Zwischen Osten und Westen

ein Blog für Geschichten aus dem geteilten Deutschland

October 22, 2024
by Noah
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Felix und die sechziger Jahre

In den 1960er Jahren war ich nicht mehr bereit, nur still zuzusehen. Obwohl ich in der DDR lebte, wo Proteste gefährlich waren, fühlte ich eine wachsende Unzufriedenheit. Die ständige Überwachung, die Propaganda, die Einschränkungen – es wurde immer schwerer, das zu ertragen. Im Westen hörte ich von den Studentenprotesten, den Bewegungen gegen Autorität und für mehr Freiheit. Diese Ideen sprachen mich an. Ich war nicht schockiert davon, sondern fühlte mich eher inspiriert.

In Dresden gab es kleinere, geheime Treffen von Menschen, die mit dem System nicht einverstanden waren. Dort fand ich Gleichgesinnte. Wir konnten nicht offen auf die Straßen gehen wie im Westen, aber wir protestierten auf andere Weise. Wir verteilten Flugblätter, organisierten Diskussionsrunden und machten deutlich, dass wir Veränderungen wollten. Es war gefährlich, doch ich hatte das Gefühl, dass es endlich an der Zeit war, etwas zu tun. Ich konnte nicht mehr nur schweigen.

Diese Zeit war befreiend, auch wenn wir ständig Angst hatten, entdeckt zu werden. Die Bewegungen im Westen gaben mir Hoffnung, dass auch wir eines Tages frei sein könnten. Für mich war das ein Ausdruck meines inneren Kampfes – nicht nur gegen das System, sondern auch gegen die Schatten der Vergangenheit, die mich noch immer begleiteten.

October 22, 2024
by Noah
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Felix in den 1950er Jahren

Die 1950er Jahre waren für mich eine Zeit des Stillstands. Während im Westen vom „Wirtschaftswunder“ gesprochen wurde, war hier im Osten alles knapp. Die Mangelwirtschaft bestimmte das Leben. Ich hatte in Dresden einen Job und eine kleine Wohnung, aber oft reichte es gerade so zum Überleben. Ich hörte von Menschen, die in den Westen gingen, wo das Leben angeblich besser war, aber ich konnte mich nie dazu durchringen. Vielleicht aus Angst, vielleicht weil ich nicht wusste, wohin.

Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, existiert nicht mehr so, wie ich sie kannte. Ich dachte oft darüber nach, ob ich hier noch richtig bin. Nach dem Verlust meiner Familie während des Krieges fühlte ich mich nirgendwo richtig zu Hause – weder in der jüdischen noch in der christlichen Welt.

Die Jahre nach dem Krieg waren schwierig. Ich versuchte, ein Leben aufzubauen, aber die Erinnerungen an die Vergangenheit blieben immer präsent. Ich überlegte oft, ob ich in den Westen gehen sollte, um neu anzufangen, aber letztlich blieb ich. Vielleicht war es einfach die Angst vor dem Unbekannten, oder vielleicht die Hoffnung, dass die Dinge sich irgendwann bessern würden.

October 22, 2024
by Alex Arnold
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Rudi Meyer: 6

10. Juni, 1967

Hallo hier ist Rudi.

Heute bin ich wieder in Bayern. Wie das letzte mal, dass ich schrieb, viel änderte sich. Die Bundesrepublik sieht anders aus. Seit dem Rücktritt Adenauers, erlebten wir zwei Machtwechseln in den letzten 5 Jahren. Wirtschaftlich geht es der BRD gut, wir erleben ein sogenanntes Wirtschaftswunder, dank der Erhard-Administration. Jedoch gibt es große Unzufriedenheit. Sowohl in der breiteren Welt als auch in Deutschland. Man sieht eine Trennung zwischen Älteren und Jüngeren und bekommt das Gefühlt, dass es kein Verständnis in der Welt gibt.

Vor eine Woche sahen wir hier in Deutschland das Tod eines jungen Mannes, er war Student in Berlin. Er wurde von einem Polizist bei einer Protest in West-Berlin erschossen. Ich fürchte, die Richtung in der wir gerade gehen. Ich wollte eine Zeit nicht wiedersehen, in der die Staat einer seinen eigenen Bürgen toten könnte, während der Bürger seine Grundrechte ausübt.

Ich bekomme selbst Schwierigkeiten mit der Studentenbewegung. Ich erinnere immer noch gut an der Zeit, in der ich ein junger Mann war. Ich verstehen, dass ich jetzt älter bin aber unser Land ist auch älter. Wir sind eine Demokratie und schafften viel zusammen. Jedoch die Gewalt, die wir letzte Woche erlebten, zeigt genau wie unstabil eine Demokratie sein kann. Wie brauchen die Fähigkeit, unsere Rechte auszuüben. Auch wenn wir alle andere Meinungen haben und vielleicht einander nicht total verstehen können. Ich wünsche für Frieden und Verständnis zwischen alle Bürgern und die Staat.

October 19, 2024
by Chiara Baroni
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Anneliese Braun 6

Die 1960er Jahre in Deutschland sind für mich eine Zeit der Verwirrung und Unsicherheit. Junge Menschen protestieren gegen die Regierung, gegen die Autorität, gegen alles, was unser Leben in Ordnung bringt. Ich verstehe es nicht. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der Disziplin und Respekt für die Älteren an erster Stelle standen. Wo ist dieser Respekt geblieben? Die Bilder aus Berlin, Hamburg und Frankfurt schockieren mich. Studenten marschieren auf den Straßen und halten Schilder in der Hand, als ob sie besser wüssten, was richtig und falsch ist. Und dann gibt es Frauen, die verlangen, so viel zu arbeiten und zu verdienen wie Männer! Meine Rolle als Mutter und Ehefrau hat mich immer erfüllt: warum können sie das nicht sehen? Diese jungen Leute wissen nicht, wie viel wir geopfert haben, um dieses Land in Ordnung zu bringen: ihre “Revolution” ist nichts als Undankbarkeit für mich. 

Ich weiß, dass mein Schwiegersohn an den Protesten beteiligt ist. Der Mann, der meine Tochter Anna geheiratet hat, steht an der Seite dieser jungen Radikalen. Es ist eine Sache, diese Proteste in den Nachrichten zu sehen, aber zu wissen, dass jemand so nah an meiner Familie aktiv teilnimmt, ist fast unerträglich. Ich kann nicht verstehen, wie Anna ihn dabei unterstützen kann. Ich hatte immer gehofft, dass sie jemanden heiraten würde, der unsere Überzeugungen teilte. 

October 18, 2024
by Nina Grafton
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Rolf Meyer 6

Die Studenten im Berlin haben mir inspiriert.

So inspiriert, dass ich jetzt in Berlin bleibe.

Ich habe ein gutes Einkommen bekommen, so ich bin nach Berline gegangen. West-Berlin, natürlich. Ich bin nicht mehr interessiert in dem Autohandelszentrum. Ein junger Student war ermordet. Der Autohandelszentrum ist mir egal, als die deutsche Polizei die Unschuldige töten können. Ist die Demokratie? Der einzige Weg, der ich diese Situation verstehen kann, ist mit der Kunst. Ich glaube, dass ich nur Frieden in der Kunst finden kann.

Nach Deutschland habe ich einen kleinen Koffer mit weniger Kleidung und meine Künstlerbedarf gebracht. Ich habe gehört über die Sozialistischer Deutscher Studentenbund. Während ich kein Student bin, will ich eine Sitzung oder zwei besuchen. Vielleicht kann ich zeichnen, was ich sehen. Aber ich habe keine Beziehung mit einem SDS-Mitglied. Ich hoffe, dass das kein Problem ist.

Meine Wohnung ist sehr klein. Ich bin in die Nähe von eine Musik-Lokal. Die Musik, die gespielt ist, ist sehr anders als die Musik der meiner Generation.  Ich habe keine Abneigung für es! Es ist wie die Studentenprotesten. Es ist eine neue und verschiedene Ausdrucksform der Gefühle.

-Rolf

October 14, 2024
by mcgoughg
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1961- Gabe M

Wenn ich 1961 in Deutschland gelebt hätte, wäre ich mit meiner Familie wohnen. Wir wären auch wahrscheinlich immer noch auf den ostdeutschen Teil gewesen. Wir hätten das Land nicht so schwer wie es ist um zu verlassen können, wie es die DDR-Grenzpolizei und der Staatssicherheit uns gemacht haben. Wir sind gesteckt. Das Regime hat fast alle meine gute freunden genommen. Sie sind jetzt weg. Es gab ein paar, denen echt die Ausflug gemacht hatten. Sie hatten Glück. Viele meiner Freunde und einige Familienmitglieder wurden bei ihre Ausflug gefasst und getötet oder sind einfach für immer verschwunden. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun werde. Ich werde älter und bin weniger bereit, Risiken zu nehmen. Ich will nicht der Grund sein, warum jemand den ich liebe von der Stasi verletzt wird. Die Stasi ist überall. Es fühlt sich, als würde jeden mit ihnen zusammenarbeiten. Einige meiner alten Freunde arbeiten mit sie und ich bin sicher, dass auch meine Nachbarn dazuarbeiten. Ich muss sehr ruhig sein, was ich denke und sage.

October 14, 2024
by Noah
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Felix Mauer

Im Sommer 1961 hörte ich meine Mitbewohner oft darüber sprechen, wie eine Mauer zum Westen Deutschlands gebaut wurde. Mein Mitbewohner Torben hat mehrere Cousins in Westdeutschland und hat sich viele Sorgen gemacht. Torben tat mir sehr leid, doch es erinnerte mich auch daran wie ich meine Familie verloren habe und wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Eine Mauer hätte mir Hoffnung geboten, doch die Aussicht ein Konzentrationscamp zu überleben, waren nicht realistisch. Ich fragte mich, ob die Mauer nur der Anfang war. Es erinnerte mich an Zeiten, wo ich langsam eingeschränkt wurde, bis es irgendwann zu spät war und ich von meiner Familie getrennt wurde. Ich hatte die Hoffnung nach dem Krieg in den Westen von Deutschland zu reisen und die Welt kennenzulernen. Ich hatte Dresden noch nie verlassen und wollte mich endlich frei fühlen, etwas, was meine Familie wahrscheinlich nie erleben würde. Vielleicht hätte ich mich getraut aus dem Osten wegzuziehen und ein neues Leben zu beginnen, weit weg von den Orten die mich täglich an meinen Verlust erinnerten. Doch vielleicht sollte es nicht so sein und ich konnte mich glücklich schätzen, am Leben zu sein.

October 13, 2024
by hobbso
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Käthe Fischer 5

Es ist Oktober Jahr 1961 hier in Ostberlin. Leben in Ostberlin hat sehr schwierig geworden. Ich habe noch meinen Beruf als eine Litertaturprofessorin an die Humboldt Universität in Berlin. Die Universität hat meinen Gehalt in halb abgeschnitten. Sie sagt es war, weil von einer Mangel von Finanzierung in der Literaturfachbereich. Mit diesem neuen Fokus an Industrialisierung, denke ich es ist, weil von einer Mangel von Leuten, wer nach Universität gehen kann. Geld ist sehr erforderlich mit dem steigenden Preis von Essen.


Die neue Mauer war ein riesiger Schock zu alle uns. Ich habe keine Familie in Deutschland jetzt, aber einige von meinen Studenten tun. Die Ferien sind hier bald, und meine Studenten sind besorgt über zuhause in Westdeutschland reisen nicht. Ich hätte keine Pläne nach Westdeutschland zu reisen, so ist ich es einen Streitpunkt für mich. Ich bin sehr unruhig an der erhöhten Polizei an der Westdeutsch/Ostdeutsch Grenze. Der Mauer beeinflusst nicht mich, aber ist es meine geistige Gesundheit beeinflussen.

Ich will nicht Krieg hier in Deutschland wieder, es war sehr verheerend für alle uns bevor. Dies Feindlichkeit zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland mich keine Hoffnung bringt. Ich frage mich, ob Westdeutschland ist, besser als in Ostdeutschland, aber dass ist sehr riskant jetzt zu sagen. Es ist fast unmöglich zu lassen, aber könnte ich meine Kollegen zu fragen. Ich werde über diesen den nächsten Monaten zu denken.

October 13, 2024
by Chiara Baroni
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Anneliese Braun 5

Vor zwei Monaten wurde in Berlin eine Mauer errichtet, die die Stadt in zwei Teile teilt: ein beispielloses Ereignis. Die Mauer hat jedoch nicht nur die Stadt, sondern auch meine Familie gespalten: die Verwandten meines Mannes leben im Ostteil von Berlin, und die plötzliche Trennung von ihnen tut sehr weh. Ich lebe noch immer in Köln mit meinem Mann Thomas, meinen Kindern und meinen Eltern.

Seit der Mauer steht, wache ich jeden Tag mit einem schweren Herzen auf. Das Leben hier in Köln geht weiter wie immer, aber mein Mann hat sich verändert. Ich spüre seine Besorgnis, auch wenn er nicht viel über die Situation spricht: er ist ein Mann von wenigen Worten, aber ich weiß, dass er darüber quält. Thomas hatte immer alles unter Kontrolle und hat sich ein solides Leben für uns im Westen aufgebaut, aber jetzt ist er machtlos angesichts dieser Spaltung.

Meine größte Sorge ist jetzt aber meine Tochter. Anna hat gegen unseren Willen einen Mann namens Martin geheiratet, der ganz andere politische Ansichten und Ideale vertritt. Martin ist ein Verfechter der DDR-Regierung und glaubt fest an die gegenwärtige Spaltung, da er glaubt, dass dies der einzige Weg ist, um Stabilität und Sicherheit im Land zu bringen. Ich hoffe trotzdem, dass unsere familiäre Bindung trotz der Unterschiede stark bleiben wird.

October 13, 2024
by hillmanm
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Marco Rahmer #5

Ich hörte gestern im Radio, die SED baut seit Sontag in Berlin eine Mauer. Nicht nur um Westberlin, sondern auch zwischen Ost und West. Das war’s dann wohl mit freier Reise…  Ein paar meiner Kollegen haben Freunde und Verwandte im Westen. Ich bin jetzt Lehrer, noch in Dresden, aber ich bin auch ein ,,inoffizielle Mitarbeiter”. Es gefällt mir nicht, aber es wäre mir lieber, ergeben auszusehen. In meiner Klasse waren heute manche Studenten bestürzt, aber meistens nicht. Ein Junge sieht besonders bestürzt aus, vielleicht hat er Familie im Westen. Ich habe mit ihm Mitleid. Andere Lehrer und Lehrerinnen waren meistens ruhig. Ein paar finden die Mauer ja gut.

Die Mauer macht Sinn, aber was für ein Übel. Ich habe Angst für zukünftige Flüchtlinge. Ich frage mich, wie viele noch fliehen werden, und wie viele davon werden verhaftet oder getötet. Mindestens eins oder zwei meiner Kollegen haben davon gedacht—ich auch. Julia sagte mir einmal, sie hatte in der Nähe von Frankfurt eine Tante. Sehr wahrscheinlich ist sie mindestens weggegangen, Julia kennt das. Aber die Soviets gefallen Julia nicht. Sie sagt es nicht, aber sie hasst mich ein bisschen, weil ich ein IM bin. Ich verstehe sie. Wir dürfen sicher nicht darüber sprechen. Ich habe ein kleines Loch in unserer Wand bemerkt, als ich ein paar Fotos daran hängte. Sie hören alles zu.

Ich meine, es ist noch zu gefährlich, irgendwo zu gehen. Ich will nie nochmal fliehen, und ich höre, die Grenze wird viel überwacht. Ich weiß, ich ein Feigling bin. Aber was anders kann ich tun?