAB veröffentlicht werden.
Schreiben Sie mir doch bitte, wenn Sie eine Tagung zu Broch veranstalten wollen. Broch hat mit seinen in viele Sprachen Europas, Amerikas und Asiens übersetzten Romanen, seinen Beiträgen zur Ästhetik des modernen Romans, mit seinen zeitkritischen Dramen und Überlegungen zu einer gerechten Wirtschafts- und Sozialordnung, mit seinen grundlegenden Beiträgen zum Menschenrecht und zur Demokratie sowie seinen Analysen zum Phänomen des Massenwahns an Aktualität nichts eingebüßt. In den letzten zehn Jahren ist er auch stark in Mittel- und Osteuropa rezipiert worden.
Broch-Symposien waren von Anfang an der Schwerpunkt unserer Arbeit im IAB, und im Rückblick auf die letzten zehn Jahre (also seitdem der IAB besteht) darf man festhalten, dass in keiner Phase der Brochforschung so viele Symposien zum Autor stattgefunden haben. Dabei sind die zahlreichen – und uns sehr wichtigen – Broch-Sitzungen, die bei den Jahrestagungen professioneller Vereinigungen (etwa der German Studies Association oder der Modern Language Association) nicht einmal mitgezählt. Zu den bereits genannten vier aus dem Jahr 2011 ist da zu denken an: im Jahr 2001 (dem 50. Todestag des Autors) in Stuttgart und in New Haven; 2003 über Broch und Canetti in Wien, 2004 (über Broch und die Politik) in Dortmund; 2006 in Veszprém (über Brochs literarische Freundschaften); 2007 (Religion bei Broch) in Strasbourg , 2008 in Prag (Broch und die Künste) und 2009 in Lancaster (zu Brochs ‚Schlafwandler‘-Trilogie), wofür wir unseren Mitgliedern Michael Kessler, Christa Sammons, Penka Angelova und Marianne Gruber, Thomas Eicher und Hartmut Steinecke, Endre Kiss, Christine Maillard, Alice Staskova und Graham Bartram danken. All diese Tagungen, die zwischen 2001 und 2009 veranstaltet wurden, sind inzwischen in Buchform erschienen bzw. werden (im Fall des Lancaster-Symposiums) demnächst publiziert.
Besonderer Dank gilt nach zehn Jahren drei Mitgliedern des IAB: erstens unserem Ehrenmitglied Sachiko Broch de Rothermann, die zu fast allen Broch-Symposien, die in den letzten zehn Jahren stattfanden, gekommen ist, und die die Forschungsstipendien in New Haven und Marbach eingerichtet hat; zweitens Michael Kessler, der nicht nur selbst 2001 und 2011 Broch-Symposien organisierte, sondern auch das Broch-Handbuch initiierte und überhaupt als Stellvertretender Vorsitzender unseres Arbeitskreises ein zuverlässiger Ratgeber ist; und drittens (last but not least) Sarah McGaughey, die als Webmaster des IAB von Anfang an die Aktualisierungen der website durchgeführt hat.
Wir freuen uns auf ein gutes neues Jahrzehnt im Internationalen Arbeitskreis. Ihnen allen zunächst die besten Wünsche für 2012: Gesundheit, Wohlergehen und beruflichen Erfolg.
Paul Michael Lützeler
Subject: Rundschreiben an die Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch
Date: 19. Dezember 2009
Liebe Kolleginnen und Kollegen:
Auch in diesem Jahr war der IAB, der inzwischen 180 Mitglieder zählt, tätig, denn Graham Bartram hat im Juli eine internationale Tagung zu Brochs “Schlafwandlern” an der University of Lancaster veranstaltet, und in zwei Wochen treffen sich einige amerikanische KollegInnen, um bei der Jahrestagung der Modern Language Association eine Sektion “Broch and the Scientific Discourses” zu veranstalten. Wir hatten uns im Vorjahr vorgenommen, solche Brochsektionen bei Jahrestagungen unserer professionellen Vereinigungen vermehrt anzubieten, und das hat funktioniert, nicht zuletzt Dank der Zielstrebigkeit von Sarah McGaughey. Die Tagung in Lancaster war zwar klein, aber die Vorträge waren ausgezeichnet, und wir arbeiten daran, dass sie im kommenden Jahr im Stauffenburg Verlag in Tübingen (der schon einige unserer Symposiumsbände veröffentlicht hat) in einem Sammelband erscheinen werden Auch kleine Konferenzen haben ihren Charme, und wir danken Graham Bartram für seine Gastfreundschaft. Auch Sachiko Broch de Rothermann, Ehrenmitglied unseres Arbeitskreises, hat uns wieder mit Ihrer Anwesenheit beehrt. Der Tagungsband zu Broch und den Künsten erschien in diesem Jahr bei de Gruyter in Berlin, herausgegeben von Alice Staskova und mir. Wenn jemand unter Ihnen, der nicht selbst in dem Band vertreten ist, ihn für eine Zeitschrift besprechen könnte, würden wir uns natürlich freuen. In diesem Jahr erschien mit einigen Jahren Verzögerung auch der Band “Elias Canetti und Hermann Broch”, Ergebnis einer Tagung, die Penka Angelova und ich im Frühjahr 2003 in der Gesellschaft für österreichische Literatur veranstalteten. Ich selbst stellte in den letzten beiden Jahren zwei Briefeditionen fertig: Brochs Korrespondenz mit seinem Sohn aus den Jahren 1925-28 und die Briefe Brochs an Erich von Kahler. Beide Bände werden im kommenden Jahr erscheinen. Für das Jahr 2010 haben wir uns eine Ruhepause verordnet, was die Veranstaltung von Broch-Symposien betrifft. Das hat auch damit zu tun, dass ich selbst im Frühjahr 2010 eine große Tagung zur Gegenwartsliteratur in St. Louis veranstalte und eine ebenfalls umfangreiche Sektion zum Europathema bei der IVG-Tagung im August 2010 in Warschau betreue. Für das Frühjahr 2011 planen wir dann die Tagung in Stuttgart, die Michael Kessler aus Anlass des 60. Todestages von Hermann Broch organisieren wird. Es wird eine Arbeitstagung für die MitarbeiterInnen an dem bei de Gruyter geplanten Handbuch Broch werden. (An diese KollegInnen gewandt: bitte nicht den Ablieferungstermin der Beiträge aus dem Auge verlieren!) Im Moment verhandeln wir noch mit oesterreichischen Stellen in Wien, ob wir im Herbst 2011 (zum Gedenken an Brochs 125. Geburtstag) dort eine Brochtagung veranstalten können. Denken Sie daran, uns Ihre Buchpublikationen in Sachen Broch mitzuteilen, damit wir sie auf unserer website anzeigen können. Eine eigene Bibliographie über neue Aufsätze zu Broch führen wir nicht, weil das angesichts der Einfachheit, sich solche Informationen im Zeitalter des Internets zu besorgen, als überflüssig erscheint. Am Ende wieder mein Dank an Sarah McGaughey, die nach wie vor als Webmaster unsere website zuverlässig betreut. Mit allen guten Wünschen für die Feiertage und zum neuen Jahr, und in der Hoffnung, dass wir in Kontakt bleiben bin ich herzlich grüssend, Ihr Paul Michael Lützeler.
Subject: Rundschreiben zum Jahreswechsel 2008/2009
Date: Fri, 19 Dez 2008
Der Höhepunkt der Aktivitäten unseres Arbeitskreises im Jahr 2008 war das Symposium über Broch und die Künste in Prag. Dafür unserer Gastgeberin und Organisatorin Alice Staskova nochmals herzlichen Dank. Im Augenblick macht die Edition der Beiträge gute Fortschritte, und wir wollen den Band im kommenden Jahr bei de Gruyter in Berlin herausbringen. Das waren schöne und sonnige Tage in Prag, und die Gastfreundschaft der alten Prager Universität, des Österreichischen Kulturinstituts und des Goethe Instituts haben wir sehr genossen. Es ist doch ein Privileg, in einer der schönsten und ehrwürdigsten Städte der Welt, die ja zum Erfahrungsraum Hermann Brochs gehörte, eine solche Tagung abhalten zu können.
Bei der Gelegenheit sprachen wir auch darüber, dass wir verstärkt Broch-Sektionen bei den allgemeinen Tagungen unserer Profession anbieten sollten; in den USA z.B. bei der German Studies Association und der Modern Language Association. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sich Vergleichbares auch bei den nationalen oder kontinentalen Germanistentagen in anderen Staaten und Regionen einrichten lässt. Gerade für jüngere Broch-ForscherInnen bietet sich hier ein gutes Betätigungsfeld.
Die nächste Brochtagung (zum Thema “Die Schlafwandler” – Interpretation und Rezeption) findet dank der Initiative von Graham Bartram vom 3.-5. Juli 2009 an der University of Lancaster in England statt. Dr. Bartram hat, wenn ich das richtig sehe, die Organisation der Tagung abgeschlossen, aber wenn noch Fragen sind, schreiben Sie ihm bitte. “Die Schlafwandler” sind ja das beliebteste Buch von Hermann Broch, eine unerschöpflich Quelle für germanistische Interpreten.
Für das Jahr 2010 ist, wenn ich es richtig sehe, keine internationale Broch-Tagung anberaumt. Eine Tagung in Italien war einmal im Gespräch, doch habe ich dann nichts mehr davon gehört. Falls jemand hier besser auf dem Laufenden ist, wäre ich für eine Rückmeldung dankbar. Aber eine schöpferische Pause ist auch kein Fehler, denn im Jubiläumsjahr 2011 (Brochs 125. Geburtstag und 60. Todestag) sind im Frühjahr die europäische Broch-Tagung in Stuttgart und die amerikanische Broch-Tagung an der Yale University geplant. Wegen der Mittel, die heutzutage nicht mehr so reichlich fließen wie vor 25 Jahren, als wir den 100. Geburtstag feierten, müssen wir diese Aufteilung (europäisch hier, amerikanisch dort) nolens volens akzeptieren. Bis dahin vergehen noch 2 ½ bzw. fast 3 Jahre, und im Augenblick können wir nur davon sprechen, dass diese Konferenzen geplant sind, wobei sich Konkreteres in den Jahren 2009 und 2010 wird ergeben müssen. Aber wir denken auch schon über 2011 hinaus, nämlich an 2012. Für das Jahr hat Doren Wohlleben eine Tagung über Broch und die Romantik ins Auge gefasst.
Ich hoffe, Sie ermutigen auch Doktoranden, über Broch zu promovieren. Bei mir fängt gerade ein philosophisch geschulter Ph.D. candidate mit einer Arbeit über Broch und Wittgenstein an. Aber es gibt zahllose andere Gebiete, die es bei Broch zu erforschen gibt, und unsere Tagungen werden ja auch ausgerichtet im Hinblick aufs Abstecken neuer Forschungsgebiete. So denke ich, dass auch der bald erscheinende Band über Broch und die Künste eine Ausstrahlungskraft haben wird, genau wie der vor einigen Monaten, ebenfalls sehr aktuelle Band über Broch und die Religion, der das Ergebnis der von Christine Maillard geleiteten Straßburger Tagung war. Die Dokumentation ist als Themenheft der Zeitschrift “Recherches Germaniques” erschienen, die von Christine Maillard herausgegeben wird. Seien Sie doch so gut und bestellen sie den Band für Ihre Bibliothek. Er enthält hochkarätige und in der Tat weiterführende neue Studien zu Broch. Im Mittelpunkt von Brochs Werk standen ja religiöse Fragen. Penka Angelova teilte mir kürzlich mit, dass Anfang des neuen Jahres auch der Band zur Broch/Canetti-Tagung erscheinen wird, die vor fünf Jahren in Wien (Österreichische Gesellschaft für Literatur) stattfand.
Sowohl in Straßburg wie in Prag war auch unser Ehrenmitglied, Sachiko Broch de Rothermann, anwesend, worüber wir uns sehr gefreut haben. Sie vertritt die Interessen Brochs gegenüber dem Suhrkamp Verlag, zu dessen Hausautoren Hermann Broch gehört.
Zum Jahresende möchte ich in unserem Namen auch Sarah McGaughey vom Dickinson College herzlich dafür danken, dass Sie immer die Neuigkeiten auf unsere IAB-Website bringt. Schon als Doktorandin hat sie vor sechs Jahren die Website eingerichtet, und ohne sie wäre unsere kollegiale Kommunikation um vieles schwieriger.
Abschied nehmen mussten wir in diesem Jahr von zweien unserer Mitglieder, vom italienischen Kollegen Zagari und vom österreichischen Kollegen Schmidt-Dengler. Besonders Wendelin Schmidt-Dengler war mit seinen kritischen Beiträgen zur Broch-Forschung ein beliebter Teilnehmer an Tagungen, und bei zwei Broch-Symposien in Wien hat er mit dafür gesorgt, dass die Mittel zur Organisation zur Verfügung gestellt wurden. Wir werden ihn sehr vermissen und bewahren ihm ein gutes Andenken.
Mir bleibt am Jahresende, Ihnen allen (inzwischen ist unsere Gruppe schon auf über 170 KollegInnen gewachsen) das Beste für die Weihnachtsferien zu wünschen und vor allem für das neue Jahr 2009: Gesundheit und Wohlergehen, Freude an der Arbeit, Glück und eine so verdiente wie (in diesen Zeiten) unwahrscheinliche Gehaltserhöhung, Ihr Paul Michael Lützeler.
Subject: Rundschreiben zum Jahreswechsel 2007/2008
Date: Sun, 16 Dez 2007
Liebe Mitglieder,
seit dem letzten Rundbrief ist einige Zeit vergangen. Im Herbst 2007 fand in Veszprém in Ungarn, an der Pannonischen Universität, die schöne Tagung über Brochs literarische Freundschaften statt. Veranstalter waren Endre Kiss und ich selbst, und die Gastgeber an der Universität Csaba Foeldes als Dekan und Gabriella Rácz von der Deutschen Abteilung. Inzwischen haben wir die 22 Beiträge redigiert, das Manuskript liegt beim Stauffenburg Verlag in Tübingen, und der hat uns informiert, dass der Band im kommenden Jahr erscheinen wird, voraussichtlich im Frühjahr.
Druckkostenzuschüsse haben wir von der Washington University in St. Louis und von der Alexander von Humboldt Stiftung in Bonn erhalten.
Im Juni dieses Jahres fand die nicht minder interessante Tagung zu Broch und die Religion statt. Veranstalter waren Christine Maillard von der Universität Straßburg und ich selbst. Christine Maillard war Gastgeberin, und zwar als Direktorin von MISHA (Maison interuniversitaire des Sciences de l’Homme) an ihrer Unversität. Es war vereinbart worden, dass die TeilnehmerInnen ihre druckfertigen Manuskripte bis November d.J. an Christine Maillard schicken, aber es sind bisher nur ganz wenige Beiträge eingelangt. So bitte ich auch auf diesem Weg die TeilnehmerInnen, ihre Aufsätze so bald wie möglich als Email attachment an Christine Maillard zu schicken. Der Band wird als Themenheft in der von Christine Maillard herausgegebenen Fachzeitschrift Recherches
Germaniques erscheinen.
Inzwischen sind auch die IAB-Planungen für die Broch-Tagungen 2008, 2009 und 2011 fortgeschritten.
In Prag findet vom 26.-28. Juni 2008 die Konferenz mit dem Thema “Hermann Broch und die Künste” statt. Veranstalter sind Alice Staskova von der Universität Prag und ich selbst. Gastgeberin ist Alice Staskova, die Unterstützung von ihrer Universität, dem Goethe Institut und dem Österreichischen Kulturinstitut in Prag erhalten hat. Das Programm ist so gut wie fertig, und wir werden es bald auf der website des IAB anzeigen.
Die Broch-Tagung in Lancaster, England, im Juli 2009 wird dem Thema “Brochs Schlafwander: Interpretation und Rezeption” gewidmet sein. Veranstalter sind Graham Bartram von der Universität Lancaster und ich selbst. Graham Bartram ist Gastgeber und hat die Unterstützung seiner Universität erhalten. Das Programm wird im Lauf der nächsten Monate zusammengestellt
sein und wird dann ebenfalls hier angezeigt werden. (Die Schlafwandler sind nach wie das beliebteste Buch von Broch. Der Bayrische Rundfunk strahlt die ganze Trilogie im Lauf der nächsten
Monate in dialogisierter Form aus.)
Michael Kessler plant zum Jubiläumsjahr 2011 (125. Geburtstag und 60. Todestag Brochs) in Zusammenarbeit mit mir ein eine Tagung in Stuttgart. Das entspricht einer Tradition, denn 1986 (zum 100. Geburtstag) und 2001 (zum 50. Todestag) haben wir mit ihm als Gastgeber vergleichbare Tagungen veranstaltet.
Zudem ist zu berichten, dass Ende dieses Monats während der Jahrestagung der MLA (Modern Language Association of America) in Chicago eine Broch-Sektion mit dem Titel “Hermann Broch and Public Intellectuals” anberaumt ist, die ich leite. Die Details finden Sie ebenfalls auf der IAB website angezeigt.
Sollten Sie bei Tagungen Broch-Sektionen veranstalten oder auch eigene Broch-Symposien anberaumen, lassen Sie es uns wissen, damit wir sie auf unserer website anzeigen koennen.
Zudem weisen wir auf neue Buchpublikationen zu Broch hin. In diesem Jahr ist ein von mir herausgegebener Band mit Briefen Brochs an Paul Federn erschienen. Und gerade ist ein neues Buch von unserem Mitglied Barbara Picht zum Thema Exil in Princeton herausgekommen, bei dem ein Drittel des Bandes Broch gewidmet ist. Beide Publikationen finden Sie ebenfalls auf der website angezeigt. Informieren Sie uns also, wenn es neue Buchpublikationen zu annoncieren gilt. Und denken Sie daran, dass es am Broch-Archiv der Beinecke Rare Book Libarary der Yale University in New Haven ein einmonatiges Forschungsstipendium gibt, um das man sich bewerben kann. Und das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, das das zweitgrößte Broch-Archiv beherbergt, vergibt ebenfalls Forschungsstipendien an WissenschaftlerInnen, die in ihrem Archiv arbeiten wollen.
Es wäre auch gut, wenn Sie interessierte DoktorandInnen, die über Broch promovieren oder Kolleginnen und Kollegen, die Broch-Seminare veranstalten, auf den IAB hinwiesen. Inzwischen haben wir über 160 Mitglieder, und vor allem mit Hilfe der fast jährlich anberaumten Tagungen will der Arbeitskreis das internationale wissenschaftliche Interesse am Werk Herman
Brochs wachhalten und, so weit es möglich und erwünscht ist, Koordinationsarbeit leisten. Mitgliedsbeiträge erheben wir, wie Sie wissen, nicht. Das erspart uns entsprechende “Entlastungen” des Vorstands und vergleichbar pompöse Dinge. Der Vorstand rekrutiert sich aus denjenigen KollegInnen, die im Rahmen des IAB internationale Broch-Tagungen veranstaltet haben oder veranstalten werden. Während der Broch-Tagungen versuchen wir, eine Stunde anzuberaumen, in dem die Planungen für die nächsten Jahre besprochen werden. Das hat bisher sehr gut geklappt.
Mit bestem Dank für Ihre kollegiale Kooperation im Lauf der Jahre und mit den besten Wünschen für die Feiertage und zum neuen Jahr bin ich Ihr IAB Vorsitzender,
Paul Michael Lützeler
Subject: Rundschreiben zum Jahreswechsel 2006/2007
Date: Mon, 8 Jan 2007
Liebe Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch,
als erstes gilt mein Dank Sachiko Broch de Rothermann, der Nachlassverwalterin Hermann Brochs. Sie hat dem IAB auf vielfache Weise geholfen, und sie nimmt regelmaessig an den Broch-Tagungen teil. Dank gilt ferner Sarah McGaughey von der University of Massachusetts, die als webmaster uns auf dem Laufenden haelt, was die neuen Mitglieder, die neuen Buchpublikationen
und die neuen Broch-Symposien betrifft. Inzwischen haben wir 160 Mitglieder, und es werden sicher noch mehr werden. Mein Dank gehoert auch dem Stellvertretenden Vorsitzenden, Michael Kessler, der immer wieder mit guten Ideen und Initiativen die Aktivitaeten des IAB bereichert. Das gilt auch fuer die meisten Mitglieder des Vorstands. Dank aber auch den KollegInnen,
die in letzter Zeit Broch-Symposien im Rahmen des bzw. in Zusammenarbeit mit dem IAB durchgefuehrt haben. Schon vor ueber einem Jahr erschien der Band “Hermann Broch: Politik, Menschenrechte – und Literatur?” als Ergebnis der Brochtagung in Dortmund, deren Gastgeber Thomas Eicher war, und bei der Hartmut Steinecke bei der Vorbereitung und Planung geholfen
hat. In vergleichbar guter Erinnerung ist uns das ungarische Broch-Symposium (Brochs literarische Freundschaften), das diesen Oktober in Veszprem stattfand, und das von Endre Kiss, Gabriella Racz und Csaba Foeldes an der Universitaet von Veszprem organisiert worden ist. Mit den zwanzig ReferentInnen und den vielen Gaesten – vor allem StudentInnen – der Universitaet
war es eines der groesseren Symposien, die wir bisher veranstaltet haben. Der Band zur Tagung ist in Vorbereitung und soll 2007 erscheinen. Im kommenden Jahr (Anfang Juni) ist Christine Maillard Gastgeberin der Strassburger Broch-Konferenz zum Thema Broch und die Religion, und im Jahr darauf wird Alice Staskova in Prag (Universitaet und Goethe Institut) das Symposium
ueber Broch und die Kuenste leiten. Wir haben bereits bis 2009 geplant, wenn Graham Bartram an der University of Lancaster ein Symposium ueber Brochs “Schlafwandler” durchfuehren wird. Schreiben Sie mir doch bitte, falls Sie ebenfalls Plaene fuer Broch-Tagungen haben, so dass wir entsprechend planen koennen. Die Organisation von Symposien ist ja die primaere
Aufgabe des Arbeitskreises. Auch bei der Jahrestagung der Modern Language Association of America veranstalten wir regelmaessig Sektionen, die sich mit Brochs Werk beschaeftigen, so etwa im Jahr 2005 zum Thema Broch und Thomas Mann. Vergleichbare Initiativen werden in Zukunft bestimmt auch bei den Jahrestagungen der German Studies Association stattfinden, bei der zunehmend Vortraege ueber Broch angeboten werden. Ich koennte mir vorstellen, dass das auch bei anderen nationalen germanistischen Jahrestagungen der Fall sein wird. Im Jahr 2010 findet in Warschau der grosse Kongress der IVG statt, und auch dort koennten Brochvortraege in den verschiedenen Sektionen angeboten werden. Schoen waere auch, wenn die Mitglieder unseres Arbeitskreises an ihren Universitaeten mehr Broch-Seminare offerieren wuerden, bzw. Broch verstaerkt in Seminare oder Vorlesungen ueber die Moderne einbeziehen koennten. Nur so ergeben sich auch Doktorarbeiten, denn ohne Anregungen durch ein Seminar entstehen selten Dissertationen.
Sie wissen, dass es Kurzzeitstipendien sowohl zur Arbeit am Broch-Archiv der Beinecke Library der Yale University wie auch am Broch-Archiv des Deutschen Literaturarchivs in Marbach gibt. Ueber solche Dinge informiert Sie unsere Website. Inzwischen haben eine ganze Reihe Mitglieder unseres Arbeitskreises diese Stipendien wahrnehmen koennen. Sie sollten uns unbedingt wissen
lassen, wenn Sie Buchpublikationen ueber Broch veroeffentlicht haben, damit wir diese Neuerscheinungen auch auf der website nennen koennen. Ich bin sowohl mit Suhrkamp wie auch mit amerikanischen Verlagen in Kontakt, was die Lieferbarkeit von Broch-Buechern betrifft. Man bekommt zwar so gut wie alles bei den Internetbuchhandlungen der verschiedenen Laender und im sog. Modernen Antiquariat, aber eine Reihe von Broch-Titeln (abgesehen von den “Schlafwandlern” und dem “Tod des Vergil”) sind in regulaeren Buchhandlungen oft nicht mehr zu bekommen, weil sie ‘out of print’ sind. Ich waere Ihnen dankbar, wenn Sie auch in Ihren Heimatlaendern ein Auge auf die Lieferbarkeit von Brochtexten haben koennten und sich evtl. mit Verlegern, die bisher Broch publizierten, in Verbindung setzen wuerden, wenn Sie sehen, dass Auflagen vergriffen sind.
Bis zu einem Wiedersehen im neuen Jahr bin ich mit den besten Gruessen und Wuenschen fuer 2007, Ihr Paul Michael Luetzeler.
Subject: IAB Bericht und “Call for Papers”
Date: Sun, 19 Dez 2004
Liebe KollegInnen,
vorab die besten Wuensche fuer die Feiertage und zum neuen Jahr. Ich danke Ihnen fuer die gute Zusammenarbeit waehrend 2004. Bei meinen Reisen (ob in den USA, Europa oder in Indien) traf ich in diesem Jahr Mitglieder unseres Arbeitskreises, und ich freue mich, dass wir inzwischen fast 140 Mitglieder zaehlen.
Ende 2004 hatten wir eine gut besuchte MLA-Special Session, bei der Gisela Brude-Firnau, Mathias Konzett und Judith Ryan ueber Brochs Einfluss auf AutorInnen der Gegenwartsliteratur
referierten, und die ich als Chairman leitete. (Auch fuer 2005 werden wir versuchen, eine special session bei der MLA zu arrangieren.) Ende Juni d.J. fand das Symposium ueber Broch und die Menschenrechte in Dortmund statt, wobei die Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen als Gastgeberin fungierte. Thomas Eicher, Hartmut Steinecke und ich hatten die Tagung organisiert, und der sich daraus ergebende Band ist inzwischen fertig und wird im Lauf des kommenden Jahres erscheinen.
Teilen Sie uns bitte Ihre Broch-Publikationen (vor allem die Buch-Veroeffentlichungen) mit, damit wir sie auf der IAB website auffuehren koennen.
Was Primaerliteratur betrifft, so erschien in diesem Jahr die von mir zusammengestellte Dokumentation “Freundschaft im Exil: Thomas Mann und Hermann Broch” (Thomas Mann-Studien
bei Klostermann), die ich im Hinblick auf das Thomas Mann-Jahr 2005 veroeffentlichte. 2005 erscheint “Transatlantische Korrespondenz: Hermann Broch und Ruth Norden” bei Suhrkamp
(ebenfalls von mir ediert).
Ermuntern moechte ich die Mitglieder, sich um Stipendien zu Forschungen in den Broch-Archiven der Beinecke Rare Book Library in New Haven (Yale University) wie im Deutschen
Literaturarchiv in Marbach zu bewerben. Betonen muss man bei den Bewerbungen, dass man die Materialien, die dort sind, einsehen muss, was dann im Antrag im Detail zu belegen
ist. Es genuegt nicht, einfach ein Broch-Projekt zu beschreiben, das man genausogut anderswo durchfuehren koennte. Hinweise zu diesen Stipendien finden Sie in der IAB website.
Danken moechte ich an dieser Stelle auch Sarah McGaughey, webmaster des IAB. Sie stellt gerade eine Dissertation ueber Broch bei mir fertig.
Fuer die kommenden Jahre sind Broch-Tagungen in Ungarn, Frankreich, der Tschechischen Republik und England geplant. Vorweg schon Dank an die KollegInnen, die bereits mit den
jeweiligen Planungen begonnen haben.
Unsere naechste internationale Broch-Tagung findet im Herbst 2006 in Ungarn statt. Endre Kiss bereitet sie gemeinsam mit seinem Kollegen Csaba Foeldes und mir vor. Beiliegend der “Call for Papers”:
Call for Papers
Hermann Brochs literarische Freundschaften Eine internationale Tagung, 13.-15. Oktober 2006 in Veszprem (Ungarn)
Die Veranstalter des Symposiums sind das Germanistische Institut der Universitaet Veszprem und der Internationale Arbeitskreis Hermann Broch. Sie wollen die Aufmerksamkeit der Forschung auf die vielen intensiven Freundschaften und intellektuellen Kooperationen lenken, die Brochs Leben und literarisches Werk mitbestimmt haben. In jedem Vortrag sollten Broch und der jeweilige Freund bzw. die jeweilige Freundin in etwa gleichgewichtig vorkommen.
Zu denken ist z. B. an Ea von Allesch, Franz Blei, Rudolf Brunngraber, Elias Canetti, Paul Federn, Edith Gyoemroei, Erich von Kahler, Gina Kaus, Robert Musil, Ernst Polak, Robert Pick, Alfred Polgar, George Saiko, Ernst Schoenwiese, Abraham Sonne, Friedrich Torberg, Berthold Viertel, Stefan Zweig aus Oesterreich bzw. aus den Staaten der ehemaligen Donaumonarchie; an Herbert Burgmueller,Elisabeth Langgaesser, Thomas Mann, Hans Reisiger, Hans Sahl, Frank Thiess, Egon Vietta, Volkmar von Zuehlsdorff aus Deutschland; Edwin und Willa Muir aus Schottland; Hannah Arendt, Giuseppe Antonio Borgese, Henry Seidel Canby, Fanny Rogers, Jean Starr Untermeyer und Thornton Wilder aus den USA.
Um moeglichst viele Freundschaftsbeziehungen diskutieren zu koennen, wird in der Regel zu jedem/jeder der gewaehlten FreundInnen nur ein Beitrag angenommen.
Die Tagung will auch ein Forum fuer promovierte NachwuchswissenschaftlerInnen sein, die nachdruecklich gebeten werden, Referatsvorschlaege einzureichen.
Die Anmeldungen werden ueber Email erbeten bis zum 15. April 2005 bei den Veranstaltern:
Csaba Foeldes, email: foldes@almos.vein.hu
Endre Kiss, email: andkiss@hu.inter.net
Paul Michael Luetzeler, email: jahrbuch@wustl.edu
Subject: Programm der Broch-Tagung in Dortmund
Date: Sat, 24 April 2004
Liebe Mitglieder des Arbeitskreises:
Wenn Sie auf der website des IAB nachschauen, finden Sie jetzt den genauen Programmablauf der Dortmunder Broch-Tagung (24.-26.6.2004) gelistet. Wir würden uns freuen, wenn Sie die Tagung besuchen könnten.
Mit herzlichen Grüssen,
Ihr Paul Michael Lützeler
Subject: Neujahrs-Rundschreiben
Date: Sat, 3 Jan 2004
Liebe KollegInnen,
auch 2003 ist in Sachen Broch-Forschung einiges geschehen. Zum ersten hat sich inzwischen, verglichen mit der Gruendungsphase vor drei Jahren, die Anzahl der Mitglieder unseres Arbeitskreises mehr als verdoppelt: von sechzig auf 131.
Im Fruehjahr 2003 fanden zwei Broch-Tagungen in Wien statt: die erste veranstaltet von der Oesterreichischen Gesellschaft fuer Menschenrechte (der Sammelband wird in diesem Jahr, hg. v. Elisabeth Ebner, erscheinen), die zweite in Marianne Grubers Gesellschaft fuer oesterr. Literatur. Dabei ging es um Broch und Canetti, und der Band soll Ende d. J., hg. v. Penka Angelova und mir, in den Canetti-Studien herauskommen. Die Planung fuer die Dortmunder Tagung (Politik, Menschenrechte, Literatur) ist abgeschlossen und findet Mitte dieses Jahres statt. Zwei
weitere Broch-Tagungen sind fuer 2006 im Gespraech, doch ist es noch etwas frueh, darueber zu schreiben, weil sich alles noch im ersten Planungsstadium
befindet.
Erfreulich ist, dass die Ergebnisse der Broch-Tagungen des Jubilaeumsjahres 2001 nun vorliegen: der Yale Tagungsband kam im Fruehjahr heraus, und der Band, der die Symposien von Stuttgart und Wien umgreift, vor wenigen Wochen, betreut von Michael Kessler. Darueber vgl. im einzelnen die Angaben unter “Bibliographisches” in unserer website. Den Veranstaltern (Christa Sammons, Michael Kessler, Marianne Gruber) und den Teilnehmern an diesen Symposien noch einmal herzlichen Dank. Durch die Tagungen und durch diese beiden Baende (der erstere mehr die amerikanischen, der zweite mehr die europaeischen Broch-Studien spiegelnd) sind der Forschung wichtige Impulse gegeben worden.
Zum Abschluss des Jahres fand auch wieder eine special session zu Broch bei der Jahrestagung der Modern Language Association statt. Diesmal ging es um die Beziehung von Gegenwartsautoren (Th. Bernhard, M. Streeruwitz, P. Handke, M. Maron) zu Broch. Auf dem Gebiet der literarischen Brochrezeption, wurde festgestellt, lassen sich noch viele Entdeckungen machen. Bei der MLA wurde mir waehrend einer Feier auch der grosse Sammelband uebergeben, den Michael Kessler mir freundlicherweise zum 60. Geburtstag gewidmet hat. Das war eine froehliche Angelegenheit, bei der Gisela Brude-Firnau, Ruth Klueger, Lynne Tatlock, Friederike Eigler und Sebastian Wogenstein sprachen. Besonders witzig das Gelegenheitsgedicht von Ruth Klueger! Auch den Mitherausgebern der Festschrift, Marianne Gruber, Barbara Mahlmann-Bauer, Christine Mondon und Friedrich Vollhardt moechte ich hier danken.
Meinen Dank auch an Sarah McGaughey, webmaster unserer Arbeitskreises, aber auch an Sachiko Broch de Rothermann, der viel an der Forschung ueber das Werk ihres Schwiegervaters gelegen ist.
Teilen Sie uns bitte immer mit, wenn Sie neue Arbeiten zu Broch vorlegen, wir nehmen sie dann in unsere Bibliographie auf. Und vergessen Sie nicht, dass es sowohl an der Yale University (Beinecke Library) wie auch am Deutschen Literaturarchiv Kurzzeit-Stipendien gibt, die es Ihnen erlauben, mit finanzieller Hilfe einige Wochen in den dortigen Broch-Archiven zu arbeiten.
In der Hoffnung auf weitere gute Kooperation bin ich Ihr
Paul Michael Lützeler
Subject: MLA Dates
Date: Thurs, 23 Okt 2003
Dear IAB members: the Broch session during the MLA convention in San Diego will meet on Tuesday, December 30, but the reception of the IAB will take place during the late afternoon of the
day before: Monday, December 29.
Subject: MLA Session on Broch
Date: Wed, 22 Okt 2003
Liebe Mitglieder des Broch-Arbeitskreises.
Waehrend der diesjaehrigen MLA in San Diego wird wieder eine Broch-Sektion veranstaltet.
Hier das Programm:
Echoes to Hermann Broch’s Works: Bernhard, Streeruwitz, Handke, Maron
8:30-9:45 a.m. Boardroom, San Diego Marriott
Session leader: Paul Michael Lutzeler, Washington Univ.
1. “Affinities: Broch in Bernhard’s and Streeruwitz’s Works”
Matthias Konzett: Yale Univ.
2. “Intertext: Broch’s ‘Esch’ and Handke’s ‘Langsame Heimkehr'”
Michael Kessler, Kath. Akademie, Stuttgart
3. “Reception: Broch’s ‘Sleepwalkers’ and Maron’s ‘Stille Zeile sechs'”
Gisela Brude-Firnau, Univ. of Waterloo
Repondent: Judith L. Ryan, Harvard Univ.
It would be good to see those of you attending the MLA convention during the session. The Arbeitskreis will also arrange for a reception on the late afternoon of Monday Dec. 29. Those who would like to attend send a note about details to Mike Luetzeler’s email address: jahrbuch@wustl.edu
Subject: Broch-Tagung in Dortmund
Date: Sat, 23 Aug 2003
Liebe KollegInnen,
anbei das vorlaeufige Programm der Broch-Tagung in Dortmund vom 24.-26. Juni 2004. Wir hoffen, dass moeglichst viele Mitglieder am Symposium teilnehmen werden.
Mit besten Gruesse, Paul Michael Luetzeler
Hermann Broch. Politik, Menschenrechte – und Literatur?
24.-26. Juni 2004
Tagungsprojekt der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen in Dortmund (Dr. Thomas Eicher)
in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Arbeitskreis Hermann Broch (Prof. Dr. Paul Michael Lützeler)
und der Universität Paderborn (Prof. Dr. Hartmut Steinecke)
1. Zum Thema der Tagung
Der jüdisch-österreichische Schriftsteller und Exilautor Hermann Broch (1886-1951) war nie ein Schulautor wie Bertolt Brecht und auch keine Figur nationaler Repräsentanz wie Thomas
Mann. Aber er zählt mit seinen Romanen “Die Schlafwandler”, “Die Verzauberung”, “Der Tod des Vergil” und “Die Schuldlosen” zu den international renommiertesten Autoren der klassischen
Moderne. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden und werden von der Germanistik seit einem halben Jahrhundert kontinuierlich diskutiert und interpretiert. So war es folgerichtig,
daß vor einem Jahr der “Internationale Arbeitskreis Hermann Broch” gegründet wurde, dem mehr als 120 Germanisten, Historiker, Politologen und Juristen aus Europa, Amerika und Asien angehören. Ziel des Arbeitskreises ist die Veranstaltung wissenschaftlicher Symposien zum Werk Hermann Brochs. In der Vergangenheit stand der Schriftsteller Hermann Broch, der Romancier und Essayist, im Mittelpunkt der Forschung. Dass er auch Schriften zur Politik, Massenpsychologie und Ethik verfasst hat, war zwar bekannt, interessierte aber allenfalls einige Spezialisten. Die meisten der ‚traditionell’ ausgerichteten Literaturwissenschaftler brachten und bringen dafür ein geringes Interesse und eine sehr begrenzte Kompetenz auf.
Hingegen haben Schriftsteller und Intellektuelle unserer Zeit wie George Steiner, Carlos Fuentes, Susan Sontag, Bernard-Henri Levy und Milan Kundera die Bedeutung Brochs auch als Zeitkritiker und als politischer Denker gewürdigt. Wie wenige andere Schriftsteller seiner Generation hat er die ethische, letztlich religiöse Krise der westlichen Zivilisation im 20. Jahrhundert analysiert und in seinen Schriften bewußt gemacht. In seinen politischen und massenpsychologischen Schriften geht es vor allem um eine ethische Neubegründung der Menschenrechte, z.B. den Vorschlag für ein “Gesetz zum Schutz der Menschenwürde” und das Plädoyer für einen Internationalen Gerichtshof der UNO, der Verstöße gegen die Menschenrechte zu verfolgen habe. Brochs politische Kritik, wie er sie in seinen Romanen und in den theoretischen Schriften äußert, ist auch ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod aktuell. Diese Aktualität (und nicht das Diktat des Kalenders, der an irgendeinen Gedächtnistag erinnert) ist es, die uns veranlaßt, dieses Symposium zu organisieren. Zudem ist Broch ein Zeitgenosse unserer Gegenwart insofern, als er mit seinem
Exil das Schicksal vieler Menschen auch im neuen Jahrhundert teilt. Broch war von der universellen Gültigkeit der Menschenrechte überzeugt, und seine Stimme sollte heute angesichts der Relativierung und Anfeindung dieser Position gehört werden.
Vorgesehen sind Beiträge von 16 Referentinnen und Referenten aus sechs Nationen, aus den Disziplinen Politologie, Geschichte, Jura, Theologie, Germanistik, Komparatistik und Kulturwissenschaft. Eine Schriftstellerin und zwei kulturwissenschaftliche Schriftsteller ergänzen das Programm.
2. Zum Ablauf der Tagung
Die Tagung stellt zum einen die politischen und ethischen Schriften Brochs mit dem Zentrum seiner Arbeiten über die Menschenrechte in den Vordergrund, wobei die Vertreter der einschlägigen Disziplinen auch die Behandlung der entsprechenden Themen in den literarischen Arbeiten Brochs im Auge behalten. Zum anderen erörtern Kultur- und Literaturwissenschaftler, von einzelnen literarischen Werken ausgehend, die genannten übergreifenden Fragen. Die jedem Referenten gegebene Vorgabe war die in Punkt 1 “Zum Thema der Tagung” genannte Interdisziplinarität
und die Prüfung der Frage nach der Aktualität bzw. Aktualisierbarkeit im Blick auf zentrale Debatten zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Im einzelnen werden die Referenten in der 1. Sektion “Politik
und Menschenrechte” die folgenden Themen behandeln:
Anton Pelinka (Politologe, Innsbruck)
“Pax Americana und Kalter Krieg in Brochs Exilschriften”
In seinen politischen Exilschriften orientierte Broch sich an F. D. Roosevelts “demokratischem Interventionismus”, wie u.a. seine “Massenwahntheorie” zeigt. Untersucht wird, ob und wie diese Einstellung auch in der Nachkriegszeit Brochs politisches Denken bestimmte, ob er für diesen Interventionismus auch im Kalten Krieg zur Zeit von Truman und Acheson Partei nahm.
Wolfgang Graf Vitzthum/Monika Klinger (Juristen, Tübingen)
“Menschenrechte und internationale Gerichtsbarkeit im Denken Brochs”
Brochs Überlegungen werden im aktuellen Kontext der Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs wie auch der “humanitären Intervention” in Menschenrechtsdingen (siehe Bosnien-Krieg) gesehen. Broch sprach visionär Themen an, die heute in der konkreten Politik von unmittelbarem Belang sind. Nachgegangen wird auch der Frage, ob Brochs Beiträge Antworten auf Fragen der Terrorismusbekämpfung geben können.
Gilbert Weiss (Politologe/Kulturwissenschaftler, Greifswald)
“Politische Religion als Thema bei Hermann Broch und Eric Voegelin”
Broch und Voegelin kannten sich seit den 1930er Jahren. In seinem 1938 erschienenen Buch “Politische Religionen” dechiffrierte Voegelin das ersatzreligiöse Fundament der modernen Totalitarismen. In eine ähnliche Richtung zielten auch Brochs Schriften, man denke an seinen Roman “Die Verzauberung”. Es geht um den politischen Mythos in der Moderne und um die ihm zugrundeliegende Anthropologie.
Thomas Hollweck (Germanist/Soziologe, Boulder/Col. USA)
“Hermann Broch und Eric Voegelin: Briefwechsel über die Menschenrechte”
1945 korrespondierten Broch und Voegelin im amerikanischen Exil über Brochs Essay zur Utopie der Internationalen Menschenrechte. Voegelins Stellungnahme hatte einen Einfluss auf die letzte Fassung des Essays. Eingegangen wird auf die intellektuellen Schwerpunkte, in denen das Denken Brochs sich mit dem Voegelins berührte. Voegelins These vom Nationalsozialismus als politischer Religion beeinflusste Broch.
Michael Kessler (Theologe/Germanist, Stuttgart)
“Menschenrecht und Toleranz bei Broch”
Brochs massenpsychologischen und politischen Schriften liegt eine konsistente Theoriebildung zugrunde. Das zeigt sich vom frühesten politischen Pamphlet aus dem Jahr 1918 bis zur letzten
Stellungnahme von 1950. Menschenrecht und Toleranz sind die aufklärerischen Grundbegriffe, die Brochs Schriften auch aus der Exilzeit prägen.
Thomas Borgard (Germanist/Kulturwissenschaft, Bern)
“Brochs Massenwahntheorie im Kontext”
Im Mittelpunkt stehen die intellektuellen Voraussetzungen der in den 1930er und 1940er Jahren entstandenen Brochschen Massenwahntheorie. Das Augenmerk gilt der Revision des früheren wertphilosophischen Ansatzes, der Anverwandlung der modernen Sozialwissenschaften im Vergleich Europa/USA sowie der Rolle des psychologischen Paradigmas. Abschließend werden die Folgen für den Roman “Der Tod des Vergil” diskutiert.
Alice Staskova (Komparatistin, Prag)
“Politik bei Hermann Broch und Jan Patocka”
Die Möglichkeit politischen Handelns beginnt nach Jan Patocka durch ein Zugeständnis an die Geschichte. Geschichte wiederum beginnt dort, wo in einer Erschütterung von Sinn Politik und
Philosophie gemeinsam entstehen. Das geschichtsphilosophische Denken Patockas soll mit der frühen Philosophie Brochs und mit dem Geschichtsbegriff aus den “Schlafwandlern” (Zerfall
der Werte) konfrontiert werden.
Barbara Picht (Historikerin, Berlin)
“Brochs Wissenschaftsverständnis im Exil”
Verglichen wird Brochs Wissenschaftsverständnis vor und während des Exils. Dabei stehen drei Fragen im Vordergrund: Welche Form wählte er für die wissenschaftliche Arbeit? Was waren seine Themen? Welche Ziele werden in den Aufsätzen formuliert? Mit der politischen Rechtswende von 1933 änderte sich seine Auffassung darüber, was philosophische und schriftstellerische Arbeiten bewirken können und sollen.
Die 2. Sektion: “Politik und Literatur” setzt ein mit einer grundlegenden Reflexion über die Rolle von Literatur in der Zeit des Wertezerfalls und behandelt sodann die Leitthemen ausgehend von einzelnen Romanen Brochs.
Gerhard Lauer (Germanist/Kulturwissenschaftler, Göttingen)
“Vom Wert der Dichtung: Hermann Broch und die Politik der Literatur”
Die zentrale Frage wird sein, wie Literatur für Broch angesichts des Wertezerfalls wertbildend sein kann, wobei an die aktuelle Fragestellung über die “politics of interpretation” angeschlossen
wird. Welche Werte können in der Literatur verhandelt werden? Dabei wird sowohl auf Brochs literaturtheoretische Essays wie auf sein vor dem Exil wie im Exil entstandenes Romanwerk
eingegangen.
Hartmut Steinecke (Germanist/Kulturwissenschaftler, Paderborn)
“Menschenrechte und Judentum vor und nach der Shoah”
Brochs Einstellung zu Fragen der Politik, der Ethik und der Menschenrechte wurde anfangs nur peripher von seinem Judentum bestimmt. Aber bereits in der “Schlafwandlerin” spielt das
Judentum eine gewisse Rolle. Sie nimmt nach 1933 erkennbar zu, vor allem im Exil, sowohl in den theoretisch-politischen Schriften (“Phänomenologie des Verfolgten”) als auch in den “Schuldlosen”.
Paul Michael Lützeler (Germanist/Komparatist, St. Louis/USA)
“Brochs ‘Schlafwandler’: die Polenfrage im ‘Pasenow'”
Der 1928 geschriebene erste Band von Brochs “Schlafwandler”-Trilogie mit dem Titel “1888. Pasenow oder die Romantik” steckt voll von zeitkritischen Anspielungen auf die Wilhelmische Ära.
Nicht nur auf den gerade 40 Jahre zurückliegenden Regierungswechsel der Hohenzollern wird kritisch angespielt, auch Bismarcks kolonialistische Polenpolitik des Reiches wird vielfach in Erinnerung gebracht.
Eva Reichmann (Germanistin, Bielefeld)
“Brochs ‘Verzauberung’ und Soma Morgensterns ‘Funken am Abgrund'”
Es bestehen zahlreiche Parallelen zwischen den beiden Romanen Brochs und Morgensterns, was die Naturbeschreibung wie auch die Gestaltung der antagonistischen Hauptfiguren betrifft.
Nachgegangen wird der Frage, inwieweit ein Einfluss Brochs auf Morgenstern vorliegen kann. Das ist gerade im Hinblick auf Morgensterns kritische Abgrenzung von Broch nicht ohne Interesse.
Markus Pissarek (Germanist, Passau)
“Brochs ‘Verzauberung’ und ‘Schuldlosen’ – Decouvrierung von NS-Ideologie”
Strukturelle Aequivalenzen werden untersucht, die zwischen der Ideologie des Nationalsozialismus und der fiktionalen Welt in Brochs Romanen bestehen. Dabei geht es nicht um den Aufweis vordergründiger Bezüge, sondern um eine Analyse der narrativen Gesamtstrukturen. Brochs Romane stecken voll von subtilen Einsichten in die Ideologie und die Machttechnik des Nationalsozialismus.
Jürgen Heizmann (Germanist/Komparatist, Montreal/Canada)
“Dichtung versus Imperium in Brochs “‘Der Tod des Vergil'”
Die politische Dimension von Brochs Exilroman wird sowohl in der Darstellung massenpsychischer Phänomene greifbar wie in der Auseinandersetzung zwischen Vergil und Augustus. Wie
läßt sich in Zeiten, in denen ethische Bindungen sich gelöst haben und feste Normen nicht mehr existieren, politisches Handeln begründen? Das ist eine der Grundfragen, die der Roman
stellt.
Esther Schneider-Handschin (Germanistin, Zürich)
“Politisch-Juristisches in Brochs “‘Die Schuldlosen'”
Brochs Spätwerk soll im Kontext der menschenrechtlichen und politischen Spätschriften Brochs gesehen werden, wobei der Briefwechsel mit Hannah Arendt eine besondere Rolle spielt. Arendt las die neuen Teile des Romans und kommentierte sie: man denke an ihren Enthusiasmus über “Die Erzählung der Magd Zerline”. Gerade in dieser Geschichte stehen juristische Themen
(Todesstrafe) im Vordergrund.
Subject: Drei Broch-Tagungen und anderes
Date: Sat, 8 Feb 2003
Liebe Mitglieder des Arbeitskreises,
inzwischen sind bereits ueber 120 Broch-FoscherInnen Mitglieder des Arbeitskreises geworden. Bevor ich die drei naechsten Broch-Symposien anzeige, moechte ich nicht vergessen darauf
hinzuweisen, dass es an der Beinecke Library der Yale University Library ein Forschungsstipendium gibt, das von Sachi Broch de Rothermann zum Andenken an ihren Mann, H.F. Broch de Rothermann, Hermann Brochs Sohn, gestiftet wurde.Damit kann man einen Monat lang in der Beinecke Library ueber Broch forschen. Wenn Sie in der Website des Arbeitskreises nachsehen (http://artsci.wustl.edu/~iab) klicken Sie unter “Links”, dann unter Forschung, wo sie die Beinecke Library gelistet finden. Und dort ist dann das Hermann Broch Fellowship erwaehnt. Sie wenden sich dann mit Hilfe der angegebenen email Adresse an diese Bibliothek und erhalten alle Fragen beantwortet. Jedes Jahr wird ein Stipendium vergeben. Da sich immer nur wenige BrochforscherInnen bewerben, stehen die Chancen gut, das Stipendium zu bekommen. Einige von uns haben es im Lauf der letzten Jahre schon erhalten und werden bestaetigen koennen, wie angenehm es ist, dort zu arbeiten. Christa Sammons, die auch Mitglied des Arbeitskreises ist, ist Leiterin der German Collection und damit auch des Broch-Archivs an der Beinecke Library. Sie ist waehrend der Studienaufenthalte dort besonders hilfsbereit.
Erinnern sollte ich aber auch daran, dass es Sommerstipendien allgemeiner Art auch im Deutschen Literaturarchiv gibt. Dort befindet sich ja das zweitgroesste Broch-Archiv, und auch ein Aufenthalt dort verlohnt immer, wo man mit der Unterstuetzung von Herrn Ott und Herrn Meyer rechnen kann. Auch Hinweise auf dieses Archiv und seine Stipendien finden Sie in der website
des Broch-Arbeitskreises.
Schoen waere es, wenn Sie auch andere KollegInnen, die sich fuer Broch interessieren, auf den Arbeitskreis hinweisen wuerden.
Teilen Sie uns doch bitte immer Ihre neuen Publikationen ueber Broch mit, damit wir sie in die aktuelle Bibliographie aufnehmen koennen.
Der Band “Hermann Broch – Visionary in Exile. The 2001 Yale Symposium” erscheint, wie ich von Camden House hoere, noch in diesem Monat. Er wurde von mir in Zusammenarbeit mit Mathias
Konzett, Christa Sammons und Willy Riemer herausgegeben.
Michael Kessler teilt mir mit, dass der von ihm herausgegebene Band, der die Beitraege zur Stuttgarter und Wiener Broch-Konferenz enthaelt, im Herbst zur Buchmesse bei Stauffenburg in Tuebingen erscheinen wird.
Wenn Sie mir auf diese email hin antworten, bitte nicht die “iab”-email-Adresse benutzen, sonst geht die Antwort an alle Mitglieder, sondern meine eigene email-Anschrift: jahrbuch@artsci.wustl.edu
Die drei Broch-Symposien, die anzuzeigen sind:
I. OESTERREICHISCHE LIGA FUER MENSCHENRECHTE
A-1070 Wien, Hermanngasse 9,
E-mail: menschenrechte@chello.at
Hermann Broch und die Wiener Moderne
8.-10. Mai 2003
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Manfred Jochum
Organisation: Dr. Elisabeth Ebner
II. OESTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FUER LITERATUR
A-1010 Wien, Herrengasse 5
Email: office@ogl.at
Hermann Broch und Elias Canetti
Beziehungen und Vergleiche
2.-4. Juni 2003 in Wien
Herrengasse 5 (Palais Wilczek)
Leitung: Marianne Gruber
Wissenschaftliche Beratung: Penka Angelova, Paul Michael Luetzeler
III. AUSLANDSGESELLSCHAFT NRW
44147 Dortmund, Steinstr. 48
Email: eicher@agnrw.de
Hermann Broch – Politik und Menschenrechte
24.-26. Juni 2004 in Dortmund
Steinstr. 48
Leitung: Thomas Eicher
Wissenschaftliche Beratung: Paul Michael Luetzeler, Hartmut Steinecke
Fuer heute bin ich mit herzlichen Gruessen und guten Wuenschen,
Ihr
Paul Michael Lützeler
Subject: Runschreiben
Date: Thu, 17 Jan 2002
Liebe Mitglieder des Arbeitskreises,
unter den Vorschlaegen, die ich im Lauf der letzten Wochen erhalten habe, waren zwei, die ich hier unterbreiten moechte:
1. Doktoranden-Projekte
Der Arbeitskreis steht natuerlich auch DoktorandInnen offen, die eine Disseration ueber Broch schreiben bzw. sich mit einer Arbeit promovieren, in der Broch eine prominente Rolle spielt. Falls Sie selbst eine Broch-Doktorandin oder einen -Doktoranden haben, weisen Sie ihn doch bitte auf den Arbeitskreis hin. Wir werden auch gerne das Thema, wenn das gewuenscht wird, anzeigen.
2. Information ueber die Broch-Symposien von 2001
Eine Absicht des Arbeitskreises ist natuerlich auch die, BrochforscherInnen miteinander bekannt zu machen. Wenn Sie bei Durchsicht der Broch-Tagungsprogramme ein Thema finden, das Sie fuer einen Vortrag an Ihrer Universitaet interessiert, koennen Sie den/die ReferentIn gerne einladen. Wir haben jetzt in der Information ueber die Symposien vom letzten Jahr sog. “links” eingebaut, so dass Sie die Programme sofort einsehen koennen. Da es mit der Publikation der Tagungsergebnisse in Sammelbaenden noch eine Weile dauern wird, besteht fuer die naechsten zehn Monate kaum die Gefahr, dass man Publiziertes zu hoeren bekaeme. (Ich selbst habe – bis auf eine Einfuehrung in Wien – nicht referiert, habe aber zwei Vortragsthemen: “Brochs ‘Pasenow’ als Berlin-Roman” und “Hermann Broch: Kosmopolitismus, Europa, Universitaet” als Gast der FU werde ich von Mitte Mai bis Mitte Oktober in Berlin sein.) Da jetzt die Zeit ist, in der Einladungen fuer das Sommersemester ausgesprochen werden, wollte ich auf diese Moeglichkeiten so rasch wie moeglich hinweisen.
3. Abschliessend moechte ich Sie nochmals bitten, uns neue Broch-Publikationen anzuzeigen, wir werden sie dann gleich auflisten.
Mit den besten Gruessen und Wuenschen, Ihr
Paul Michael Lützeler
Subject: Rundschreiben: MLA Sektion ueber Hermann Broch
Date: Thu, 10 Jan 2002
Liebe Mitglieder des Arbeitskreises,
in den letzten Dezembertagen findet jedes Jahr das grosse Treffen der Modern Language Association of America statt (mit ueber 700 Sektionen). Eine davon war vor zwei Wochen (die Tagung fand diesmal in New Orleans statt) dem Werk Hermann Brochs gewidmet. Ich hatte mit Hinweis auf den 50. Todestag des Autors die Sitzung beantragt. Ich stellte die Sprecher vor und leitete die Diskussion. Die ReferentInnen waren (wie wir es in der website auch erwaehnt haben): Wolfgang Mueller-Funk aus Birmingham ueber Brochs Massenwahntheorie mit Hinweisen auf Canetti, Peter Y. Paik aus Milwaukee ueber das Ende der Kunst bei Broch und Celan, und Ruth Klueger ueber Brochs Kitschtheorie. Die Vortraege waren ganz vorzueglich und auch die anschliessende Diskussion sehr lebhaft. Alles in allem waren wir nicht mehr als 25 Teilnehmer (was bei einer germanistischen Veranstaltung der MLA nicht schlecht ist), aber was zaehlte, waren die neuen Einsichten, das Engagement der ReferentInnen und der TeilnehmerInnen an der Diskussion.
Inzwischen habe ich mich erkundigt, ob der Arbeitskreis, der ja ueber 100 Mitglieder hat, nicht mit der MLA affiliiert werden kann. Die MLA teilte mir mit, dass das durchaus moeglich sei, dass man aber den Antrag dafuer erst stellen kann, wenn unsere Gesellschaft sechs Jahre Bestand gehabt hat. Affiliiert bedeutet, dass es dann das Recht dieser Gesellschaft bzw. unseres Arbeitskreises ist, ohne besonderes Genehmigungsverfahren bei den Jahrestagungen der MLA eine Broch-Sektion abhalten zu koennen. Damit kann also fruehesten 2005 oder 2006 gerechnet werden. Man empfahl mir aber, schon jetzt jedes Jahr oder zumindest jedes zweite Jahr eine Broch-Sektion bei der MLA zu beantragen, damit man bei der Antragstellung auf das Interesse an Broch bei Mitgliedern der MLA hinweisen kann.
Ziemlich genau ein Drittel unserer Mitglieder sind aus den USA und Canada. So geht jetzt meine Frage vor allem (aber nicht ausschliesslich) an die amerikanischen KollegInnen, ob Interesse daran besteht, in diesem Jahr (in der Zeit zwischen dem 27. und 30. Dezember) eine Broch-Sitzung bei der MLA zu beantragen. Die Jahrestagung wird diesmal in New York stattfinden, einem der Orte, an denen Broch waehrend des Exils laengere Zeit gelebt hat. Sachiko Broch de Rothermann, unser Ehrenmitglied, koennte dann natuerlich auch anwesend sein.
Koennten Sie mir schreiben, ob Sie eine solche Sektion beantragen wollen (als chair), ob Sie einen Vortrag halten moechten (es geht um 3 RednerInnen, die jeweils maximal 20 Minuten zur Verfuegung haben), oder ob Sie als discussant fungieren moechten. Normalerweise werden die Vortraege bei der MLA auf Englisch gehalten, aber es gibt keine Regel, die es verbietet, dort auf Deutsch zu sprechen. Falls sich jemand von ausserhalb der USA fuer die Sektion interessiert: Es gibt leider keine Reisestipendien von Seiten der MLA (oder von irgendeiner Organisation) fuer die TeilnehmerInnen. Wer bei der MLA spricht, sollte dort Mitglied sein, doch ist es moeglich, einen Antrag zu stellen, so dass auch jemand aus dem Ausland sprechen kann, der nicht Mitglied ist.
Ich wuerde mich auf Reaktionen freuen. Antworten Sie mir bitte nicht ueber diesen “iab-mitglied” listserv, sondern an meine persoenliche email-Anschrift: jahrbuch@artsci.wustl.edu
Mit besten Gruessen, Ihr
Paul Michael Lützeler
Subject: PS zum Rundbrief (Inter. Arbeitskreis H. Broch)
Date: Wed, 26 Dec 2001
Liebe KollegInnen,
nur ein kurzes PS. Vielen Dank fuer die verschiedenen Reaktionen. Einige antworten dann direkt ueber den “iab_mitglieder” listserv. Dann geht die Antwort allerdings an alle Mitglieder. Wenn Sie nur mir schreiben wollen, bitte meine email-Adresse benutzen: jahrbuch@artsci.wustl.edu
Nochmals beste Wuensche, Ihr (inzwischen hat der IAB schon 102 Mitglieder),
Paul Michael Lützeler
Subject: Ein gutes neues Jahr
Date: Mon, 24 Dec 2001
Liebe Mitglieder des Internationalen Arbeitskreises Hermann Broch: die besten Wuensche fuer die Feiertage und fuer ein gutes neues Jahr mit Glueck und Erfolg, Gesundheit und Friede. Ich verbinde die Wuensche mit Dank fuer die gute Zusammenarbeit in diesem Jahr. Viele von uns haben sich bei den vier Broch-Symposien (New Haven, Wien, Stuttgart, Japan) gesehen, und einige treffen sich nun zur letzten diesjaehrigen Broch-Veranstaltung, der Broch-Sitzung auf der MLA in New Orleans am Ende der Woche. Zudem wanderte die Broch-Ausstellung von Marbach nach Berlin und Wien, und auch bei den Eroeffnungen habe ich eine Reihe von Ihnen begruessen koennen. Die Baende mit den Vortraegen der Tagungen in New Haven, Wien und Stuttgart werden 2002 oder 2003 erscheinen.
Inzwischen hat unser Arbeitskreis 101 Mitglieder, sicher mehr, als wir vor einem halben Jahr, als wir ihn in Stuttgart aus der Taufe gehoben haben, erwarten konnten. Hier nochmals die website (gefuehrt von Sarah McGaughey), in der wir die laufenden Aktivitaeten vermerken: http://artsci.wustl.edu/~iab
Fuer Mitte 2003 planen wir – gemeinsam mit der Canetti-Gesellschaft – eine Broch/Canetti-Tagung in Wien (Oesterreichische Gesellschaft fuer Literatur), und fuer Mitte 2004 eine Broch-Tagung “Politik und Menschenrechte” in Dortmund. Marianne Gruber wird wieder die Gastgeberin in Wien sein, und Thomas Eicher, Leiter der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen, ist der Veranstalter in Dortmund. Die Finanzierung der Tagungen ist im Augenblick noch nicht ganz gesichert, und wieviel Unterstuetzung in diesen fiskalisch schwierigen Zeiten wir bekommen werden, steht noch nicht fest. Beide Veranstalter machten klar, dass das Budget nicht ausreichen werde, um Fluege aus Uebersee finanzieren zu koennen.
Lassen Sie mich doch wissen, ob Sie bei einem der beiden Symposien einen Vortrag halten moechten. (Bei Broch-Canetti ist es so gedacht, dass sich jeder Vortrag vergleichend mit dem Werk beider Autoren beschaeftigt.) Falls sich zu viele Vortragsanmeldungen ergeben sollten, werden wir im Vorstand die Auswahl beraten.
Halten Sie uns bitte auf dem Laufenden mit Ihren aktuellen Broch-Publikationen: wir nehmen sie gleich in unsere website-Bibliographie auf. Und wenn Sie Vorschlaege fuer weitere regionale, nationale oder internationale Broch-Symposien haben, lassen Sie es uns bitte wissen.
In der Hoffnung auf weitere gute Zusammenarbeit bin ich, auch im Namen des Vorstands, herzlich gruessend, Ihr
Paul Michael Lützeler
Subject: Rundbrief: Internationaler Arbeitskreis Hermann Broch (IAB)
Date: Wed, 26 Sep 2001
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Ergebnis unserer drei Symposien aus Anlass des 50. Todestages von Hermann Broch konstitutierte sich unser Arbeitskreis. Inzwischen haben wir eine website und einen listserv (ueber den wir uns jetzt bereits mit diesem Rundschreiben verstaendigen) eingerichtet. Das konnte mit Hilfe meiner Doktorandin Sarah McGaughey geschehen, die eine Dissertation ueber Broch schreibt. In der website haben wir Informationen ueber den Arbeitskreis und seine Ziele, ueber seinen Vorstand, ueber Broch, ueber Symposien, ueber Informationen, die ueber Broch und die Broch-Forschung im Internet verfuegbar sind etc. untergebracht. Die Internet-Adresse dieser website ist: http://artsci.wustl.edu/~iab
Wenn Sie weitere Broch-ForscherInnen kennen, die Mitglieder des Arbeitskreises werden moechten, teilen Sie uns doch bitte deren email-Adressen mit. Ein wichtiger Zusammenhalt des Arbeitskreises werden die etwa alle 3 Jahre geplanten internationalen Symposien sein. Lassen Sie uns doch wissen, wer von Ihnen da eine Initiative ergreifen moechte.
Wichtig waere auch, dass Sie uns Ihre aktuellen Publikationen mitteilten, also Buecher, Editionen, Artikel zu Broch aus dem laufenden akademischen Jahr 2000/2001, die noch nicht in den ueblichen Bibliographien erfasst sind. Wir werden Sie dann in die website unter der betreffenden Rubrik aufnehmen.
Fuer heute bin ich im Namen des Vorstands herzlich gruessend,
Ihr
Paul Michael Lützeler