Eine Autobiographie über der Kindheit und dem Jugendsein in der DDR klingt zwar deprimierend, oder mindestens langweilig. Manfred Jäger, Rezensent für Deutschlandfunk, hat Meine freie deutsche Jugend von Claudia Rusch aber als “amüsant” beschrieben, und empfiehl es seinen Leser*innen sehr herzlich. Im Unterschied zu vorhergehenden DDR-Memoiren, will Rusch weder eine Rechtfertigung darlegen noch eine Anklage stellen – sie will einfach ihre Geschichte erzählen. Sie gibt sogar zu, dass sie in vielen Fällen ein Glückskind war; das Bedrohliche steht aber ständig im Hintergrund – die Rheinische Post beschrieb ihre Arbeit als “ein gutes Stück Vergangenheitsbewältigung” und das Buch selber wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.

 

Ruschs Buch war eins von dutzenden, die versuchten den westlichen “literarischen Wissensdurst” (Die Welt) zu erfüllen. Im Gegensatz zu dem “Generation Golf” gehörten diese Autor*innen zu dem Generation Trabant. Viele beschrieben ihre Erfahrungen nach der Wende, oder verglichen ihre Kindheit und Jugend mit der Umstand der 90er Jahre. Meine Freie Deutsche Jugend bleibt aber hauptsächlich in der DDR-Zeit – während der Rusch erwachsen worden ist.

 

Diese Untersuchung einer Jugend verbindet das Buch mit den Hauptthemen des Bildungsromans – ein Genre, das zur Zeit der Veröffentlichung 2003 eng mit der Popliteratur verbunden war. Rusch hat sogar viel mehr mit den Hauptfiguren der Popliteratur zusammen, als man vielleicht von ihr erwarten würde. Sie war doch ein Kind der Regierung – ihr leiblicher Vater war Marine der nationalen Volksarmee – aber der Vater ihres Mutter starb in Stastihaft und ihr Stiefvater war Regimegegner. Sie stand zwischen die Konformität von Pop und die Rebellion der 68ers. Rusch erzählt von viele prägende Ereignisse der Kindheit und Jugend – dadurch erinnert sich das Buch an Crazy. Ihr Leben war eigentlich sehr angenehm, genau wie die privilegierte Herkunft von Faserlands Hauptfigur, und auch wie ihn sucht sie sich selbst – zwar in Ruschs Fall in Paris nach der Mauerfall. Meine Freie Deutsche Jugend, genau wie die so-genannte “Ossis” in der neuen BRD, passt nicht perfekt in der Popliteratur. Es bietet aber eine interessante Kontrastfigur, um Deutschland und die Deutschen der 1990er und 2000er Jahren besser zu verstehen.

 

Quellen:

https://www.deutschlandfunk.de/claudia-rusch-meine-freie-deutsche-jugend.730.de.html?dram:article_id=102059

https://www.welt.de/print-welt/article420510/Generation-Trabant.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Rusch

https://rp-online.de/kultur/buch/claudia-rusch-meine-freie-deutsche-jugend_aid-16741501#:~:text=Die%20DDR%20lebt%20wieder%20auf,zwischen%20Stasi%2C%20Partei%20und%20Westfernsehen.