Dec 2020

II. Gedichte: Freudentanz

Freudentanz

 

Susanna Piontek, West Bloomfield, Michigan

 

 

Mit südamerikanischen Schritten wirble ich durchs Haus

zu den Gitarrenklängen von Baden Powell.

Es beginnt mit Tristeza und geht dann über

Canto de Ossanha zu meinem geliebten Casa Velha.

An dem Punkt hämmert mein aufgepeitschtes Herz,

ich spüre meine Muskeln und springe, trippele,

schwebe, schleife, stampfe und verrenke mich,

dass es nur so eine Freude ist.

Meine Gummibeine konnten bei dieser Musik

noch nie still bleiben, sie machen sich selbstständig,

sowie die ersten Takte erklingen.

Es ist wie ein Nachhausekommen,

wie Ying und Yang und Seligkeit.

Längst haben die Gipsy Kings übernommen;

weiter geht es von einem Zimmer ins nächste und zurück,

das ganze Haus eine bebende Salsahöhle, und ich mit

Bauchtanz, Cha Cha, Konga und Phantasieschritten

in glücklichen Pirouetten und atemloser Hingabe.

 

Nach dieser Eruption sitze ich für einige Minuten

ganz still und komme langsam zur Ruhe.

 

Es klingelt an der Tür.

Draußen steht Fred Astaire

mit Frack und Spazierstock.

Er strahlt mich an und fragt

„Shall we dance?“

Ich sage ihm: „Heute nicht.

Jetzt bin ich zu erschöpft.

Frag doch morgen Abend noch mal.“

Lachend tippt er an den Rand seines Zylinders

und verschwindet mit Steppschritten

In der Dunkelheit.

Comments are closed.