Nov 2011
Arne Rautenberg
stille und nähe
unter zuhilfenahme von adolf dietrichs „fuchs mit eichelhäher“, 1926
worte unter der lupe geschrieben
glänzend und weich ins fuchshaar getrieben
oberseits rötlich unterseits weiß
wärmender körper kühl wie aus eis
noch liegt der schnee schon taut es im wald
schon liegt der fuchs das moos kaum mehr kalt
in worten unter der lupe geschrieben
stunde auf stunde das pinselhaar schieben
schwarz auf den läufen schwarz auf den ohren
haariger fuchs auf pappe geboren
halb ists neusachlich halb neben der spur
halb steht die zeit halb tickt keine uhr
in worten unter der lupe geschrieben
kein luftzug wird kommen das fell zu zerstieben
rötlich das gelb und tiefrot das braun
stille und nähe ein zoom ohne raum
steil steigt mit jahren der fuchsbilderwert
blässlich geraten mir zeilen verzerrt
worte bloß unter der lupe geschrieben
buchstaben fallen wer hält sie im sieben
fuchs leckt die worte die zunge am lauf
starr ohne regung leckt er sie auf
so frag ich den fuchs: was bin ich dir jetzt
so sagt mir der fuchs: ein häher zerfetzt
untergangsgekritzel
zwei striche
ein runder
einmal rund
das ist die welt
ein schräger
einmal schräg
durchs rund
das ist die zeit
zwei striche
ein runder
ein schräger
der eine feiert
die welt
als wunder
der andere streicht
die welt
geht unter
der strom des rheins er zieht die kraft
der strom des rheins kennt kein erbarmen
er zieht die kraft aus allen armen
ich schlage ein bin gegenstreiter
er zieht die kraft aus allen armen
mir egal ich schwimme weiter
er zieht die kraft aus allen armen
der strom des geldes fließt im warmen
er zieht die kraft aus allen armen
treib plötzlich mit bin sein begleiter
er zieht die kraft aus allen armen
schon kühl ich aus bin todgeweihter
er zieht die kraft aus allen armen
der strom des rheins kennt kein erbarmen
er zieht die kraft aus allen armen
vision vom blitz einer wurfleiter
er zieht die kraft aus allen armen
der strom des geldes fließt im warmen
er zieht die kraft aus allen armen
das haus verlassen
die augen öffnen
das haus verlassen
und mit dem haus verlassen
aus dem bett steigen
die kleidung wechseln
das haus verlassen
und mit dem haus verlassen
die tür hinter sich zuziehen
die bahn besteigen
das haus verlassen
und mit dem haus verlassen
aus dem u-bahnhof kommen
einen wolkenkratzer betreten
das haus verlassen
und mit dem haus verlassen
lange fahrstuhl fahren
vor dem schreibtisch hinschlagen
das haus verlassen
und mit dem haus verlassen
die augen nicht schließen
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