Jan 2019

Über Grenzen hinweg

Die Wahrnehmung des literarischen Werks von Jürgen Fuchs
außerhalb des deutschsprachigen Raumes

von Ernest Kuczyński

 

„Worüber man eigentlich nicht schreiben kann
und was niemand hören will,
davon möchte ich sprechen“[1]
Jürgen Fuchs

I. Schreiben zwischen Ost und West. Einige Vorbemerkungen

Als 2017 der Berliner Jaron Verlag die Neuausgabe von Vernehmungsprotokolle erneut ankündigte[2], war der Autor dieser Zeilen nicht der einzige, den diese Initiative gleichermaßen beeindruckte wie überraschte. Da seit längerer Zeit keine Gedichtsammlung und kein einziger Roman des 1999 verstorbenen Schriftstellers im Handel erhältlich waren, so verbreitete sich die Nachricht, endlich sei ein Fuchs-Buch lieferbar, wie ein Lauffeuer.

Die erstmals 1978 bei Rowohlt veröffentlichten Vernehmungsprotokolle beschreiben „die subtile Gewalt, die im real existierenden Sozialismus herrschte“ und enthüllen „[…] den menschenverachtenden Umgang der DDR mit ihren Gegnern“.[3] Dieses einzigartige, im letzten Jahrzehnt des geteilten Deutschlands Furore machende Buch ist nicht nur ein ausgezeichnetes Stück Literatur, sondern gehört heute noch zu den wichtigsten literarisch-zeithistorischen Publikationen, die das wahre Antlitz der SED-Diktatur, ihre Praktiken und Mechanismen schildern. Einst in der DDR verboten, wurde es dort als Schmuggelware intensiv gelesen und vor allem in alternativen Kreisen diskutiert, denn es stellte einen nachahmenswerten Verhaltenskatalog dar, den man in extremen (Konflikt-)Situationen zu Rate ziehen konnte. Zusammen mit Gedächtnisprotokolle (Rowohlt, 1977), dem Erstling von Jürgen Fuchs, kursierten Vernehmungsprotokolle im DDR-Untergrund, machten Mut, dienten als Kompass und enthüllten schonungslos die Unrechtsverhältnisse sowie die staatlich institutionalisierte Gewalttätigkeit des SED-Staates, der im Schaffen des Jürgen Fuchs als eine weite und gewichtige Erinnerungslandschaft fungierte.

Die Themenpalette des 1977 ausgebürgerten Schriftstellers ist breit und wird fassbar erst durch seine heftige Biographie, in der seine prosaische, lyrische und publizistische Art des Schreibens ihre Wurzel hat. Sie nötigte ihn, Realität zu dokumentieren, Formen der Tyrannis zu analysieren, Strukturen des politischen Systems und dessen Sprache aufzudecken und literarisch darzustellen. Bereits als angehender Autor war Jürgen Fuchs bemüht, mit Gedichten und Kurzprosa sich gegen die Macht aufzulehnen, Mechanismen der SED-Diktatur bloßzustellen, das Verhalten des Einzelnen in Gefahrsituationen zu veranschaulichen und dabei der DDR-Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Von seiner schriftstellerischen Attitüde ließen sich im Laufe der Jahre zahlreiche Leser wie auch Freunde, Weggefährte und Mitstreiter inspirieren, zumal Fuchs Klartext sprach und die Schwächen des SED-Staates entblößte. Dabei hat er „in vielfacher Weise Grenzen überschritten, […] im Schreiben, durch sein Schreiben und indem er […] das Geschriebene abtippte, unter Freunden verbreitete, Formen suchte, die permanent verschiedene Genres mixten und überschritten. Und bevor er das erste Buch veröffentlicht hatte, haben andere schon seine Texte auf der Schreibmaschine abgeschrieben und verbreitet – wie sie das mit Wolf Biermann oder Reiner Kunze taten“.[4]

Selbst erlebte Situationen aus der Zeit der zweiten deutschen Diktatur sind fester Bestandteil des gesamten Werks von Jürgen Fuchs. Darin sind nicht nur die Zeugenschaft, sondern auch Strategien des Schreibens vorhanden, die die DDR-Wirklichkeit literarisch erscheinen lassen. Seine mit unerwünschten Wahrheiten gespickten Texte durften nur eine kurze Zeit erscheinen[5] und führten im Frühjahr 1975 zur Kollision mit der Staatsmacht, die den renitenten Künstler mit Publikationsverbot belegte[6] und in den darauf folgenden Monaten seine Biographie zu deformieren trachtete.[7]

Die öffentliche Rezeption der literarischen Arbeiten von Jürgen Fuchs nahm ihren Anfang am 19. September 1976, zusammen mit der ersten Veröffentlichung seiner Kurzprosa in einer westdeutschen Wochenzeitung. Auf diese Weise gelang es dem Autor, „das für die DDR bestehende Veröffentlichungsverbot zu umgehen […] An diesem Tag erschienen [in der  Literaturbeilage zur Frankfurter Buchmesse – E.K.] unter der Überschrift »Angesichts der Reinheit unserer Reihen – Neue Texte aus der DDR von Jürgen Fuchs« sechs […] Kurzgeschichten im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt“.[8] Fuchs bundesrepublikanisches Debüt blieb nicht nur vom Publikum im Westen, sondern auch vom Ministerium für Staatssicherheit nicht unbemerkt. Als am 11.11.1976, kurz vor der Ausbürgerung Wolf Biermanns, der Deutschlandfunk in der Sendung „Literarisches Atelier“ der Zuhörerschaft in West und Ost seine weiteren Prosatexte vorstellte[9], dauerte es nicht mehr lange, bis das MfS den Entschluss fasste, zuzuschlagen um den jungen Autor mundtot zu machen.

Die künstlerischen Arbeiten des Jürgen Fuchs wurden als „hetzerische Machwerke“ und agitatorische Schriften“ bezeichnet, sodass ihr Autor binnen weniger Tage vom unbequemen „Unruhestifter“ zum „Konterrevolutionär“ und „Diffamierer“ avancierte. Am 19.11.1976 wird er aus dem Auto von Robert Havemann heraus verhaftet und beschuldigt, „staatsfeindliche Hetze begangen zu haben, indem er mit dem Ziel die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR zu schädigen und gegen sie aufzuwiegeln, seit 1971 eine Vielzahl von Schriften herstellte, in denen er […] Verhältnisse in der DDR, die Tätigkeit […] der Organe der DDR sowie Bürger der DDR diskriminierte und zum Widerstand […] aufforderte. Diese Schriften verbreitete er planmäßig in der DDR sowie in der BRD“.[10]

Am Tag der Verhaftung des Schriftstellers entzieht sich der Kenntnis des MfS noch die Tatsache, dass an jenem 19. November die „Westfälische Rundschau“ seinen weiteren Text – ein Gedächtnisprotokoll einer Befragung durch den Staatssicherheitsdienst – publizierte[11], der kurz davor im rororo-Band Wolf Biermann – Liedermacher und Sozialist erstveröffentlicht wurde. Darin schilderte Fuchs u.a. den gescheiterten Anwerbeversuch der Stasi, womit er erneut ein streng gehütetes Tabuthema verletze:

„Ich sehe nicht ein, warum ich dauernd mit dem Staatssicherheitsdienst Gespräche führen soll. Und noch dazu im geheimen. Ich versuche, Literatur zu machen, bin also ein Mensch, der nichts verschweigen darf, schon gar nicht ein solches Gespräch, das mich sicher noch lange beschäftigen wird. […] Meinetwegen können Sie konspirativ arbeiten, das ist Ihre Sache, ich jedenfalls tue das nicht, ganz im Gegenteil, ich bin daran interessiert, daß möglichst viele Menschen wissen, was ich denke“.[12]

In den Folgewochen und -monaten hat die westdeutsche Presse des Öfteren Kurzprosa des inhaftierten Autors publiziert. Die Medien, darunter die wichtigsten Tageszeitungen und Zeitschriften der Bundesrepublik[13], „rissen sich […] um Fuchs-Texte“, obwohl er noch vor ein paar Wochen „außer Eingeweihten – im Westen kaum jemandem ein Begriff“ war.[14] Und nachdem das am 10.12.1976 in Westberlin gegründete „Schutzkomitee Freiheit und Sozialismus“ eine Patenschaft für ihn und weitere verhaftete DDR-Bürger übernommen hatte, wurde der „Fall Jürgen Fuchs“ zum Politikum. Das auf Initiative des Verbandes deutscher Schriftsteller und der IG Druck und Papier ins Leben gerufene Komitee wurde initiativ und startete eine groß angelegte Solidaritätskampagne, der sich zahlreiche namhafte Schriftsteller und Intellektuelle aus ganz Westeuropa anschlossen.[15] Um möglichst große öffentliche Wirkung zu erzielen, waren seine vier Gründer (Margret Frosch, Jörg Mettke, Hannes Schwenger und Manfred Wilke) bestrebt, den Fall auf unterschiedlichen Ebenen publik zu machen und somit die Freilassung des Verhafteten zu bewirken. Bevor dies geschah, ließ man Anfang 1977 die für den Fall der Verhaftung vorbereiteten Gedächtnisprotokolle im Rowohlt Verlag im Druck erscheinen, was Jürgen Fuchs nicht nur zum Autor beförderte, sondern ihm auch blitzartig die nötige Öffentlichkeit verschaffte: „Das Wichtigste daran war zu zeigen: Es gibt ihn, den Schriftsteller Jürgen Fuchs. Bis zu diesem Zeitpunkt leugneten die Offiziellen der DDR, dass in Hohenschönhausen ein Autor inhaftiert war“.[16]

Die Veröffentlichung der Gedächtnisprotokolle ebnete Jürgen Fuchs einerseits den Weg zur Freiheit, andererseits zur Wahrnehmung außerhalb der Bundesrepublik. Der bisher unbekannte Autor ostdeutscher Provenienz stieg noch vor seiner Entlassung aus der Stasi-Haft zum weithin beachteten Schriftsteller auf, der 1977 auf der Buchmesse in Nizza mit dem Internationalen Pressepreis ausgezeichnet wurde. Die Jury setzte sich aus sieben Journalisten folgender Zeitungen zusammen: L’Espresso (Italien), Newsweek (USA), Politika (ehem. Jugoslawien), Triunfo (Spanien), The Observer (Großbritanien), Tagesanzeiger (Schweiz) und Le Nouvel Observateur (Frankreich).[17] Seither begann man vom „Fall Fuchs“ regelmäßig zu berichten – die Aufmerksamkeit schenkten ihm nicht nur die Presse (u.a. Londoner The Times[18]), sondern bald auch westeuropäische Germanisten und Übersetzer. Den aus der DDR abgeschobenen „Störenfried“ lobte man für seine Fähigkeit, Kunst und Politik zu verbinden sowie eindringliche Zeugenschaft zu leisten. Zu schätzen wusste man von Anfang an sein eigenwilliges, autobiographisches Schreiben, mit dem er Einblick hinter die Kulissen der sozialistischen Gesellschaft gewährte und den Lesern detaillierte Beschreibung des Lebens unter totalitären Verhältnissen bat.

Dem literarischen Erfolg, den Jürgen Fuchs mit seinen ersten Westveröffentlichungen verbuchte, lagen in erster Linie seine schriftstellerische Leistung sowie „die Befreiung von der Allmacht der Autoritäten und die damit verbundene Befreiung künstlerischer Themen, Mittel und Verfahrensweisen bei der nachfolgenden Autoren- und Künstlergeneration […]“[19] zugrunde. Gedächtnis- und Vernehmungsprotokolle erregten große Aufmerksamkeit durch Verdeutlichung raffinierter Praktiken der SED-Gewaltherrschaft wie auch durch Entlarvung der Allgewalt des alltäglichen Diktatorischen. Die fulminante Rezeption dieser Bücher ist aus heutiger Sicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass Fuchs, der damals seine „Aufgabe als Schriftsteller in der Aufdeckung der Wirklichkeit und der Kritik ihrer schlechten Seiten“[20] sah, bestrebt war, mit seiner investigativen Literatur eine ganze Anzahl von tabuisierten Themen zu verletzen, u.a.: die scheinbar führende Rolle der Arbeiterklasse in der DDR (von der er selbst abstammte), Macht- und Repressionsmechanismen im SED-Staat, Kasernenhof der Nationalen Volksarmee, Methoden des MfS in der Untersuchungshaft. Seine Literatur war für viele Rezipienten nicht selten eine erste Begegnung mit Unterdrückungsmechanismen und Tabus einer Republik, die sich – wie einst der Autor selbst konstatierte – „deutsch und irrtümlich demokratisch“ nannte. Sein Öffentlichkeit erzeugendes Schreiben war „in einem doppelten Sinne innovativ: sowohl inhaltlich als auch formal“.[21]

Die frühen Schriften von Jürgen Fuchs (darunter seine Gedichte aus dem Zyklus Schriftprobe) wirkten häufig als „Paukenschlag“ und waren nicht nur „Orientierung und Maßstab“[22], sondern auch „ein Stück politischer und literarischer Geschichte der DDR und der DDR-Literatur“ [23], die Licht auf verbotene Themen warf: auf Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit, auf Suizid in der Nationalen Volksarmee, Missbrauch der Psychologie in den Händen der Geheimdienste sowie die Freikaufpraxis politischer DDR-Gefangener durch die BRD. Fuchs´ erfahrungsgesättigte Texte wurden mit der Zeit zur Pflichtlektüre, so dass neben Oppositionellen „ganze Friedens- und Menschenrechtsgruppen die Verhörszenen nach[spielten] (und durften dann nach einer Festnahme lauter Dejavu-Erlebnisse in punkto Verhörtaktiken haben)“.[24] Zu schätzen wussten die Rezipienten des autobiographischen Schreibens von Jürgen Fuchs sowohl seine mit Authentizität und Aufrichtigkeit einhergehende Zeugenschaft, als auch die von ihm entwickelte ästhetische Konzeption, das Erlebte zu memorieren, Fakten zu benennen, Gefährdungen zu schildern, sich „nicht hinter Metaphern oder Satiren [zu] verstecken, sich keiner Sklavensprache [zu] unterwerfen“.[25]

Dank dieser Vorgehensweise war seine Literatur einerseits eine „Verführung zur Wahrheit, die nicht nach den Folgen fragt, sondern die Augen öffnet […]“[26] und andererseits ein „Rettungsring“[27], den kritische DDR-Bürgerrechtler in existenziellen Situationen zu gebrauchen wussten. Einer von ihnen war Wolfgang Templin, der die Vernehmungs- und Gedächtnisprotokolle als etwas Besonderes wahrnahm: sie „hatten ein noch mal anderes Gewicht. Fuchs war die Gegenwart, war einer von uns, war Literatur, die mitriss. Hier machte sich jemand zum professionellen Beobachter eines Geschehens, in dem er selbst die Hauptrolle spielte“.[28] In Bezug auf sein erzwungenes Verlassen der DDR konstatiert Templin folgendes: „Wir lasen die Protokolle als intensive Erfahrungsberichte, als Vorbereitung auf Situationen, die uns jederzeit erreichen konnten. Wie umgehen mit dem Moment der Überrumpelung, des Ausgeliefertseins bei Zuführungen, Verhaftungen, Vernehmungen? Wie am besten reagieren – das Schweigen durchhalten oder in die Offensive der verbalen Auseinandersetzung gehen? Wie die eigene Schwäche in den Griff bekommen, sich der Depression und Hilflosigkeit stellen?“.[29]

Das frühe Werk des aus Reichenbach im Vogtland stammenden Autors war auch für Roland Jahn eine wichtige Lebenshilfe: „Ich wusste dank Jürgen Fuchs, wie die Stasi arbeitet, wie sie versucht, Menschen mit psychologischen Tricks zu zerstören, wie sie bei menschlichen Schwächen ansetzt und an den Schwachpunkten einhakt, um sie kaputt zu spielen. […] Das gab mir die Kraft, der Stasi etwas entgegenzusetzen und das Gefängnis zu überleben“.[30] Als der heutige Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen 1982 selbst ins Gefängnis kam und danach zwangsweise ausgebürgert wurde, so halfen ihm die in Vernehmungsprotokolle geschilderten Gespräche zwischen Vernehmern der Staatssicherheit und Jürgen Fuchs seine eigene Haft besser zu ertragen: „die wichtigste Erkenntnis […] war für mich, dass die Stasi viele Tricks anwendet, um einen zum Reden zu bringen. Die entscheidende Mitteilung von Jürgen war: rede nicht mit ihnen. Sie werden alles, was du sagst, gegen dich verwenden. Das war die zentrale Botschaft“.[31]

Für den DDR-Staatssicherheitsdienst schien Jürgen Fuchs ein Sonderfall zu sein. Als Häftling wusste er den wechselnden Vernehmern monatelang die Stirn zu bieten, obwohl das MfS versuchte, den Schriftsteller „in eine Ausnahmesituation zu bringen, in der er durchdreht, in der er suizidale Neigungen hat und Gedanken entwi­ckelt und vor allem zusammenbrechen soll. Psychisch in seiner eigenen Person, in seiner eigenen Identität zusammenbrechen soll“.[32] Jedoch Fuchs, „an dem sich die Stasi-Leute mit ihren Tricks und Finten, Grobheiten und Subtilitäten die Zähne ausbissen“[33], wurde kein Opfer der Verhältnisse. Stattdessen brach er für etliche Wochen jegliche Kommunikation ab und in dieser Zeit konzentrierte sich „auf das beschreiben der Tischplatte. Dabei geht es nicht darum, sichtbare Schriftspuren zu hinterlassen, sondern […] zu erreichen, daß Gedanken zu Ende gedacht, Gefühle beschrieben werden, Gehörtes notiert wird“.[34] Nach seiner Freilassung wurde Memoriertes in literarischer Form aufgeschrieben und erschien zuerst als fünfteilige Spiegel-Serie, dann als Buch im Rowohlt-Verlag. Sein Titel: Vernehmungsprotokolle. November ’76 bis September ’77.

 

II. West-Berlin oder (Un)Glück des Exils

Am 26. August 1977 erfolgte die „Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR“. Fuchs wurde direkt in die Bundesrepublik abgeschoben. konnte aber von Glück reden – dieses „Glück war die Prominenz seiner Freunde. Ihre und die von ihnen mobilisierte Solidarität bewahrte ihn vor der Endkonsequenz: Prozeß und langjährige Haft“.[35] Wenige Tage nach der Ankunft in West-Berlin gab Fuchs – im Beisein von Christian Kunert und Gerulf Pannach – eine Presseerklärung ab[36], die eindeutig zeigte, dass die monatelange Haft ihn nicht gebrochen hatte. Zwar war der Ausgebürgerte auf den Westen überhaupt nicht vorbereitet und hatte sich erst in die bundesdeutsche Realität einzuleben, aber trachtete von Anfang an danach, seine Schriftstellerei zu retten und das Erlebte künstlerisch darzustellen.

Noch 1977 begann die Wiedergeburt des Autors, der im Exil sein ästhetisches Programm zu definieren und sich seine Position in der bundesdeutschen Literaturlandschaft zu erarbeiten suchte. Dabei bemühte er sich seine Identität nicht zu verlieren wie auch Treue zur eigenen Biographie zu halten: „Ich habe doch schließlich meine Biographie. Ich kann doch 28 Jahre nicht ablegen wie ein altes Kleidungsstück, sie bestimmen doch auch hier mein Fühlen und Handeln“.[37] Da Jürgen Fuchs über den sog. „doppelten Film“ (Heinz Brandt) verfügte und langsam mit zwei politischen Systemen vertraut wurde, so konnte er Themen anschneiden, die sich auf zwei unterschiedliche Realitäten bezogen. Zu festen Motiven in seiner Exil-Phase gehörten u.a. die Bewältigung der Diktaturerfahrung, Verlust der Heimat, Konfrontation mit der Fremde, die Suche nach Anhaltspunkten in der westlichen Welt sowie seine Reflexionen über neue, aufgezwungene Existenzform.

In der neuen Lebenssituation war der Autor bestrebt, sich seinen „DDR-Kram“ von der Seele zu schreiben und das Erlebte (als Prosa, Lyrik oder Vers-Prosa) wiederzugeben. Dies hat zur Folge, dass im Werk des Jürgen Fuchs zahlreiche Zeugnisse jener Zeit zu finden sind, in die er hineingeboren wurde – präzise ausgedrückt: Zeugnisse einer äußerst politischen Zeit und eines politischen Menschen, der großen Wert darauflegte, Zeugenschaft zu leisten, Vergangenes mit Gegenwärtigem zu verbinden und Erkenntnisse mit Bedeutung aufzuladen. Angesichts des Schicksals eines Verfolgten, Inhaftierten, Zwangsausgebürgerten, Exilanten und Betroffenen hat sich Fuchs geweigert, in seiner künstlerischen Arbeit Politik und Literatur zu trennen und ein Dazwischen zu akzeptieren. Seine Wahrnehmung als Künstler wurde seither durch das politisch-gesellschaftliche Engagement gedämpft.

In der neuen Heimat galt er zunächst (wie die meisten aus der DDR „gefallenen“ Schriftsteller) als „ein seltenes Exemplar des Zoon politikon, […] als ein Fabeltier, ein Exote, aus dem großen DDR-Zoo entlaufen, ein unheimlicher Fremder“[38], der auf die vorgefundene Wirklichkeit empfindlich reagierte und sich im aufgezwungenen Exil nicht zurechtfinden konnte. Jedoch es dauerte nicht mehr lange, bis Fuchs ein akzeptierter Autor wurde – im Herbst 1977 legte er die viel beachtete Spiegel-Serie Du sollst zerbrechen![39] vor, womit er sich einen Namen machte und bald „neben Thomas Brasch [als –E.K.] die Identifikationsfigur für eine neue unabhängige DDR-Literatur“ zu gelten begann.[40]

Die immer größere Publizität von Jürgen Fuchs machte ihn auch in relativ kurzer Zeit außerhalb der BRD bekannt. Bereits 1978 kamen erste Einladungen aus Westeuropa und Jürgen Fuchs begann allmählich zu reisen. Ende Mai, also knapp ein Jahr nach der Freilassung aus der U-Haft in Hohenschönhausen, besuchte er Frankreich, wohin er von Jean-Pierre Hammer eingeladen wurde. Der Pariser Germanist, tätig an der Universität Paris 3 (Sorbonne Nouvelle), lernte den angehenden Autor noch in der DDR kennen, als dieser bei Robert Havemann, seinem frühen Mentor, in Grünheide wohnte. Hammer gründete 1966 – u.a. mit Félix Lusset – die bis heute erscheinende Zeitschrift Allemagne d’aujourd’hui, in der er dem französischen Publikum neben deutscher Literatur auch die demokratische Opposition in der damaligen DDR näherbrachte. In Paris hatte Fuchs – zusammen mit Bernd Markowsky und Franziska Grosser – an einer Lesung im Heinrich-Heine-Haus teilgenommen und aus seinem „jüngsten Schaffen vorgelesen, vom neuen Dasein in West-Berlin gesprochen, […] über die tragische Utopie vom Sozialismus und seiner täglichen Perversion jenseits der Mauer philosophiert“.[41] Am Vortag der Lesung beteiligte sich der Schriftsteller (begleitet von Christian Kunert, Gerulf Pannach und Michael Sallmann) an der Solidaritätsveranstaltung „Freiheit für Bahro, Havemann, Mainz“ im großen Saal der „Mutualité“ und präsentierte seine live-übersetzte Kurzprosa. Den kurzen Aufenthalt in Paris konnte Fuchs als Erfolg verbuchen, zumal innerhalb der nächsten Monate auf Französisch Gedächtnis- und Vernehmungsprotokolle wie auch deren Rezensionen erschienen.[42]

Der Frankreich-Besuch schien für Jürgen Fuchs ein glücklicher Anfang zu sein. Denn bald erhielt er weitere Einladungen (aus Stockholm und Kopenhagen) und wurde daraufhin ins Schwedische und Dänische übersetzt.[43] Die ersten Reisen waren für den ausgebürgerten Autor insofern wichtig, als sie ihm eine gewisse Zeit zum Aufatmen gaben und halfen, den im Gefängnis aufgebauten Druck abzubauen und die Verunsicherung zu überwinden. Da er in West-Berlin stets mit unterschiedlichen (meist politischen) Aktivitäten beschäftigt war, so konnte er sich im Ausland – wenn auch kurzfristig – davon erholen, zum Schreiben zu kommen und vor allem neue ästhetische Reize wahrnehmen, die dann oftmals Eingang in seine Gedichte fanden:

 

ALS ICH MIT DER EISENBAHN AN DEN GRENZEN
Nach Stockholm fuhr Zeige ich einen Paß
Und nur ab und zu ein Haus sah Den ihr nicht habt
Alte Bäume In Kopenhagen
Seen In Hamburg
Ab und zu ein Haus In Paris
Zerbrachen die Wände meiner Zelle In Madrid
Der Ölsockel Werde ich euch nicht sehen
Die Tür Einer wird auf eine Sehenswürdigkeit zeigen
Der Spiegel über dem Waschbecken Und fragen: Ist das nicht schön
Ja
Werde ich sagen
Ja[44]

Beide Gedichte erschienen 1979 in Tagesnotizen, dem ersten Lyrikband von Jürgen Fuchs, gelobt in der Kritik für pointierte Beobachtungsgabe, wachsame Aufgeschlossenheit, emotionale Eingeschlossenheit, Intensität der Beobachtungen, die „eine der ersten literarischen Auseinandersetzungen mit der zeitgenössischen Exil-Situation der DDR-Schriftsteller darstellten“.[45] Mit karger Metaphorik und kunstvoller Reflexion wusste der sich mit einer neuen gesellschaftlichen Realität vertraut machende Autor auch zahlreiche Leser außerhalb des deutschsprachigen Raumes zu überzeugen, wovon Übersetzungen in etliche Sprachen (u.a. ins Englische und Polnische) zeugen. 1981 veröffentlichte die amerikanische Zeitschrift Dimension. Contemporary German Arts and Letters vier Gedichte von Jürgen Fuchs (Die großen Worte, Was soll ich sagen, Nie, Über Paris)[46] und ein Jahr später erscheinen in der Untergrundzeitschrift Przekazy, herausgegeben von West-Berliner „Arbeitsgruppe Solidarność“, ebenfalls Gedichte aus Tagesnotizen (Meine Freunde, An den Grenzen, Ein Mann ist gekommen, Das glaube ich nicht)[47] sowie Auszüge aus Vernehmungsprotokolle[48]. Die spannungsvolle, politische Existenz des Autors als Betroffenen und Erkennenden, aufgeschrieben in lyrischen Versen, schien seine Wahrnehmung im Ausland wesentlich zu begünstigen:

 

DIE GROSSSEN WORTE THE BIG WORDS WIELKIE SŁOWA
Haben ihren Sinn verloren Have lost their sense straciły swój sens
Geblieben What remains Pozostało
Ist der Satz: Is the sentence: zdanie:
Das dauert nicht ewig It won’t last long To nie będzie trwać wiecznie
In der vorletzten Zeile This little worn-out sentence Małe oklepane zdanie
deines ersten Briefes In the next-to-last line z przedostatniej linijki
Und dein Stammeln am Telefon of your first letter twojego pierwszego listu
Als ich dich zum erstenmal When I called for the first time kiedy pierwszy raz
Aus einem anderen Land From another zadzwoniłem do ciebie
Anrief land z innego kraju
Und das Wort Toilette And the word toilet I słowo toaleta
Das Wort duschen The word shower słowo natrysk
Das Wort Zigarette The word cigarette słowo papieros
Das Wort Besuch The word visit słowo widzenie
Das Wort essen The word eat słowo jeść
Das Wort Protokoll The word protocol słowo protokół
Das Wort Brot The word bread słowo chleb
Das Wort Vernehmung The word interrogation słowo przesłuchanie
Das Wort Zeitung The word newspaper słowo gazeta
Das Wort Entlassung The word fired słowo zwolnienie
Das Wort Freistunde The word time-off słowo czas wolny
Das Wort lachen The word laugh słowo śmiać się
Das Wort Obst The word fruit słowo owoce
Das Wort Tee The word tea słowo herbata
Und daß du ihnen And that you I że nie
nicht gesagt hast didn´t tell them powiedziałaś im
Was ich dir What I told you co ci opowiadałem
Über den Kinderspielplatz About the playground o placu zabaw
Vor meinem Haus erzählte In front of my house przed moim domem
Und über meine Angst And about my fear i że się bałem
Allein zu sein[49] Of being alone[50] być sam[51]

John Whiton und seiner ersten Übertragung der Fuchs-Lyrik ins Englische folgte bald der aus den USA stammende Übersetzer, Autor und Herausgeber Mitch Cohen. 1983 erschien in Kalifornien die umfangreiche Anthologie Berlin: Contemporary Writing in East and West[52], in der er zahlreiche Autoren aus Ost- und West-Berlin vorstellte, darunter Jürgen Fuchs. Das englischsprachige Publikum konnte sich nun mit einer Auswahl des aus der DDR ausgewiesenen Schriftstellers vertraut machen, u.a. mit den von Cohen eigens für das Buch übersetzen Auszügen aus Gedächtnisprotokolle (Memory Register), Vernehmungsprotokolle (Interrogation Register) und Tagesnotizen (Notes of the Day)[53]. Aus der heutigen Perspektive ist es schwer zu beurteilen, welche Resonanz Jürgen Fuchs Texte in den USA hatten, aber es dauerte nicht mehr lange, bis amerikanische Germanisten ihre Aufmerksamkeit auf den talentierten Literaten richteten. Einer von ihnen war Jay Rosellini, der 1986 in der Zeitschrift German Studies Review der renommierten German Studies Association[54] eine längere Studie – betitelt Die Schriften des Jürgen Fuchs. Betrachtungen eines Poli­tischen – veröffentlichte. Darin schilderte er nicht nur den Werdegang und die Lebensstationen des in die DDR hineingeborenen Autors, sondern untersuchte auch mit wissenschaftlichen Kriterien sein literarisches Werk (darunter das zweite Gedichtband Pappkameraden und den NVA-Roman Fassonschnitt[55]), dem er folgendes attestierte:

Bedenkt man, daß Fuchs in einem „realsozialistischen“ Land zu schreiben angefangen hat, so ist seine Auffassung, der Schriftsteller sei eine moralische In­stanz, eine Art „Gewissen der Nation“, nichts Erstaunliches. […] Fuchs fürchtet zu Recht, er könnte zum listigen Mahner abgestempelt werden, mit der Wahr­heit auf den Lippen, die keiner hören will[56] Da er sich, anders man­che Pariser Intellektuelle [André Glucksmann – E.K.], nicht als Antikommunist vermarkten las­sen will, wird er in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen schweren Stand haben. Hinzu kommt, dass er als einer, der auf ästhe­tischem Gebiet nicht zur „Avantgarde“ gehört, kaum im Mittelpunkt der bundesrepublikanischen Literatur-Szene stehen wird. Sein eigent­liches Publikum befindet sich in dem Land, das er nicht mehr betre­ten darf, und das wird sich erst dann ändern, wenn er sich westlichen Themen zuwendet. Dass seine Beobachtungsgabe und sein Wahr­heitssinn auch in der neuen Heimat geeignete Betätigungsfelder fin­den könnten, steht außer Frage.[57]
Das von Rosellini formulierte Urteil ist insofern zutreffend, als Jürgen Fuchs als politischer Autor, der mit seiner Diktaturerfahrung die Verhältnisse in Ost und West nicht schönredete und oftmals unerwünschte Erkenntnisse und Wahrheiten vermittelte, vornehmlich in intellektueller Interventionskunst und Argumentation und weniger in ästhetischen Konzeptionen bewandert war. Als Schriftsteller war er sich seiner Verantwortung und seines Auftrags bewusst: der Intellektuelle „hat zu fragen und eine Distanz zur Macht zu halten“[58], sie in Zweifel zu ziehen, ihrer Verlockungen zu widerstehen, Kritik zu üben und „die zeitlosen Werte Gerechtigkeit, Wahrheit und Vernunft zu verteidigen“[59]. Ein integraler Bestandteil seines ästhetischen Programms war die Verschriftlichung des Erinnerten, Aufdeckung der Wirklichkeit wie auch Literarisierung totalitärer Strukturen und Praktiken. Aus diesem Grund blieb er literarisch souverän und zog nach wie vor den DDR-Stoff den „westlichen Themen“ vor. Da er sich ebenfalls publizistisch betätigte und mit seinem Credo „Sagen, was ist“ präzis Position bezog, so galt er des Öfteren als Unruhestifter, worunter teilweise seine künstlerische Reputation litt. Als Autor konnte er sich vor allem dort verstanden fühlen, wo man Erfahrungen mit dem Leben in der kommunistischen Diktatur hatte. Demnach schien seine Literatur, in der die Prägungen der Tyrannis und der Kampf um die Würde des Menschen im Vordergrund standen, für den „Osten“ von Bedeutung zu sein.

III. Wahrnehmung in Osteuropa

In der Zeit des Kalten Krieges war West-Berlin nicht nur eine Stadt mit politischem Sonderstatus, sondern ein in vieler Hinsicht besonderer Ort, „eine Insel – oder eine Arche Noah, wo man alles finden konnte, alles und noch viel mehr“.[60] Dies betraf verschiedenste Aktivitäten, auch Literatur, die von diesem Schmelztiegel der Kulturen aus in die ganze Welt gelangte, ebenfalls in die Ostblockländer. Dafür sorgte u.a. Jürgen Fuchs, „ein Netzwerker in mehrfachem Sinne, zwischen Literatur und politischem Handeln, zwischen Freunden, die er versuchte, auf ganz spezifische Weise zu fördern, zwischen Ost- und Westdeutschen, Osteuropäern und Neu-Westberlinern, Literaten und Politik-Engagierten, Polen und Tschechen und Rumäniendeutschen“.[61] In den 80er Jahren betätigte er sich enorm viel organisatorisch und wurde „zu einer wahren Drehscheibe politischer und literarischer Ost-West-Kontakte. In seiner Tempelhofer Wohnung kreuzten sich die Wege zahlreicher mittelosteuropäischer Exilanten, neue Kontakte entstanden“.[62] In West-Berlin wurde der Schriftsteller – trotz der massiven Verfolgung[63] – zu einem der entscheidenden Knotenpunkte eines Netzwerks, das sich um Unterstützung der immer stärker vernehmbaren demokratischen Opposition in den Ostblockländern mit Literatur, Logistik und Geld oder Organisation von Solidaritätskampagnen bei Repressionen und Verhaftungen kümmerte.

Osteuropa war dem ausgebürgerten Autor vertraut, jedoch aus politischen Gründen unerreichbar – selbst eine einmaliger Reise gen Osten hätte ihn, was er zurecht vermutete[64], die Freiheit gekostet. Er hat „Von West-Berlin aus, über die Grenze hinweg, das östliche Europa in die Gedankenwelt [einbezogen – E.K.] – zu einer Zeit, als es für viele im Westen nicht zu existieren schien“. Es war „nah in Gedanken. Denn die östliche Hemisphäre gehörte wie selbstverständlich zur geistigen Welt des Schriftstellers Jürgen Fuchs dazu, in Form von Romanen, Gedichten, Liedern und Filmen“.[65] Er fand den intellektuellen Austausch mit Osteuropa enorm wichtig und war bestrebt, mit Polen, Tschechen, Ungarn und Rumäniendeutschen Freund- und Bekanntschaften zu schließen. Da man hinter dem Eisernen Vorhang dem Schreiben von Jürgen Fuchs vielerorts literarischen Rang attestierte und seine oppositionelle Tätigkeit schätzte, so war sein Name den osteuropäischen Emigranten im Westen bekannt – etliche Gleichgesinnte und Mitstreiter besuchten ihn oder suchten seinen Rat, darunter Adam Zagajewski, György Dalos, Miklós Haraszti, Herta Müller, Richard Wagner, Helmuth Frauendorfer, Milan Horáček, Jiří Pelikan, Josef Rauvolf ua.

Die ehemalige ČSSR und die Volksrepublik Polen waren Länder, mit denen sich Fuchs am meisten identifizierte und solidarisierte. Die Gründe dafür lagen nicht nur in der Bewunderung deren Strebens nach einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ und Kampfes gegen die kommunistische Diktatur, sondern auch in literarischen Vorbildern des Schriftstellers, der seit seiner Jugend in Büchern osteuropäischer Autoren das „geistige Bezugsfeld“ fand – die wichtigsten „Leuchttürme im geistigen Kosmos von Jürgen Fuchs“[66] (neben vielen russischen Literaten) waren u.a. Milan Kundera, Vladimír Holan, Karel Kryl, Jan Patočka, Ludvík Vaculik, Václav Havel, Jiří Gruša, Czesław Miłosz, Tadeusz Różewicz, Zbigniew Herbert, Tadeusz Borowski, Hanna Krall, Adam Michnik, Jacek Kuroń.

An der Weichsel versuchte man „einen Dialog mit der europäischen Kultur trotz der Zensur zu pflegen – und Jürgen Fuchs zählte zu jenem Kreis von deutschen Autoren, die nach ihrer Abschiebung in den Westen auch im kommunistischen Polen, außerhalb der Zensur funktionierten und ihren polnischen Lesern Bilder der DDR-Diktatur vermittelten“.[67] Die Übersetzungen seiner Texte waren präsent vor allem in Untergrund- bzw. Exilzeitschriften, die einerseits in Polen (Bez Debitu, Obecność, Veto) und andererseits in polnischen Kulturzentren im Ausland, darunter in West-Berlin (Pogląd, Przekazy, Archipelag), Paris (Zeszyty Literackie) oder London (Wiadomości), herausgegeben wurden. Als erste erschienen bereits 1977 – der junge Autor saß damals in Hohenschönhausen ein – zwei Prosatexte aus Gedächtnisprotokolle (Die Wende und 1968)[68], denen in den 80er Jahren eine Fülle von Übertragungen von Gedichten aus Tagesnotizen und Pappkameraden folgte[69]. Die meisten von ihnen übersetzte der in Krakau lebende Dichter und Verleger Ryszard Krynicki, der mit der Zeit zum wichtigsten Vermittler seiner Lyrik in Polen wurde. Er lernte Fuchs noch vor dem Mauerfall persönlich kennen und widmete ihm nach seinem Tod das Gedicht In Berlin[70].

Auch die Prosa von Jürgen Fuchs fand in Polen relativ großen Zuspruch und war entscheidend für seine Rezeption hierzulande. 1985 brachte der renommierte Untergrundverlag NOWA das Buch Vernehmungsprotokolle heraus, das unter dem Titel Protokoły przesłuchań. Wspomnienia in insgesamt fünf Auflagen erschien. Der Autor schrieb im Vorwort: „Ich bin überzeugt, dass es einen Weg gibt, die totalitäre Diktatur zu besiegen. Die polnischen Intellektuellen und Arbeiter kennen diesen Weg. Wir müssen ihn erst noch finden – den eigenen Weg in diesem geteilten Land. Notwendig sind Dialog und Solidarität. Die polnische Übersetzung dieses Buches halte ich für die wichtigste meiner bisherigen Publikationen. Ich danke denen herzlich, die sie ermöglichten“.[71] Der Dank war in erster Linie an die Übersetzerin und Literaturkritikerin Małgorzata Łukasiewicz gerichtet, die in den 80er Jahren in West-Berlin mitunter weilte und 1987 dem polnischen Publikum das bis heute einzige Interview mit dem Schriftsteller präsentierte. Dieses längere Gespräch, an dem ebenfalls Hans-Joachim Schädlich und Johano Strasser teilnahmen, erschien in der unabhängigen Zeitschrift Krytyka unter dem Titel Po dwóch stronach muru [Beiderseits der Mauer] und thematisierte „die Teilung der deutschen Kultur, insbesondere der Literatur, die Situation ausgebürgerter DDR-Autoren im Westen, die Friedensbewegung und die Ostpolitik der SPD“.[72]

In der ehemaligen Tschechoslowakei, die Jürgen Fuchs einerseits durch die Literatur, andererseits durch die geographische Lage seiner Heimatstadt (Reichenbach im Vogtland) nahe war, begann die Rezeption des Schriftstellers unter ungewöhnlichen Umständen, und zwar nicht mit der Wahrnehmung seines Werks, sondern mit Rockmusik von Mikoláš Chadima. Im Frühjahr 1985 war der Rockmusiker „in einer Samizdatabschrift auf Fuchs’ Gedichte gestoßen, die ihn so stark ansprachen, daß er sich entschied, sie für seine MCH Band zu vertonen“.[73] Chadima, in der damaligen ČSSR von der Geheimpolizei (StB) verfolgt und mit Auftrittsverbot belegt, beeindruckten die Gedichte aus Tagesnotizen (Leicht und Nein) und Pappkameraden (Gorleben), an denen er so großes Gefallen fand, dass er sie ins Repertoire sei­ner Band aufnahm, bei (halb)illegalen Konzerten auf Deutsch spielte und per Tonbandkopien verbreitete.

Für die musikalische Inspiration wollte sich Chadima bei Jürgen Fuchs bedanken und ihm eine der Untergrund-Kassetten schenken. Dies gelang auf vielen Umwegen mit Hilfe von Josef Rauvolf, der Ende der 80er Jahre nach West-Berlin zu reisen und einige Zeit später Fuchs´ Gedichte ins Tschechische zu übersetzen begann[74]. 1989 sollte eine Auswahl davon „in der von dem Schriftsteller Jáchym Topol mitbegründeten legendären Prager Untergrundzeitschrift Revolver Revue erscheinen, in der letzten Nummer vor dem November der „samtenen Revolution“. Doch die tschechoslowakische Geheimpolizei steckte das Einfamilienhaus, in dem die Zeitschrift hergestellt wurde, in Brand. Die Texte wurden dann in der ersten legalen Nummer der Revolver Revue im Mai 1990 veröffentlicht”.[75] In der Übertragung von Josef Rauvolf erschienen u.a. die Gedichte aus Tagesnotizen:

JETZT BIN ICH RAUS, JETZT TEĎ JSEM VENKU, TEĎ
Kann ich erzählen Můžu vyprávět
Wie es war Jaké to bylo
Aber das Ale to se
Läßt sich nicht erzählen Nedá vyprávět
Und wenn Pokud ano
Müßte ich sagen Musel bych říct
Was ich verschweige Co zamlčuji
Zum Beispiel Například
Daß ich am 17.12.1976 in meiner Zelle saß Jak jsem seděl 17.12.1976 ve své cele
Mit dem Rücken zur Tür Zády ke dveřím a
Und weinte Plakal
Weil ich am Vormittag Protože jsem dopoledne
das Angebot abgelehnt hatte odmítl nabídku
Mit ihnen zusammenzuarbeiten Ke spolupráci
Und du weißt A ty víš
Was es heißt, mit ihnen zusammenzuarbeiten Co to znamená, s nimi spolupracovat
DAS SCHLIMME ist nicht ZLÉ není sedět
In einer Zelle zu sitzen V cele
Und verhört zu werden Být vyslýchán
Erst danach Teprve potom
Wenn du wieder vor einem Baum stehst Když zase stojíš před nějakým stromem
Oder eine Flasche Bier trinkst Nebo piješ pivo
Und dich freuen willst A chceš aby ti bylo fajn
Richtig freuen Skutečně fajn
Wie vorher Jako předtím
Erst dann[76] Teprve potom[77]

 

Da in der ehemaligen ČSSR die Literatur von Jürgen Fuchs nicht nur in der geschriebenen Form wahrgenommen wurde, so fällt es schwer, die Wirkung seines Werks nur literarisch zu betrachten. Aber eins steht fest: viele Tschechen, wie der in Prag lebende Übersetzer Josef Rauvolf bemerkte, konnten sich problemlos mit den Erfahrungen des im Exil lebenden Autors identifizieren: „Ich war mit der Realität, die diese Gedichte beschrieben, sehr vertraut […]. Aus den Reaktionen der Leute, die diese Übersetzungen lasen, ging hervor, daß sie von diesen Gedichten angesprochen waren – wegen der Thematik, aber auch wegen der Klarheit, der strengen Form und des präzisen Ausdrucks.[…] Durch diese Wahlverwandtschaft und der Vertrautheit mit der Realität mangelte es bei uns nicht an Verständnis wie im Westen“.[78]

Auch in andere Ostblockländer – wie etwa nach Ungarn und Rumänien – konnten die Schriften des Jürgen Fuchs trotz Zensurhürden gelangen. Auf diese Weise stieß der Schriftsteller und Journalist Helmuth Frauendorfer Anfang der 80er Jahre auf seine Lyrik: „Einer unserer Schriftstellerkollegen, Werner Söllner – später stellte sich heraus, dass er IM war –, durfte mal in den Westen reisen und brachte Gedichte von Jürgen Fuchs mit. Darüber hinaus ist einmal im Monat einer von uns rumäniendeutschen Schriftstellern aus dem Banat […] nach Bukarest gefahren ins Goethe-Institut – das gab es seit 1979 – mit einem Koffer und hat Bücher […] hergebracht nach Temeswar. […] So war es auch mit den Zeitungen und Zeitschriften aus dem Goethe-Institut, […] uns interessierten die Debatten, die in der Bundesrepublik Deutschland stattgefunden haben, die politischen und die kulturellen“.[79]

Da im deutschsprachigen Banat Jürgen Fuchs nicht übersetzt zu werden brauchte, so wurden seine Texte gelesen und weitergegeben, durften jedoch nicht erscheinen. Frauendorfer hatte es versucht, sie in die Öffentlichkeit zu bringen, ist aber an der Zensur gescheitert. In einer Erinnerung an seinen Freund, den er im Zuge der Ausreise (sie erfolgte 1987 nach massiver Verfolgung von Securitate, ähnlich wie bei andren rumäniendeutschen Autoren, u.a. Herta Müller, Richard Wagner, Horst Samson) in West-Berlin kennen lernte, schrieb er: „Es war 23 Uhr, die Texte von Jürgen waren schon gesetzt, da tauchte der Kerl auf, ein Zensor, den es offiziell gar nicht mehr gab in Rumänien. Ich weiß bis heute nicht, warum der nachts plötzlich auftauchte, und – verdammt, der wusste, wer Jürgen Fuchs ist. Er sagte: „Diese Texte können nicht veröffentlicht werden“. Für solche Fälle hatte ich dann immer Fotos von einem Freund dabei. Und da sind zwei große Fotos auf der Seite erschienen und meine Freunde wussten immer, wenn ganz viele Fotos auf der Literaturbeilage waren, dann sind ganz viele Texte rausgeflogen“.[80]

Auch in Ungarn, ähnlich wie im Rumänien, kam es nicht zu Übersetzungen des Werks von Jürgen Fuchs. Seine Texte kursierten zwar in oppositionellen Kreisen, meist abgedruckt in westdeutschen Zeitungen und Zeitschriften, was jedoch den Nachteil hatte, dass die Sprachbarriere die Zahl deren Leser begrenzte. Der ungarische Schriftsteller György Dalos, der Jürgen Fuchs im Sommer 1972 in Jena begegnete, stieß relativ früh auf Manuskripte des sich damals literarisch betätigenden Studenten der Sozialpsychologie über die Nationale Volksarmee: „Das waren sehr trockene, sehr genau beschreibende, mit souverän schlechter Laune geschriebene Novellen über den Alltag in dieser Armee, und die NVA war aus meiner Warte nur eine Metapher für die Gesellschaft. Ich sah, dass hier ein guter Autor am Werk war, und meine Sorge wuchs“.[81]

Erst einige Jahre später konnte Dalos vom Schicksal des Jürgen Fuchs erfahren – eines Herbstages 1977 las er im Spiegel „mit angehaltenem Atem“ seine Gedächtnisprotokolle und war bestrebt, den Kontakt wiederzubeleben. Erst 1982 kam es zum Widersehen mit Jürgen Fuchs in West-Berlin, danach blieben beide Schriftsteller in freundschaftlichem Kontakt: einerseits als Literaturschaffende, andererseits als Bürgerrechtler, die die demokratische Oppositionsbewegung in Ungarn und in der DDR (wo Dalos in den 80er Jahren als persona non grata galt) unterstützten. Nach Jahren konstatierte der heutzutage in Berlin lebende Ungar: „Obwohl ich vieles von Jürgens Werken mit großem Genuss und Ge­winn gelesen habe, so haben doch vor allem die Gedächtnisprotokol­le auf mich außerordentlich stark gewirkt. […] Dem Geheimdienst seine Geheimnisse zu entreißen und das Verschwiegene, das mit sieben Siegeln Verschlossene zu ver­öffentlichen, war die eine, sozusagen zivilbürgerliche Seite des Vor­gangs. Die andere bestand darin, das Erlebte in einer transparenten Art und sparsamen Sprache der Außenwelt nahe zu bringen“.[82]

 

IV. „Landschaften der Lüge“

Der politische Umbruch in Ostmitteleuropa und Zusammenbruch der SED-Herrschaft beeinflussten die Position wie auch die Themen des Jürgen Fuchs, der nach 1989 die Funktion seiner Literatur neu zu bestimmen suchte. In den 90er Jahren war der Autor bestrebt, sich schriftstellerisch „das eigene Leben, die Erinnerung, die Würde zurückzuholen“[83], so dass sich seine Ästhetik der Einmischung zu einer Ästhetik der Erinnerung wandelte. In dieser Phase sind in seinem Schreiben die Trennungslinien zwischen dem Literarischen und Dokumentarischen „nicht immer zu ziehen“ und „gekennzeichnet von einem moralischen Impetus, der gegen Verdrängung, Vergesslichkeit und falsch verstandene Solidarität […] opponiert“.[84] Nach dem Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes (29.12.1991) begann Fuchs nach Beweisen für politische Verfolgung zu suchen, um seine Zeugenschaft mit stichhaltigen Argumenten untermauern zu können. Seither berichtete er immer intensiver über die Methoden des DDR-Staatssicherheitsdienstes, Untaten und Zersetzungsmaßnahmen des MfS wie auch Leiden der vielen Opfer des SED-Regimes. Auf diese Weise wurde die wahre Botschaft seines Schaffens vermittelt:

„Literatur muss gestehen, was war. Nicht im strafrechtlichen Sinne. Sie will die Täter nicht jagen und hetzen, aber sie will geheime Apparate und Mechanismen bloßlegen       (…) Erst nach genauer Kenntnis der gesellschaftlichen und persönlichen Mechanismen haben wir die Chance auf ein aufrichtiges Verzeihen, haben wir die Sensibilität, eine andere, menschlichere Zukunft zu beginnen“.[85]

Der Dienstantritt in der BStU im April 1992 ermöglichte Fuchs uneingeschränkte Akteneinsicht. Da er in den Archiven des MfS auf zahlreiche Belege für seine früheren Vermutungen und Beweisstücke jener Macht stieß, die bis 1989 straflos Biographien (darunter seine eigene) beeinflusste, so fühlte er sich veranlasst, Geheimnisse aus den „ekelhaften“ Papierbergen herauszuholen und von seinen Funden ein schockierendes und – wie es sich 1998 nach der Veröffentlichung von Magdalena[86] herausstellte – verstörendes Zeugnis abzulegen. Kurzerhand entschließt er sich, gewonnene Erkenntnisse explizit zu machen, „weil ihre Hauptwache, ihre Gewalt, vor allem das Geheimnis war, die Konspiration, das berechnende Lügen und Hineinziehen in ihre Machenschaften. So entstanden entsetzliche Landschaften der Lüge, der Abhängigkeit und der Gewalt“.[87] Bei der Konfrontation mit Stasi-Praktiken achtet der Schriftsteller weniger auf Ästhetik – die Hauptrolle spielt die Schilderung der nackten Wirklichkeit, die er akribisch aufdeckt und registriert: „[…] auf Rache und Haß, kann verzichtet werden. Auf Wahrheitssuche, auf Durchsetzen der Menschenrechte, auf öffentliche Entlarvung von hartnäckiger Lüge und die Entmachtung konspirativer Abhängigkeits- und Gewaltstrukturen nicht“.[88]

Die Biographie des Jürgen Fuchs, seine Erfahrungen mit der zweiten deutschen Diktatur und langjährige literarische Auseinandersetzung mit dem SED-Regime machten ihn in der Zeit nach dem Mauerfall zu einem viel gefragten Zeitzeugen, ebenfalls im Ausland. 1990 erschien in der Zeitschrift The Germanic Review, herausgegeben in New York von der Columbia University, eine umfangreiche Umfrage zur literarischen Zensur in der DDR. Der Schriftsteller, der im Frühjahr 1988 die Antworten auf postalischem Weg erteilte, äußerte sich ausführlich zu mannigfaltigen Aspekten der Informationskontrolle in „Arbeiter- und Bauernstaat“ (u.a. zur Selbst-, Verlags- und Bibliothekszensur) und deren Auswirkungen, die er am eigenen Leib erfahren musste: „Das Strafgesetzbuch der DDR erlaubt das beinahe beliebige Kriminalisieren, z.B. die Paragraphen 106 („staatsfeindliche Hetze“, bis zu zwölf Jahren Gefängnis) und 219 und 220 („ungesetzliche Verbindungsaufnahme“ und „Staatsverleumdung“) sowie Paragraphen 98, 99 und 100 („Sammlung von Nachrichten“, „Landesverräterischer Treuebruch“ und „Staatsfeindliche Verbindungen“). […] Man muß mit Repressionen rechnen, auch mit Gefängnis und Ausbürgerung. Erhöhter psychischer Druck, auch für die Familie“.[89]

Nach der Öffnung der Stasi-Archive erhielt Jürgen Fuchs des Öfteren Einladungen zu Konferenzen und Tagungen, die ihm erlaubten, Bekanntschaften mit ausländischen Autoren, Forschern und Wissenschaftlern zu schließen. Viele von ihnen waren sehr angetan – einerseits von der Zeugenschaft des Schriftstellers, der als Diktaturerfahrene u.a. über die Konfrontation mit Stasi-Akten, über den Missbrauch der Psychologie und perfide Zermürbungs- und Zersetzungspraktiken des MfS zu berichten wusste[90], andererseits von seinen literarischen und publizistischen Bemühungen, dem „Schlussstrich“ entgegenzuwirken und damit der „Diktatur der Lüge“ ein Ende zu setzen. Diese Begegnungen waren für Fuchs oft Ansporn, ins Ausland zu reisen, wo man ihn als Literaturschaffenden und Intellektuellen schätzte. 1993 folgte Fuchs Einladungen aus Moskau und Prag[91], das er ebenfalls 1997 zur Feier von „20 Jahren Charta 77“ (zusammen mit Doris Liebermann[92]) besuchte.

Eine seiner Reisen ging nach Südafrika. 1996 nahm der Schriftsteller an der von der Lyrikerin Ingrid de Kok organisierten Faultlines-Konferenz teil, die anlässlich der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Kapstadt stattfand und der Aufarbeitung der Apartheid-Erfahrung gewidmet war[93]. Er lernte dabei Anette und Peter Horn, ein Germanistenpaar von der Universität von Kapstadt, kennen, die seiner Lyrik und Prosa und der darin geschilderten Auseinandersetzung mit dem totalitären Regime große Aufmerksamkeit schenkten. In den darauffolgenden Jahren erschienen etliche Aufsätze[94], in denen Horns das literarische Werk von Jürgen Fuchs nicht nur erforschten und popularisierten, sondern es auch ins Englische übersetzten:

„What I am writing down, I am not even allowed to think. And reading it to others, giving it to others to read? «I» is only the «I-narrator», not me, I could say. […] I am a soldier, subject to hard laws, everything can be held against me. Where does it come from, to scribble every day in note books… I am only carrying out something… The topic, the observations are stronger than the fear of the author for himself. […] Writing as a last counter-attack. My writings break down any personal defence. Whoever reads that, knows I am thinking. Excuses are useless. […] Indifferent? Doesn´t matter? Attacks of fear. Throw the paper into the rubbish bin? Railways lines. Better to write, to risk it. I want to risk it”.[95]

„Was ich aufschreibe, darf ich nicht einmal denken. Und vorlesen, anderen zu lesen geben? «Ich» ist nur der «Ich-Erzähler», nicht ich, könnte ich sagen. […] Ich bin Soldat, unterliege harten Gesetzen, alles lässt sich gegen mich wenden. Woher kommt das, jeden Tag in Hefte kritzeln… ich führe nur etwas aus… Das Thema, die Beobachtungen sind stärker als die Angst des Autors um sich selbst. […] Schreiben als letzte Gegenwehr. Meine Aufzeichnungen demontieren jeden persönlichen Schutz. Wer das liest, weiß, was ich denke. Ausreden sind sinnlos. […] Gleichgültig? Egal? Anfälle von Angst. Das Papier in Mülltonnen werfen? Bahnschienen. Lieber schreiben, es riskieren. Ich will es riskieren“.[96]

Der Aufenthalt in Afrika und die Möglichkeit, einmal von Diskriminierungen und Menschenrechtsverstößen des Apartheidsystems zu erfahren, dann aber auch mit Reaktionen der südafrikanischen Rezipienten auf seine erfahrungsgesättigte Literatur konfrontiert zu werden, bewirkten, dass bei Jürgen Fuchs die Erinnerungen an eigene Traumatisierung und Konfrontation mit dem SED-Regime wach wurden. Im Rückblick auf die harte Zeit der Isolation, auf psychische Folter und innere Angst vor dem Zusammenbruch in der Haft entstand das Gedicht Nicht Alle, das der Schriftsteller Anette und Peter Horn widmete:

 

 

Nicht Alle
Sitzen im Gefängnis Ein Leben
Immer nur einer, immer nur eine Wer schickt Briefe, Postkarten?
Immer sitzen einige, manchmal viele Wer Bücher
Im Gefängnis Wer legt den eigenen Pullover dazu?
Im Lager Die Zeichnung des Kindes
In der Falle, die meisten nicht Mit Wasserfarben?
Die meisten sitzen nicht im Gefängnis Rot, grün, schwarz, eine Wiese, Bäume
Nur manchmal Ein lachendes Ungeheuer
Einer Alle saßen nicht im Gefängnis
Eine Immer nur einer, immer nur eine
Einige Im Lager
Viele, fast alle In der Falle
Ein Vater folgt seiner Tochter Andere
Er sagt Nein im Verhör Saßen in anderen Fallen
Sie brüllen Andere
Er sagt Nein. “Sie sehen Ihre Tochter Sitzen in anderen Fallen
Nie wieder!” Manchmal
Sie brüllen entscheidet ein Brief, eine Postkarte
Er sagt Nein, will kein Schwein sein Ein Buch, eine Zeichnung eines Kindes
Ein Vater folgt seiner Tochter Ein Freund, ein
Der Himmel vielleicht blau Winken, ein
Eine Sonne Gruß
Ein kleiner Regen Über Leben und Tod
Eine Welt Einer, eine [97]

Auf die im Gedicht erwähnte „Zeichnung des Kindes” war der Autor dieser Zeilen zufällig während seiner Recherchen in den MfS-Akten gestoßen: sie wurde am 20.05.1977 von der damals zweijährigen Tochter des Schriftstellers Lili angefertigt[98]. Jenes mit bunten Wasserfarben bemalte Blatt Papier half dem inhaftierten Vater, sich nicht zu beugen und die hohe Belastung im Stasi-Gefängnis durchzuhalten. In den Vernehmungen „hatten seine Gegner ein Gesicht, saßen sie ihm gegenüber, waren sie meist kalkulierbar“[99], anders als in West-Berlin, wo der Autor dem langen Arm des MfS nicht entging und der massiven Verfolgung (im Rahmen des ZOV „Opponent“) ausgeliefert war, ohne geahnt zu haben, dass die Staatssicherheit gegen ihn die Schranken freigegeben hatte[100]. Unter den ausgeklügelten Zersetzungsmaßnahmen gab es nicht nur den jahrelang andauernden Psychokrieg, auch andere Mittel, die keine nachweisbaren Spuren hinterlassen sollten. Eines von ihnen war der mutmaßliche Einsatz radioaktiver Stoffe, praktiziert gegen „Feinde der DDR“, darunter aufsässige Oppositionelle. Als Jürgen Fuchs Anfang der 90er an einem seltenen Blutkrebs erkrankte, verfestigte sich sein früherer Verdacht der zielgerichteten Verstrahlung von politischen Häftlingen, zumal er erste Symptome der Kontamination bereits in der U-Haft erkannt haben wollte[101].

Trotz der Entdeckung der Leukämie blieb das Arbeitspensum von Jürgen Fuchs enorm hoch. Er wusste, gegen die Zeit zu arbeiten, trotz alledem war bestrebt, Beweise für massive Verfolgung seiner Person, der Familie und Freunde zu liefern und damit die lang verhohlene Wahrheit über die in Stasi-Akten festgehaltenen Schicksale aufzuzeigen. In dieser turbulenten Zeit, als Fuchs sein umfangreiches Projekt namens Magdalena zu beenden trachtete, erreichte ihn im Mai 1997 eine Einladung aus Amerika. Wolfgang Müller, Professor am Dickinson College in Pennsylvania, unterbreitete dem Schriftsteller ein Angebot, „fuer eine Woche bis 10 Tage im Oktober nach Carlisle zu kommen“.[102] Müller, der „von Jürgens politischer und literarischer Arbeit mindestens seit 1976 über deutsche Zeitschriften“ wusste, sich Gedächtnisprotokolle und Vernehmungsprotokolle über Buchgeschäfte besorgte und „seinen literarischen Werdegang weiter verfolgt[e]“, erfuhr von Hans Joachim Schädlich, als dieser 1994 „writer-in-residence“ am Dickinson College war, „sehr viel über Jürgen, der ihm in seinen ersten schweren Jahren in der Bundesrepublik eine Art Vaterfigur wurde, obwohl ja eigentlich Jürgen der Jüngere war“.[103]

Der Schriftsteller, dem in dieser Zeit gesundheitlich besser ging, nahm die Einladung mit folgender Bemerkung an: „Ich sitze an den “Landschaften der Luege“ und komme voran. […] Reise: Bitte nicht zu rasch handeln, wenn, dann 98. Herzlich! Ihr j. f.“.[104] Im November 1997 konnte Wolfgang Müller dem Autor persönlich begegnen, und zwar an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo beide am internationalen Autorencolloquium „Kunst und Freiheit – Literatur und Diktatur“ teilnahmen[105]. Da einige Zeit später bei Jürgen Fuchs Rückfall der Erkrankung auftritt, so musste die angekündigte Amerika-Reise abgesagt werden. Als im Februar 1998 endlich das viel erwartete Buch Magdalena erschien, schrieb Müller in seiner sachlichen und ausgewogenen Rezension für die Zeitschrift Glossen. German Literature and Culture after 1945:

„Fuchs’ Gedächtnis, sein intuitives Verständnis von Situationen und Menschen, seine Fähigkeit, eine große Anzahl von Ereignissen der Gegenwart und Vergangenheit, Personen und Gesprächen als einen homogenen Text lebendig, ja “wortgewaltig” zu gestalten, sind beeindruckend. Hat man das Buch erst einmal in die Hand genommen, ist es schwer, es vor der letzten Seite wegzulegen. Ob es sich jedoch über den Kreis jener hinaus, die auf die eine oder andere Weise in der DDR “dabei gewesen” sind und noch nicht vergessen wollen, durchsetzen wird? Der Leser merkt, in diesem Buch steckt eine enorme erzählerische Kraft und wünschte, der Autor hätte nach diesem “heißen” Bericht die Zeit und Ruhe einen “kalten” Roman zu schreiben, den Roman seiner Generation“.[106]

 

V. „Kämpfer gegen das Vergessen“ – Wirkung nach 1999

Dem Schriftsteller, Bürgerrechtler und Sozialpsychologen[107] Jürgen Fuchs wurde nur ein kurzes Dasein gewährt – er starb mit nur 48 Jahren an den Folgen der Leukämie. Im Ausland konnten von seinem Tod am 9. Mai 1999 u.a. die Leser der renommierten polnischen Literaturzeitschrift Zeszyty Literackie erfahren, in der bereits 1987 Fuchs´ Gedichte in der Übersetzung von Ryszard Krynicki präsentiert wurden[108]. Kurze Zeit später erschien in der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny ein längerer, aufschlussreicher Text, in dem auch der häufig gestellten Frage nach der Todesursache des Autors nachgegangen wird: „Nun beschäftigt auch die Öffentlichkeit ein Verdacht, den der ehemalige DDR-Dissident schon seit Ausbruch der Krankheit 1994 gegenüber Freunden und seiner Ärztin formulierte: Dass diese Erkrankung „nicht gottgewollt, sondern menschengemacht“ gewesen sei. […] Beweisen konnte Fuchs seinen Verdacht nicht, völlig ausschließen will ihn aber bisher nie­mand, der sich seit 1989 mit der Aufarbeitung des Stasi-Erbes be­schäftigt“.[109]

Helga Hirsch, die nach dem Mauerfall einige Jahre in Polen als ZEIT-Korrespondentin tätig war, porträtierte anschaulich den Werdegang des Diktaturkritikers und schilderte dem polnischem Publikum Gründe für seinen harten Kampf um die „richtige“ Aufarbeitung des Stasi-Erbes: „Jürgen Fuchs – er sagte es offen bei einer Anhörung über das SED-Regime 1994 im Berliner Reichstag – war über den Umgang mit der Vergangenheit im wiedervereinten demokratischen Deutschland zunehmend enttäuscht und verbittert. […] Wie früher in der DDR fühlte er sich im Recht, doch wie früher stand er auf der Seite der Verlierer. Zunehmend trot­zig suchte er Beweismaterial in den Stasi-Unterlagen: Sauereien suche ich, verschwundene Akten, Beweise… Ein Befreier will ich sein, ein Zellenaufschließer, ein Aktenöffner. Und ein Rächer? Ein Eindringling, ein Türöffner, ein zurückkehrender Häftling? Ihre Ausreden sollen zu Ende sein. Ich will zeigen, was innen los ist“.[110]

Dieses Zitat, zu finden in Magdalena auf Seite 131, liest sich wie ein künstlerisches Credo des Jürgen Fuchs, der seit seinem Dienstantritt in der BStU zahlreiche Beispiele für Untaten und Gewalt des SED-Regimes anführen konnte, womit er auf breites Interesse ebenfalls der ausländischen Wissenschaftler (vornehmlich Germanisten) stieß. Viele von ihnen waren beeindruckt von der dokumentarisch-literarischen Leistung des Autors,, dessen Veröffentlichungen in den 90er Jahren zum Thema Psychologie und Staatssicherheit[111] oftmals Ausgangspunkt für weitere Nachforschungen über die Unterdrückungsmechanismen des SED-Sicherheitsapparates und das unheilvolle Erbe der DDR-Gewaltherrschaft waren. In diesem Zusammenhang ist u.a. auf die wissenschaftlichen Arbeiten von Ewa Matkowska[112] (Polen), Anne-Marie Corbin-Schuffels[113], Sibylle Goepper[114] (Frankreich), Carol Anne Costabile-Heming[115] und Andrew Plowman[116] (USA) hinzuweisen, die sich in ihren Studien mit der zweiten deutschen Diktatur auseinandersetzten und dabei einerseits auf die von Jürgen Fuchs betriebene Aufklärung der Verbrechen des MfS, andererseits explizit auf seine literarischen Texte bezogen. Insbesondere bei Costabile-Heming, tätig an der University of North Texas, findet man etliche Bezüge zum Werk und dessen Analyse. In einer ihrer Studien bemerkt sie:

„Fuchs’s post-unification works are marked by? his commitment to opening the archives of his life.[…] While Fuchs continues his focus on factual evidence, this text [Magdalena – E.K.] abandons the more deliberate protocol style of the two earlier works […] Unlike earlier attempts at merging the Stasi files with autobiographical writing by Kunert and Loest, Fuchs’s Magdalena is not a linear, chronological story, because the time frames of the three parts overlap. Whereas in Gedächtnisprotokolle and Vernehmungsprotokolle Fuchs as author is the protagonist, in Magdalena, Fuchs is simultaneously the subject and the object: the first-person narrator shares Fuchs’s experiences, and as the narrator/Fuchs reads about himself in the files, he becomes objectified. Throughout the text, the narrator describes, reports, depicts, criticizes, and reflects. There is a polyphonic quality to the text, as multiple voices speak (his wife, Lilo; his daughter, Lili; friends and co-workers). Fuchs even creates an additional narrative voice for himself, the “Knaststimme” (slammer voice), which aids him in maintaining distance between himself and the evidence“. […]

Furthermore, Magdalena picks up where Vernehmungsprotokolle left off, when he was dropped off in West Berlin without any form of proof that anything had happened. Whereas Vernehmungsprotokolle was a masterpiece precisely because Fuchs was able to recall his experiences from memory, Magdalena provides the longed for evidence:

Als ich in den “Vernehmungsprotokollen” das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen schilderte, die Zellen, die Verhöre, die leisen Methoden der Quälerei von Gefangenen, das Widerstehen und die Augenblicke der Schwäche, des Zusammenbruchs, des Wieder-hoch-Rappelns, hatte ich kein einziges Dokument “von ihnen.” Keinen Aktenschnipsel, nur das eigene Erleben, nur die nackte, antastbare Erinnerung. Jetzt triumphiert das Besserwissen“.

[When I described the Stasi prison in Berlin Hohenschönhausen in “Vernehmungsprotokolle,” the cells, the interrogations, the quiet methods of tormenting the prisoners, the resistance and the moments of weakness, of collapse, of picking oneself up again, I didn’t have a single document “from them.” No scraps from a file, only my own experience, the naked, inviolable memory. Now knowing better triumphs].[117]

Magdalena bleibt bis heute ein vielzitiertes Buch. Es fand vielerorts Anerkennung, z.B. in Polen, wo eine der Rezensentinnen für seine „Aufnahme in den Pflichtlektürekanon für all diejenigen, die die ´Aktenöffnung´ in Zweifel ziehen“, plädierte[118]. Im Ausland – im Gegensatz zu Deutschland, wo Magdalena heftige Auseinandersetzungen erregte und von vielen Kritikern pauschal missbilligt wurde[119] – hat dieses Werk auf die Wahrnehmung des in vieler Hinsicht unabhängigen Autors nicht abgefärbt, vielmehr aufgezeigt, wie langwierig und schmerzhaft der Kampf um die Aufklärung der Verbrechen des Sicherheitsdienstes sein kann und was es bedeutet, als Schriftsteller die Wahrheit über den Stasi-Staat aufzeigen zu wollen, nach der „Diktaturanfälligkeit der deutschen Gesellschaft“ zu fragen und dabei „Vergleiche zwischen den beiden deutschen Diktaturen“ zu ziehen[120]. Marion Brandt, Professorin am Institut für Deutsche Philologie der Universität Gdańsk (Danzig), konstatiert in Bezug auf Jürgen Fuchs und Magdalena: „Indem er die Stasi-Verbrechen als Verbrechen der zweiten deutschen Diktatur bezeichnet, verleiht er den Versuchen, sie aufzuklären, eine zentrale Bedeutung für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts. Aus dieser historischen Perspektive stellt er auch die Frage nach möglichen Deformierungen und Gefährdungen der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland“.[121]

Brandt hat auch in ihren früheren Arbeiten, in denen die Reaktionen der Schriftsteller aus der DDR auf die Demokratisierungsversuche und -bewegungen in Polen (insbesondere die der Solidarność-Revolution in den Jahren 1980/81[122]) untersucht wurden, oft darauf hingewiesen, dass Jürgen Fuchs zu jener kleinen Gruppe der Intellektuellen gehörte, die sich Anfang 80er Jahre mit Polen solidarisierte und die damalige Ost- und Deutschlandpolitik der Regierung der BRD ignorierte. Zusammen mit anderen wenigen Literaten, die mit Polen sympathisierten (u.a. Heinrich Böll, Günter Grass, Hannes Schwenger, Peter Schneider, Hans-Christoph Buch, Utz Rachowski, Wolf Biermann, Helga M. Novak, Reiner Kunze, Siegfried Heinrichs), war Fuchs der Tatsache bewusst, dass die Schriftsteller den Auftrag haben, Distanz zur Macht zu halten, unabhängig von ihr „und vom medialen Mainstream ihre Stimme zu erheben. Sie können politische Entscheidungen aus der Distanz beurteilen und die Konflikte zwischen macht, Realpolitik und Moral beim Namen nennen. […] Die meisten von ihnen hofften, dass es durch Solidarność zu einer Demokratisierung im gesamten sozialistischen Lager kommen würde. Einige wenige dagegen sahen in der Entstehung der freien Gewerkschaft bereits damals den Anfang vom Ende des sozialistischen Staatensystems“.[123]

Einer von ihnen war Jürgen Fuchs, der „In vielem, was er tat“ sich „vom Ethos der Solidarität leiten“ ließ: „bei seiner Hilfe für Polen, seiner Vermittlung zwischen deutschen und polnischen Intellektuellen“[124], bei Unterstützung polnischer Emigranten in West-Berlin und Oppositioneller in Polen (u.a. mit Geld- und Sachspenden). In seinen Texten setzte er sich für die „polnische Revolution“ ein, machte aufmerksam auf den mutigen Kampf um „Brot und Freiheit“ und „Leben ohne Angst“ aber „gegen Lüge und Trickserei“[125]. Dabei kritisierte er die Gleichgültigkeit der westdeutschen Linken und der Friedensbewegung zu Solidarność und versuchte, den westdeutschen Intellektuellen, die ihn für „Querulanten“ und „Störenfried“ hielten[126], die Augen für die Opposition in den sozialistischen Staaten zu öffnen:

„Ich gehöre zu denen, die sich nicht damit abfinden können, daß das Wort Sozialismus zu einer Lüge, einer Verhöhnung wurde. Dieses Wort gehört nicht denen, die wie schlechtgelaunte Fürsten im Namen des Volkes über das eigene Volk herrschen und ihren Staat zunehmend in einen Kasernenhof verwandeln. Es gehört nicht dieser neuen Rechten. Den Aufsässigen, den Verfolgten, die in Polen und Südamerika um ihre Rechte kämpfen, denen, die wirklichen Frieden wollen ohne Raketen, ohne Panzer, ohne Gefängnisse, ohne Lager, denen gehört es“.[127]

Vom politischen Engagement und von der schriftstellerischen Leistung von Jürgen Fuchs fühlten sich nicht nur Wissenschaftler angesprochen. 2002 fanden zahlreiche Auszüge aus Gedächtnisprotokolle und Vernehmungsprotokolle Eingang in den deutsch-belgischen Dokumentarfilm La décomposition de l’âme (Zersetzung der Seele)[128], gedreht am historischen Ort – im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Nina Toussaint und Massimo Iannetta (Drehbuch und Regie) schildern darin Erinnerungen von zwei ehemaligen Häftlingen, die als Zeitzeugen ihre Geschichten erzählen und Methoden der „operativen Psychologie“ des MfS erklären, darunter Verhörtechniken, Mechanismen von Belohnung, Bestrafung, Drohung und Erpressung. Dabei begegnen sie den Texten von Jürgen Fuchs, der in seinem frühen Werk Hohenschönhausen als einen Ort systematischer seelischer Zerstörung und Zersetzung durch die DDR-Staatssicherheit literarisch darzustellen wusste: „Es hat immer welche gegeben, die sagen, mit Gewalt sind Menschen nicht zu ändern. Aber sie sagen: Dass Menschen mit Gewalt nicht zu ändern sind, ist nicht gesagt, denn wir beherrschen unser Handwerk und haben viel Zeit“.[129]

Das Schicksal von Jürgen Fuchs und seine literarische Auseinandersetzung mit der totalitären Staatsmacht inspirierte Mikoláš Chadima, eine CD zum Gedenken an den verstorbenen Freund aufzunehmen. Ende November 1989 begegneten sich beide Künstler persönlich in West-Berlin – schon damals plante der Prager Rockmusiker die Lyrik von Fuchs weiter musikalisch zu interpretieren, was jedoch erst 2002 passierte. Im Booklet der CD schildert Chadima seine Beweggründe: „…ich halte diese ganze Arbeit wirklich für einen Dienst am Menschen, der mir sehr sympathisch war, ja der mir sozial nahestand“. Das Album Tagesnotizen, herausgegeben im Label Black Point Music, enthält insgesamt acht (teilweise neu vertonte) auf Deutsch gesungene Fuchs-Gedichte aus Tagesnotizen und Pappkameraden, die der Lyriker Ivan Wernisch ins Tschechische übertrug: „aus alter Verbundenheit mit Jürgen Fuchs, die aus totalitären Zeiten herrührt“.[130]

Jene Verbundenheit mit dem verstorbenen Autor kam nach 1999 noch mehrmals zum Ausdruck – 2007 initiierte Ryszard Krynicki die Veröffentlichung der von ihm in den 80er Jahren übersetzten Gedichte in der Wochenzeitung Tygodnik powszechny[131]; 2014 widmete der Pariser Germanist Jean-Pierre Hammer dem „Dichter und Rebell“ Jürgen Fuchs ein Kapitel in seinem Buch Es war einmal die DDR[132]; 2015 erschien der Gedichtband Miss Zuki czyli Ameryka jest całkiem blisko [Miss Suki oder Amerika ist nicht weit[133]] von Utz Rachowski, für den der herausragende Lyriker Adam Zagajewski das Vorwort schrieb und darin an die Generation der ausgebürgerten DDR-Schriftsteller, die aus politischen Gründen ausgebürgert wurden und des Öfteren dem Politischen weiter folgten, den Namen Jürgen Fuchs vergab. Zagajewski meinte damit eine Generation, die „die Literatur nicht nur mit einem leeren Blatt auf dem Schreibtisch und nicht nur mit Rezensionen, Preisverleihungen, Ambitionen, Neid und Aufenthalten in eleganten „Häusern der kreativen Arbeit“ assoziierte, sondern durchaus auch mit dem Risiko, das die Herausforderung an das politische System mit sich brachte. Die damals jungen Dichter und Schriftsteller der DDR, eines Staates, der nicht mehr existiert, riskierten viel mehr als ihre polnischen Kollegen. […] Jürgen Fuchs zahlte mit seinem Leben für den Konflikt mit dem bereits verschwundenen Staat“.[134]

Und 2016 kam es in Polen, zum ersten Mal außerhalb des deutschsprachigen Raumes, zur Veranstaltung der wissenschaftlichen Konferenz Jürgen Fuchs: „Sagen was ist“. Diktatur als grenzüberschreitende Erinnerungslandschaft[135]. Den Eröffnungsvortrag hielt der langjährige Freund des Schriftstellers Utz Rachowski, der auf eine paradoxe Tatsache aufmerksam machte: Jürgen Fuchs war nie in Polen und ist hierzulande ungeheuer präsent. In Breslau, wo in Fachvorträgen und Diskussionen über die Wirkung des literarischen Œuvres von Jürgen Fuchs und seine Wahrnehmung reflektiert wurde, konnte sich das internationale Gremium von der Richtigkeit dieser Feststellung überzeugen. Denn in Ostmitteleuropa gilt Jürgen Fuchs seit vielen Jahren nicht nur als wichtiger Autor, sondern als Vermittler von Literatur, Wegbereiter des intellektuellen Austausches und Brückenschlager zwischen den unterdrückten Völkern.

 

VI. Fazit

Seit über 40 Jahren – angefangen vom Frühjahr 1977, als in der alten Bundesrepublik Gedächtnisprotokolle erschienen sind – steht das literarische Werk von Jürgen Fuchs nicht nur deutschsprachigen Lesern zur Verfügung. Innerhalb dieser Zeit wurden seine Lyrik und Prosa in viele Sprachen übersetzt und auf fast allen Kontinenten rezipiert[136]. Es ist daher schwer zu erkennen, welcher seiner Romane, Essay- bzw. Gedichtbände heutzutage das größte Ansehen genießt. Die Meinungen dazu variieren, selbst im heutigen Deutschland. Eine tiefe Spur haben zweifellos seine mit Emotionen geladenen Gedichte hinterlassen, in denen die poetische Sprache des Jürgen Fuchs zum Vorschein kommt; darüber hinaus sein Lebensthema Haft und Stasi, dargestellt in Magdalena, zurecht als „eines der gewagten Experimente in der neueren Literatur“[137] bezeichnet.

Zwar ist Jürgen Fuchs nicht der einzige deutschsprachige Autor, der sich mit schmerzlichen Erfahrungen und „schmutzigen“ Themen des 20. Jh. beschäftigte, aber einer der wenigen, der sich so sprachmächtig und unerbittlich mit Mechanismen eines totalitär verfassten Staates und Tabus eines „Ländchens mit drei Großbuchstaben […], zwei gleichen und einem anderen im Alphabet“[138] auseinandersetzte. Dies weiß man im Ausland überall dort zu schätzen, wo der Schriftsteller wahrgenommen werden konnte, zumal seine Forderung nach einer freien, rigorosen Literatur, die keine Rücksicht nimmt (auch auf Landsleute), nach wie vor aktuell ist. Es bleibt zu hoffen, dass seine Bücher eines Tages als Werkausgabe erscheinen und in weitere Fremdsprachen übersetzt werden, besonders da dem nicht deutschsprachigen Publikum bisher nur ein kleiner Teil seines lyrischen und prosaischen Werks bekannt ist. Seine Popularisierung würde auch eine andere „Konjunktur“ in Deutschland begünstigen, wo man es bis heute nicht schaffte, Fuchs´ Bücher in Lehrprogramme aufzunehmen und in den Schulen als Lektüre zu empfehlen (die Ausnahme bildet der Freistaat Thüringen, wo seit 2001 der Gedichtband Schriftprobe als Lesestoff für die Klassenstufen 9-12 empfohlen wird).

Am 9. Mai 2019 jährt sich sein Todestag zum 20. Mal. In den vergangenen Jahren schien Jürgen Fuchs eine Herausforderung zu sein, ebenfalls für die Germanisten. Aber wie der vorliegende Aufsatz zeigt, fanden bisher einige von ihnen genügend Argumente im Schaffen des Jürgen Fuchs, die die Dominanz des Politischen gegenüber dem Literarischen in den Hintergrund drängen und deutlich aufzeigen, dass die Beschäftigung mit dem Schriftsteller nicht unbedingt im Zeichen der geschichtlich-politischen Aufarbeitung der DDR-Zeit stehen muss. Damit Fuchs „neu“ gelesen wird, bleibt – so meine These – mithilfe des komparatistischen Ansatzes zu versuchen, sein Werk aus einer anderen Perspektive und zwar einer grenzüberschreitenden Vergleichsperspektive zu betrachten, die es auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit Literatur verschiedener Kulturen untersucht[139]. Dann lässt sich vielleicht die Eigenart des Schreibens von Jürgen Fuchs neu entdecken und diese vor dem Hintergrund z.B. der osteuropäischen Literatur (auch im Exil und Untergrund) reflektieren. Eins ist aber schon jetzt sicher: die Facetten und Sprache der Diktatur sind in vielen Teilen der Welt ähnlich, die Machttechniken wandeln sich, aber die Opfer bleiben dieselben.

 

Notes

[1] Udo Scheer, Gegen die Feigheit, „Rheinischer Merkur“, 07.05.2009.

[2] 2009 erschien zum 10. Todestag von Jürgen Fuchs die erste Neuauflage als Hardcover-Ausgabe mit Foto-Beigaben. Vgl. Jürgen Fuchs, Vernehmungsprotokolle (Mit Fotos von Tim Deussen und einem Vorwort von Hubertus Knabe), Berlin 2009.

[3] www.jaron-buchshop.de/epages/62119018.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/62119018/Products/9783897738386 (abgerufen am 23.05.2018).

[4] Ebenda, S. 54.

[5] In der DDR sind nur wenige Texte von Jürgen Fuchs erschienen. Bis zu seiner Ausbürgerung am 26.08.1977 konnte er insgesamt eine Stellungnahme in der von Andreas Reimann ausgelösten Lyrik-Debatte (vgl. Diskussion. Die neuen Leiden der jungen Lyrik, „Sinn und Form“, Heft 5, 1974, S. 1091-1093) sowie 26 Gedichte in unterschiedlichen DDR-Anthologien veröffentlichen. Vgl. Poesiealbum. Sonderheft Poetenseminar 1971 (Hg. Hannes Würtz), Berlin 1971, S. 10; Offene Fenster 3. Schülergedichte (Hg. Edwin und Margret Kratschmer), Berlin 1972, S. 82; Offene Fenster. Schülergedichte, Bd. 4 (Hg. Edwin und Margret Kratschmer und Hannes Würtz), Berlin 1973, S. 60ff, 76ff, 126, 131, 132, 135, 160; Treffpunkt Klub, Heft 4, Gera 1974, S. 10; Auswahl 74. Neue Lyrik – Neue Namen (Hg. Bernd Jentzsch u.a.), Berlin 1974, S. 60ff.

[6] Nach der öffentlichen Veranstaltung in der Galerie „Die Gucke“ in Bad Köstritz (zusammen mit Gerulf Pannach und Bettina Wegner) am 7. Februar 1975 wurde Jürgen Fuchs mit Auftritts- und Publikationsverbot belegt. Seitdem ist kein literarischer Text von ihm in der DDR erschienen. Erst 1989 wurde in der Samisdat-Zeitschrift „1. Mose 2,25“ das Kurzprosastück „Die Vorladung“ aus Gedächtnisprotokolle abgedruckt. Erwähnenswert ist auch die einzige Besprechung seines Romans Das Ende einer Feigheit, die je in der DDR veröffentlicht wurde. Vgl. Peter Böthig, Schwarzer Hammer, roter Zirkel, goldener Drehpunkt?, „Ariadnefabrik“, Nr. II/1989, S. 60-64.

[7] Vgl. Udo Scheer, Frei sein von allen Zwängen des Denkens und Sprechens. Literarische Opposition und politische Exmatrikulation von Jürgen Fuchs. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 360-392; ders., So zeigt sich der Staat nackt. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 143-152.

[8] Andreas Schmidt, Unruhiges Refugium. Als Jürgen Fuchs bei Robert Havemann wohnte. In: Annäherungen an Robert Havemann. Biographische Studien und Dokumente (Hg. Bernd Florath), Göttingen 2016, S. 193. Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Nr. 38/1976, S. 28) veröffentlichte folgende Texte von Jürgen Fuchs: Das Interesse, Die Wende, Die Vorladung, 1968, Die rote Fahne, Für S.F.

[9] Während der Sendung wurden folgende Texte von Jürgen Fuchs vorgelesen. Der Auftakt, Das Fenster, Das Kind, Der Schrei, Der Frieden, Die Verwandlung, Die Vorladung und Der Unterricht.

[10] BStU, MfS, AS 205/83, Nr. 7717/76, Bl. 17.

[11] Vgl. Jürgen Fuchs, „Ihnen imponiert wohl, was sich dieser Biermann traut“, „Westfälische Rundschau“, Nr. 260, 19.11.1976.

[12] Jürgen Fuchs, „Ihnen imponiert wohl, was sich dieser Biermann traut?“. In: Thomas Rotschild (Hg.), Wolf Biermann. Liedermacher und Sozialist, Reinbek 1976, S. 167.

[13] Vgl. u.a.: Das Erwachen, „Frankfurter Rundschau“, 23.11.1976; An der Universität, „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“, 28.11.1976; Es wird Zeit, daß Sie Farbe bekennen, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, 27.11.1976; „…die führende Klasse und basta“, „Der Spiegel“, Nr. 49, 29.11.1976; Anfälle von Angst, „Die Zeit“, 3.12.1976; Der Stuhl „Stuttgarter Zeitung“, 11.12.1976.

[14] Andreas W. Mytze, Der Fall Jürgen Fuchs. Ein Text aus dem Jahre 1977. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 431.

[15] Vgl. Hannes Schwenger, Das Schutzkomitee Freiheit und Sozialismus in Selbstzeugnissen, Do­kumenten, Briefen und im Zerrspiegel der MfS-Akten, europäische ideen“, Sonderheft 1995, S. 1-5.

[16] Manfred Wilke, Das Schutzkomitee Freiheit und Sozialismus. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit.   

    Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 420.

[17] Vgl. Inhaftierter Dichter Fuchs erhält den Nizza-Preis, „Die Welt“, 9.05.1977.

[18] Vgl. Five E-German dissidents emigrate to West, „The Times“, 29.08.1977, S. 4.

[19] Klaus Michael, Künstlerische Autonomie und politisches Handeln. Jürgen Fuchs und die literarischen Szenen Ostdeutschlands. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 194.

[20] Jürgen Fuchs, Gedächtnisprotokolle. Mit Liedern von Gerulf Pannach und einem Vorwort von Wolf Biermann, Reinbek 1977, S. 37.

[21] Klaus Michael, Künstlerische Autonomie und politisches Handeln…a.a.O., s. 200-201.

[22] Ebenda, S. 195. Der Schriftprobe-Zyklus – geschrieben im Frühjahr 1972, als Jürgen Fuchs an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Psychologie studierte – umfasste ursprünglich 27 Texte, von denen 1973 in der Anthologie Offene Fenster 4 nur 11 veröffentlicht werden konnten. Der vollständige Zyklus wurde von Edwin Kratschmer kurz nach dem Tod des Schriftstellers vorgelegt. Vgl. Edwin und Margret Kratschmer, Hannes Würtz (Hg.), Offene Fenster 4. Schülergedichte, Berlin 1973; Jürgen Fuchs, Schriftprobe. Frühe Gedichte, Weimar 2000 und 2001.

[23] Lutz Rathenow, Grenzüberschreitendes Handeln und Schreiben von Jürgen Fuchs. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 54.

[24] www.deutschlandfunkkultur.de/konstrukt-des-unerhoerten.1270.de.html?dram:article_id=191162Konstrukt des Unerhörten (abgerufen am 23.05.2018).

[25] Udo Scheer, So zeigt sich der Staat nackt. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 167.

[26] Jürgen Fuchs, Das Erschrecken über die eigene Sprache. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Jahrbuch 1983, Heidelberg 1983, S. 44.

[27] Vgl. Roland Jahn, Wir Angepassten. Überleben in der DDR, München 2014, S. 153.

[28] Wolfgang Templin, Jürgen Fuchs – Wegstationen. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 87.

[29] Wolfgang Templin, Jürgen Fuchs – erneute Annäherungen. Vom Umgang mit Schuld in der Diktatur. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 167.

[30] Roland Jahn, Sein Lächeln bleibt. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 58.

[31] Ebenda, S. 59.

[32] Doris Liebermann, Landschaften der Lüge. Gespräch mit Jürgen Fuchs. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 33.

[33] www.deutschlandfunkkultur.de/konstrukt-des-unerhoerten.1270.de.html?dram:article_id=191162Konstrukt des Unerhörten (abgerufen am 13.06.2018).

[34] Jürgen Fuchs, Vernehmungsprotokolle. November ’76 bis September ‘77, Berlin 2009, S. 106.

[35] Ulrich Schacht, Wort-Wege durch Deutsch- und Konsumland. Über Jürgen Fuchs, in: ders., Gewissen ist Macht,   München 1991, S. 212.

[36] Vgl. Udo Scheer, Jürgen Fuchs. Ein literarischer Weg in die Opposition, Berlin 2007, S. 182-183.

[37] Dagmar Siegmann, „Wir sind gefährdet, wenn wir Geld machen“, „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, 2.02.1981.

[38] Burkhard Meier-Grolman, „Der ist ja nicht unsympathisch“, „Südwest-Presse“, 21.10.1978.

[39] Vgl. Jürgen Fuchs, Du sollst zerbrechen!, „Der Spiegel“, Nr. 43-47/1977.

[40] Udo Scheer, Jürgen Fuchs…a.a.O., S 216.

[41] August Graf Kageneck, „Vielleicht sind wir wirklich Spinner“, „Die Welt“, 3.06.1978, S. 15.

[42] Vgl. Jürgen Fuchs, Souvenirs d’interrogatoires (édité par Robert Simon), Gallimard, Paris 1978; ders., Procès-verbal d’un duel (autres contributions de Armand-Georges Kermisch), Flammarion, Paris 1979.

[43] Vgl. Udo Scheer, Jürgen Fuchs…a.a.O., S. 217.

[44] Jürgen Fuchs, Tagesnotizen. Gedichte, Reinbek 1979, S. 66-67.

[45] Das Zitat wurde dem Buchumschlag von Pappkameraden (Rowohlt Verlag, 1981) entnommen.

[46] Vgl. Die großen Worte und andere Gedichte. In: „Dimension. Contemporary German Arts and Letters“, Vol. 14, 1981, S. 186-191.

[47] Vgl. „Przekazy“, Nr. 3/1982.

[48] Vgl. „Przekazy“, Nr. 10/1982.

[49] Jürgen Fuchs, Tagesnotizen…a.a.O., S. 11.

[50] Jürgen Fuchs, The big words (übersetzt von John Whiton). In: „Dimension. Contemporary German Arts and Letters“, Volume 14, 1981, S. 187.

[51] Jürgen Fuchs, Wielkie słowa (übersetzt von Ryszard Krynicki). In: „Bez Debitu“, Nr. 1(2), 1984/85, S. 58.

[52] Vgl. Jürgen Fuchs. In: Mitch Cohen, Berlin: contemporary writing in East and West, Bandana Press, Santa Barbara 1983, S. 292-301.

[53] In der Übersetzung von Mitch Cohen erschienen u.a.: Die Wende (The Turning Point), Das Kind (The Child), Das ist übertrieben (That is exaggerated), Das glaube ich nicht (I don´t belive that), Aber ich hab doch seine Lieder (9/1/78), Immer sehe ich dich im Gefängnis (Always I see you in prison).

[54] Vgl. www.thegsa.org

[55] Vgl. Jürgen Fuchs, Pappkameraden. Gedichte, Reinbek 1981; ders. Fassonschnitt, Reinbek 1984.

[56] Vgl. Jürgen Fuchs: Kunst und Kompromiß, „Frankfurter Rundschau“, 06.03.1984.

[57] Jay Rosellini, Die Schriften des Jürgen Fuchs. Betrachtungen eines Poli­tischen, „German Studies Review“, Vol. 9, No. 2, May 1986, S. 402.

[58] Jürgen Fuchs,  Poesie und Zersetzung: Erste Vorlesung in der Reihe Literatur zur Beförderung der Humanität (hrsg. von E. Kratschmer und U. Zwiener), Jena 1993, S. 14.

[59] Günther Rüther, Literatur und Politik. Ein deutsches Verhängnis?, Göttingen 2013, S. 104.

[60] Adam Zagajewski, Berlin, Anfang der 80er Jahre. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 46.

[61] Lutz Rathenow, Grenzüberschreitendes Handeln und Schreiben…a.a.O., S. 55.

[62] Wolfgang Templin, Jürgen Fuchs – erneute Annäherungen…a.a.O., S. 170.

[63] Vgl. Jürgen Fuchs, Landschaften der Lüge. Jürgen Fuchs über Schriftsteller im Stasi-Netz, „Der Spiegel“, Nr. 47–51/1991.

[64] Dazu schrieb Doris Liebermann: „Nach der „Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR“, […] hatte Fuchs Einreiseverbot in den Arbeiter- und Bauern-Staat. Die Einreisesperre war von Anfang an bis 12/99 festgelegt worden.[…] Einreisesperre in die DDR bedeutete auch ein Verbot, die Transitstrecken in die sogenannten Drittländer Polen und Tschechoslowakei zu benutzen. Im Mai 1982 wurde außerdem ein Haftbefehl wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“ und „staatsfeindlicher Hetze“ sowie ein „Fahndungsersuchen Festnahme“ gegen ihn ausgestellt. Hätte er auch nur ein einziges Mal die Transitstrecken ins Bundesgebiet benutzt, hätte er nur eine Reise ins östliche Europa unternommen, wäre er sofort wieder verhaftet worden“. Vgl. Doris Liebermann, „Was soll ich tun“. Jürgen Fuchs, 1968 und das östliche Europa, „Osteuropa“, Heft 7, 2008, S. 102.

[65] Ebenda, S. 96, 102.

[66] Ebenda, S. 103.

[67] Krzysztof Okoński, Diagnosen nach dem Kollaps. Zum literaturhistorischen Standort von Jürgen Fuchs im unabhängigen polnischen Literaturumlauf. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 94.

[68] Vgl. Halina Zarychta, Napady strachu, „Wiadomości”, Nr. 12/1977, 27.03.1977.

[69] Vgl. Krzysztof Okoński, Diagnosen nach dem Kollaps…a.a.O., s. 102, Fußnoten 21-26.

[70] Vgl. Ryszard Krynicki, Ein Gedicht für Jürgen Fuchs. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 113-115.

[71] Marion Brandt, Für eure und unsere Freiheit? Der Polnische Oktober und die Solidarność-Revolution in der Wahrnehmung von Schriftstellern aus der DDR. Berlin 2002, S. 484.

[72] Ebenda. Vgl. Po dwóch stronach muru, „Krytyka”, Nr. 25, 1987, S. 197-213. Eine gekürzte deutsche Fassung des Gespräch veröffentlichte das Informationsbulletin „Solidarność”, Nr. 57, 1988, S. 32-46.

[73] Josef Rauvolf, Jürgen Fuchs und die Tschechoslowakische Sozialistische Republik. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 121.

[74] Vgl. Ebenda, S. 121-123.

[75] Doris Liebermann, „Was soll ich tun“…a.a.O., S. 104-105.

[76] Jürgen Fuchs, Tagesnotizen…a.a.O., S. 10, 20, 23.

[77] Jürgen Fuchs, Jetzt bin ich raus, Das Schlimme ist nicht. In: „Revolver revue“, Nr. 97, 2014, S. 193 (übersetzt von Josef Rauvolf).

[78] Josef Rauvolf, Jürgen Fuchs und die Tschechoslowakische Sozialistische Republik…a.a.O., S. 123.

[79] Helmuth Frauendorfer, Der rumänische Fuchs. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 67.

[80] Ebenda, S. 68.

[81] György Dalos, Umwege der Freiheit. Dissidentenkontakte 1970–1989. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017,  S. 60.

[82] György Dalos, Der moralische Rebell. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 109.

[83] Das Zitat wurde dem Buchumschlag von „Magdalena“ entnommen.

[84] Antje Janssen-Zimmermann, Eintrag “Fuchs, Jürgen” in Munzinger Online/KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Vgl. www.munzinger.de/document/16000000165 (abgerufen am 29.07.2018).

[85] Edwin Kratschmer, Versus Diktatur. Texte zu Jürgen Fuchs, Unterwellenborn 2001, S. 19.

[86] Vgl. Jürgen Fuchs, Magdalena. MfS, Memfisblues, Stasi, Die Firma, VEB Horch & Gauck – ein Roman, Reinbek 1998.

[87] Jürgen Fuchs, Landschaften der Lüge, „Der Spiegel“, Nr. 47/1991, S. 284.

[88] Jürgen Fuchs, Jürgen: Der Abschied von der Diktatur. In. Aktenkundig (Hg. Hans Joachim Schädlich), Berlin 1992, S. 20-21.

[89] Richard A. Zipser, Literary Censorship in the German Democratic Republic. Part Two: The Authors speak. In: „The Germanic Review“, Vol. LXV, Number 3, 1990, S. 121-122.

[90] Vgl. Jürgen Fuchs, Landschaften der Lüge, „Der Spiegel“, Nr.47–51/1991; Jürgen Fuchs, Gerhard Hieke, Dummgeschult? Ein Schüler und sein Lehrer, Berlin 1992; Jürgen Fuchs, Poesie und Zersetzung: Erste Vorlesung in der Reihe „Literatur zur Beförderung der Humanität“ (Hg. Edwin Kratschmer und Urlich Zwiener), Jena 1993; Jürgen Fuchs, Unter Nutzung der Angst. Die „leise“ Form des Terrors – Zersetzungsmaßnahmen des MfS. Berlin 1994 (Reihe „BF informiert“, Heft 2/1994); Klaus Behnke, Jürgen Fuchs (Hg.): Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Stasi, Hamburg 1995 (Neuauflage: Leipzig, 2010).

[91] Vgl. Elsbeth Zylla, Jürgen Fuchs und die Kölner Heinrich-Böll-Stiftung. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 271.

[92] Vgl. Doris Liebermann, Jürgen Fuchs, Vlasta Wallat (Hg.): Dissidenten, Präsidenten und Gemüsehändler. Tschechische und ostdeutsche Dissidenten 1968–1998, Essen 1998.

[93] Vgl. Ingrid De Kok, The Fault Lines Initiative: Inquiries into Truth and Reconciliation, In: West Coast Line”, 20 (30/2), 1996, S. 107-110.

[94] Vgl. Anette Horn, Von keinem Diskurs beherrscht. Das Gedicht „Nicht Alle“ von Jürgen Fuchs. In: „Acta Germanica“, Nr. 26/27, 1998/1999, S. 95-106; Peter Horn, Über die ideologischen und militärischen Schützengräben hinweg. Jürgen Fuchs´ Gedächtnisprotokolle. In: „Acta Germanica“, Nr. 26/27, 1998/1999, S. 83-93; Anette Horn, An End to Conformity: Jürgen Fuchs´ Experience oft the Army in Fassonschnitt (Crewcut) and Das Ende einer Feigheit (An End to Cowardice). In: Modern Europe: Histories and Identities (Eds. Peter Monteath, Fredric Zuckerman), Adelaide 1998, S. 291-298; Peter Horn, „On the first floor an uncharitable voice was saying something apparently unquestionable“ – The Experience of School in the GDR. In: Modern Europe: Histories and Identities (Eds. Peter Monteath, Fredric Zuckerman), Adelaide 1998, S. 299-309.

[95] Anette Horn, An End to Conformity…a.a.O. S. 296.

[96] Jürgen Fuchs, Das Ende einer Feigheit, Reinbek 1988, S. 110-111.

[97] Anette Horn, Von keinem Diskurs beherrscht…a.a.O., S. 103.

[98] Vgl. BStU, MfS, AU 11554/78, Bd. 5, Bl. 23.

[99] Udo Scheer, Jürgen Fuchs…a.a.O., S. 343.

[100] Vgl. Ebenda, S. 358-368.

[101] Vgl. Jürgen Fuchs, Magdalena…a.a.O., S. 409-411.

[102] Das Zitat entstammt einer E-Mail von Wolfgang Müller an Jürgen Fuchs vom 2.05.1997.

[103] E-Mail von Wolfgang Müller an Ernest Kuczyński vom 7.05.2018.

[104] Das Zitat entstammt einer E-Mail von Jürgen Fuchs an Wolfgang Müller vom 4.05.1997.

[105] Vgl. Edwin Kratschmer (Hg.), Literatur + Diktatur, Jena 1997; Wolfgang Müller, Tagungsbericht in der online-Zeitschrift „Glossen“: http://www2.dickinson.edu/glossen/heft4/tagung.html

[106] http://www2.dickinson.edu/glossen/heft5/fuchs.html (abgerufen am 31.07.2018).

[107] In diesem Beruf war Fuchs tätig seit 1980 in „Treffpunkt Waldstraße“. Vgl. Christa Moog, Das Projekt „Waldstraße“. Jürgen Fuchs und die Betreuung von Problemkindern. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 474-488.

[108] Vgl. „Zeszyty Literackie”, Nr. 17/1987 (S. 23-24) sowie Nr. 67/1999 (S. 184).

[109] Helga Hirsch, Niewyrozumiały pośród sprawiedliwych, „Tygodnik Powszechny“, Nr. 30, 25.07.1999, S. 7. Das Zitat wurde der deutschen Fassung entnommen: Helga Hirsch, Der Unnachsichtige unter den Aufrechten. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 50.

[110] Ebenda, S. 54.

[111] Vgl. Jürgen Fuchs, „… und wann kommt der Hammer?“ – Psychologie, Opposition und Staatssicherheit, Berlin 1990; Klaus Behnke, Jürgen Fuchs (Hg.): Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Stasi, Hamburg 1995 (Neuauflage: Leipzig, 2010).

[112] Ewa Matkowska, Syndrom ofiar Stasi. Metody destrukcji stosowane w więziennictwie NRD, „Arcana”, Nr. 4-5/2002, S. 165-172; dies. System. Obywatel NRD pod nadzorem tajnych służb, Kraków 2003, S. 128-141; dies., Anschaulichkeit in der Lyrik von Jürgen Fuchs.Tagesnotizen (1979). In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017,  S. 213-222.

[113] Vgl. Anne-Marie Corbin-Schuffels, Images de la Stasi et travail de mémoire. In: L’opinion publique dans les pays de langue allemande (hrsg. von André Combes, Françoise Knapper), Paris 2006, S. 299-309; dies., Présentation, „Germanica“, Nr. 25/1999 (http://germanica.revues.org/2325).

[114] Sibylle Goepper, Jürgen Fuchs: écrivain et homme d’action – une incarnation est-allemande de l’intellectuel ‹à la française›. In: „Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande“, Nr. 46 (2014), 2 (Intellectuels et politique en Allemagne), S. 393-408.

[115] Vgl. Carol Anne Costabile-Heming, Jürgen Fuchs. Documenting Life, Death and the Stasi. In: German Writers and the Politics of Culture. Dealing with the Stasi (hrsg. von Paul Cooke und Andrew Plowman), New York 2003, S. 213–226; dies.: Preserving the Self: Constructs of Memory and Biography in the Works of Jürgen Fuchs. In: „Edinburgh German Yearbook”, Vol. 9 (2015), S. 163-177;

[116] Andrew Plowman, „Eine Armee wie jede andere auch“? Writers and Filmakres Remember the Nationale Volksarmee. In: Twenty Years On. Competing Memories oft the GDR in Postunification German Culture (hrsg. von Renate Rechtien, Dennis Tate), New York, S. 114-125.

[117] Carol Anne Costabile-Heming, Preserving the Self…a.a.O., S. 170-171, 172-173.

[118] Vgl. Rezension von „Magdalena“ in „Więź“, Nr. 7 (513), 2001, S. 190 (eigene Übersetzung).

[119] Vgl. Udo Scheer, Jürgen Fuchs…a.a.O., S. 329-342.

[120] Vgl. Marion Brandt, Die Aufarbeitung der Verbrechen der Staatssicherheit in den Romanen Magdalena (1999) von Jürgen Fuchs und Czas niedokonany (2011) von Bronisław Wildstein. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017,  S. 231.

[121] Ebenda

[122] Vgl. Marion Brandt, Für eure und unsere Freiheit? Der Polnische Oktober und die Solidarność-Revolution in der Wahrnehmung von Schriftstellern aus der DDR, Berlin 2002.

[123] Marion Brandt (Hg.), Fortschritt, unverhofft. Deutschsprachige Schriftsteller und die Solidarność – eine Anthologie, Osnabrück 2016, S. 9-10.

[124] Marion Brandt, Für eure und unsere Freiheit…a.a.O., S. 519.

[125] Vgl. Jürgen Fuchs, Einmischung in eigene Angelegenheiten. Gegen Krieg und verlogenen Frieden, Reinbek 1984, S. 51, 113.

[126] Vgl. Marko Martin, Utopia ist hier. Zwischen Skepsis, Neugier und Engagement: Jürgen Fuchs? Leben und Schreiben in West-Berlin. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017,  S. 73.85.

[127] Jürgen Fuchs, Einmischung in eigene Angelegenheiten…a.a.O., S. 22.

[128] Der Film La décomposition de l’âme (81 Min.) ist abrufbar unter: www.youtube.com/watch?v=i6Coo00zV0A

[129] https://vimeo.com/ondemand/zersetzungderseele (abgerufen am 4.08.2018).

[130] Doris Liebermann, „Was soll ich tun“…a.a.O., S. 106.

[131] Vgl. Jürgen Fuchs (1950-1999). Wiersze, „Tygodnik Powszechny”, Nr. 18/2007, S. 19.

[132] Vgl. Jean-Pierre Hammer, Es war einmal die DDR, Berlin 2014, S. 228-239.

[133] Vgl. Utz Rachowski, Miss Zuki czyli Ameryka jest całkiem blisko! Wiersze wokół pewnego psa, Wrocław 2015.

[134] Ebenda, S. 7. Die deutsche Fassung des Zitats stammt aus: Utz Rachowski, Jürgen Fuchs kommt nach Polen. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 27-28.

[135] Nach der Konferenz in Breslau erschien in deutsch-polnischer Kooperation der Tagungsband Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017.

[136] Edwin Kratschmer, der sich als erster mit der Wirkung des literarischen Werks von Jürgen Fuchs beschäftigte, hat folgendes konstatiert: „Außerhalb Deutschlands wur­den Werke bzw. einzelne Texte von Jürgen Fuchs in neun Sprachen und zwölf Ländern veröffentlicht, und zwar in Australien, Dänemark, England, Frankreich, Italien, Korea, den Niederlanden, Polen, Schwe­den, Südafrika, Tschechien und in den USA“ (Vgl. Edwin Kratschmer, „Papier, wir haben Feinde“. In: Im Dialog mit der Wirklichkeit. Annäherungen an Leben und Werk von Jürgen Fuchs (Hg. Ernest Kuczyński), Halle 2014, S. 214.). Der Autor dieser Zeilen konnte im Zuge seiner Recherchen diese Angaben nicht bestätigen. Auch die Kontaktaufnahme mit Edwin Kratschmer war wegen seiner Erkrankung nicht möglich.

[137] Vgl. Udo Scheer, Jürgen Fuchs…a.a.O., S. 337.

[138] Jürgen Fuchs, Mildere Zeiten wären nicht schlecht, „Süddeutsche Zeitung“, 7/8.11.1987, S. 162.

[139] Einen Schritt in diese Richtung setzte bereits die Germanistin Marion Brandt. Vgl. Die Aufarbeitung der Verbrechen der Staatssicherheit in den Romanen Magdalena (1999) von Jürgen Fuchs und Czas niedokonany (2011) von Bronisław Wildstein. In: Sagen, was ist! Jürgen Fuchs zwischen Interpretation, Forschung und Kritik (Hg. Ernest Kuczyński), Dresden-Wrocław 2017, S. 223-234.

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