Dec 2011

Dirk von Petersdorff

Erinnerungen


   
   
Hochhausbanden

Dass man Probleme löst im Dialog,
ich glaub es immer noch, Dank an die Schule.
Wer mittags um die Hochhausecke bog,
ein Schlag, wo Magen war, nun tiefe Kule.
Ja Kieler Norden, deine Hochhausbanden,
die Feinde baumeln ließen von Garagen,
die Reime „motzen“ – „Zähne kotzen“ fanden,
uns auf den Parkplatz pressten, die Visagen.
Dank auch an sie, von uns, den Asphaltflundern,
wir mussten uns dann später nicht mehr wundern.
    
Am Nord-Ostsee-Kanal

Aus Ufersteinen trafen wir die Wahl,
und dann in einem nicht zu flachen Bogen
zum Bug, wenn man es schaffte, Stein auf Stahl,
die ganze Landschaft gongte, ungelogen.
Noch besser, wenn vom Schiff uns einer drohte,
wir winkten ihm in schöner Garantie,
Pulloverträger, Russe, Riesenpfote,
kommt nicht zu uns herüber, niemals, nie.
Muss daran denken, jetzt, wo Schiffe kippen,
uns schwarze Männer auf die Schulter tippen.
    
Zauberwürfel

Ein hohes Sausen kommt durch die Jahrzehnte,
das sind die Waschmaschinen der WGs,
und dort: Susanne, die am Kleinbus lehnte,
mit diesem Follow-Me-Appell, ich sehs,
und riech die Suhrkampbücher im Regal,
in denen noch verborgen Wahrheit döste,
den Zauberwürfel drehen, hundertmal,
fühlst du nicht auch, wie man ihn immer löste
in schnellen, traumhaft sicheren Prozessen,
ich fühls, nur wie das ging, hab ich vergessen.
   
   


Mit freundlicher Genehmigung des Autors aus dem Zyklus 24 Stunden, der im kommenden Jahr erscheinen wird.

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