Für uns bei Frau Hoffers Kinderheim war das meiste des Krieges relativ ruhig. Das zweistöckiges Gebäude befindet sich direkt in der Innenstadt in Dresden und obwohl wir oft schreckliche Nachrichtenberichten über Luftangriffe in anderen Städten (wie Hamburg, Kassel, und Darmstadt) am Radio gehört haben, war das Leben für ich und Sabine ziemlich erträglich. Die andere Kinder und ich haben das Krieg nicht ganz verstanden. Wir waren natürlich traurig und haben alle grausame Dinge erlebt (wie der Verlust unserer Eltern oder Geschwister), aber damals war Leben im Kinderheim okay. Wir haben nicht so viel Essen bekommen, denn alles war immer rationiert, aber wir hatten einander.
Alles hat sich am 13. Februar 1945 geändert.
Ich kann die Anfang der Bombardierung Dresdens nicht ganz erinnern, aber alles, was ich weiß ist als sie anfing, scheint es wie sie nie halten würden. Feuer regnete vom Himmel und Gebäude zerbröckelten zum Boden. Alles war so laut und überall gab es Schmerzensschreie. Es tat weh, zu atmen. Sabine und ich haben uns im Keller untergestellt. Wir blieben da für eine Ewigkeit. Warten. Verstecken. Weinen. Wir hofften, dass die Bombardierung bald halten würden. Endlich hatte sie. Wir waren fast in der Trümmer gefangen und als wir wieder hervorkommen haben, war alles anders.
Unsere schöne Stadt Dresden war komplett zerstört. Blutige Körper säumten die Straßen. Es scheint, dass wir die eigene lebendige Menschen in den ganzen Platz waren. Zuerst haben wir viel geweint, wegen Angst, wegen Schock. Irgendwie haben wir angefangen zu spazieren. Vor einer Woche haben Walli und Ute etwas über einen Brief gesagt. Von einen Familienmitglied. Vielleicht eine Tante oder ein Onkel. Sie schrieben, dass sie Walli und Ute adoptieren wollten, dass sie im Westen wohnten, wo es sicher war. Vielleicht werden sie uns stattdessen adoptieren. Sabine und ich haben die Zwillinge seit Tagen nicht gesehen. Wir zweifelten, dass sie die Luftangriffe überleben könnten. Ich, als der älterer Bruder, habe die Entscheidung gemacht, weiter zu gehen. Wir würden nach Westen laufen.
Dass war vor vier Tagen. Jetzt laufen wir immer noch zu Fuß. Wohin wissen wir gar nicht, aber sonst überall scheint besser wie hier.