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Brennende Themen

Sachbücher

Für eine ausführliche Zusammenfassung aller Texte gibt es zu wenig Zeit und Platz. Sehr kurzgefasst würde ich behaupten, dass alle Texte von einem Zeichen der Zeit sprechen: die Fragen nach Individuum und Nation. Bei der Auswahl der Lektüre las ich alle Texte in Auszügen außer Jana Simons Unter Druck. Genauer würde ich zusammenfassend feststellen, dass Unter Druck anhand von einer Auswahl an Zeitgenossen der Stimmung in Deutschland heute nachspürt. Es wird so oft von bestimmten Aspekten der Gegenwart gesprochen – der Macht der sozialen Medien, dem Erfolg der AfD, der wachsenden rechten Szene und Xenophobie, der Krise in der Mittelschicht, dem Mangel an Alternpfleger*innen – und so geht Simon sie nach und spricht mit Menschen, die in Deutschland dafür repräsentativ sind. Im Endeffekt geht es ihr um Deutschland und nicht um Deutsch*e.

Bei der Lektüre ist mir aufgefallen, dass oft vorsichtig beschrieben wird, warum und wie ein öffentliches oder historisches Thema persönlich erforscht wird. Z.B. in ihrem Vorwort zu deutsch, nicht dumpf beschreibt Thea Dorn in Detail, welche Leser*innen sich angesprochen fühlen soll und führt dabei auch ihre persönliche Einstellung zum Thema vor. Sie beginnt ihre Ausführung des Themas auch mit persönlichen Erfahrungen wie etwa ihre innere Stimmung beim Blick bestimmter deutschen Landschaften. Jan Plamper stellt in seinem Vorwort seine Frage zur Geschichte der Deutsche*n mit einem noch familiären Grund. Seine Tochter habe das Thema aufgeworfen, als sie sich als „Ausländerin“ bezeichnete. Jana Hensel und Wolfgang Engler geht es in ihrem Wer wir sind um ihre Identität als Ostdeutsch*e. Beide Autoren kommen aus Ostdeutschland und schreiben auch u.a. über den Osten. Deswegen stecht Unter Druck etwas heraus. Simon ist zwar auch Ostdeutsche, schreibt aber nicht ausschließlich von Ostdeutsche*n und nicht aus biografischen oder emotionellen Gründen von sich selbst. Stattdessen sind ihre Überlegungen im Text eher die jede*r Journalist*in. Sie fragt sich, was für eine politische Wirkung ihrer Gespräche mit Alexander Gauland haben werden und ob die Veröffentlichung der Interviews mit ihm seine Politik bekräftigt. Die Bemerkungen von Daniel Schreiber in der Lektüre von letzter Woche bezieht sich auch auf diesen Trend zum Ich-bezogenen Schreiben. Sind diese vier Texte aber Beispiele von der Effektivität eines solchen Stils und einer solchen Perspektive oder nicht?

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